Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die couragierte Aufklärerin
Journalistin Maria Ressa will auch nach Friedensnobelpreis weiterkämpfen
(epd) - Es regnete Glückwünsche in den sozialen Netzwerken, kaum war die Auszeichnung der philippinischen Journalistin Maria Ressa mit dem Friedensnobelpreis bekannt geworden. „Danke, Maria, du machst uns so stolz“, „Die Wahrheit triumphiert“und „Kämpfe den guten Kampf weiter“, heißt es dort. Ihre Unerschrockenheit und ihr investigatives Gespür haben Maria Ressa schon vor langer Zeit prominent gemacht: Sie und das von ihr 2012 mitgegründete Nachrichtenportal „Rappler“decken Machtmissbrauch, Korruption und staatliche Gewalt in dem südostasiatischen Land auf. Insbesondere gilt die frühere CNN-Journalistin als eine der schärfsten Kritikerinnen des umstrittenen Präsidenten Rodrigo Duterte.
Sie kämpfe für Meinungsfreiheit, sagte die Komitee-Vorsitzende Berit Reiss-Andersen. Der „Rappler“fokussiere seine Berichterstattung auf die tödliche AntiDrogen-Kampagne Dutertes, deren Opferzahl so hoch sei, dass sie einem Krieg gegen die eigene Bevölkerung gleichkomme. Ressa und das Portal dokumentierten zudem den Einsatz sozialer Medien gegen Regierungskritiker.
Gegen Maria Ressa hat der philippinische Staat etliche Gerichtsverfahren angestrengt, unter anderem wegen „Verleumdung im Internet“. Ausführlich hat ihr investigatives Nachrichtenportal die massiven Gräuel in dem von Duterte Mitte 2016 initiierten „Anti-Drogen-Krieg“dokumentiert. Menschenrechtler schätzen, dass dabei bis zu 30 000 Menschen ermordet wurden. Duterte
beschimpfte Ressa als „Betrügerin“und drohte mehrfach, „Rappler“dichtzumachen, indem er behauptete, das Nachrichtenportal befinde sich vollständig im Besitz von Amerikanern.
Dass sie für ihren Einsatz viel riskiert, spiegelt sich auch immer wieder in weltweiten Solidaritätsbekundungen für die zierliche Journalistin mit Kurzhaarschnitt und Brille. Unter dem Hashtag #HoldTheLine haben Journalistenverbände, Bürgerrechtsorganisationen und Schriftsteller im vergangenen Jahr eine Kampagne für Ressa und andere kritische Medien auf den Philippinen gestartet. Im Juli 2020 ernannte sie der Autorenverband PEN Deutschland zum Ehrenmitglied. Das US-Magazin „Time“kürte sie zusammen mit anderen Reportern 2018 zur „Person des Jahres“.
Schon lange gelten die Philipinen als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten weltweit. Seit dem Sturz des Diktators Ferdinand Marcos 1986 wurden laut Nationaler Journalisten-Gewerkschaft (NUJP) mindestens 189 Reporterinnen und Reporter ermordet. Wiederholt erklärte Ressa, sie werde auch in Zukunft gegen jeden Angriff auf die Pressefreiheit kämpfen. Was die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis für sie persönlich bedeute, wurde sie am Freitag gefragt. Ressa lachte, legte die Hände aneinander und sagte dann schlicht: „Weitermachen mit dem, was wir bisher getan haben“. Es werde zwar immer Konsequenzen geben, wenn man eine Geschichte mache, die jemand nicht möge. Aber: „Ich denke, unsere Öffentlichkeit hat erkannt, dass Rappler diese Geschichten weiter erzählen wird.“