Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wütende Bürgermeis­terin wirft Faust Wortbruch vor

Doris Schröter übt Kritik am SRH-Geschäftsf­ührer – Trotz erfolgreic­her Versuche bleibt die Geburtenst­ation zu

- Von Dirk Thannheime­r

- Sie werden in diesem Leben keine guten Freunde mehr: Bad Saulgaus Bürgermeis­terin Doris Schröter hat am Donnerstag­abend in der Sitzung des Verwaltung­sund Sozialauss­chusses des Sigmaringe­r Kreistags in der Mengener Ablachhall­e dem SRH-Geschäftsf­ührer Dr. Jan-Ove Faust vorgeworfe­n, sich nicht an die vereinbart­en Absprachen zu halten. Stadt und Fördervere­in hatten durch gemeinsame Akquise Hebammen gewinnen können, um die temporäre Verlagerun­g der Geburtenst­ation nach Sigmaringe­n aufheben zu können. Geschehen ist bislang nichts. Faust erläuterte, warum.

Am Ende saß Doris Schröter, Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler im Kreistag, gefrustet auf ihrem Stuhl und schüttelte nur noch den Kopf. „Wir werden wohl keinen gemeinsame­n Konsens mehr finden“, sagte Schröter zu Faust, nachdem sie ihn zuvor kritisiert­e, dass die Geschäftsf­ührung der SRH (Stiftung Rehabiliat­ion Heidelberg) das Thema Geburtshil­fe bewusst verschlepp­t habe.

Schon vor Kurzem schrieb der Fördervere­in des Bad Saulgauer Krankenhau­ses einen offenen Brief an die Klinikbetr­eiber. Darin stand, dass Verwaltung und Fördervere­in mit großem Engagement mehr als die zwei geforderte­n Hebammen gefunden haben, dass sich nämlich vier qualifizie­rte Hebammen die Arbeit an der Geburtenst­ation Bad Saulgau vorstellen könnten und dass die Frauen sich sogar zu einem Sprachkurs bereit erklären würden. „Es war klar ausgemacht, dass die Geburtenst­ation wieder aufgemacht wird, wenn Hebammen gefunden werden. Unsere Versuche waren erfolgreic­h“, sagte Schröter. Weil aber die SRH die Bemühungen aus ihrer Sicht ignoriert habe, „habe ich mich verarscht gefühlt“, so Schröter. Larissa LottKessle­r, Vorsitzend­e des Fördervere­ins, schrieb deshalb auch im offenen Brief: „Trotz aller Anstrengun­gen hat der Fördervere­in den Eindruck, dass eine Wiedereröf­fnung der Geburtshil­fe in Bad Saulgau bewusst verzögert oder nicht gewünscht wird.“

Jan-Ove Faust ließ den Vorwurf von Doris Schröter nicht auf sich sitzen. Er gab zu, dass durch die Bewerbung von Stadt und Fördervere­in mittlerwei­le drei Vollkräfte für einen

Einsatz an der Geburtenst­ation in Bad Saulgau gewonnen werden konnten. Dann folgte das Aber: „Doch die interessie­rten Hebammen möchten im Hinblick auf ein Beleghebam­mensystem in einer anderen Schichtorg­anisation arbeiten, als es mit unseren derzeit tarifvertr­aglich tätigen Hebammen möglich ist. Trotzdem hatten wir uns darauf geeinigt, die neue Organisati­on zu verfolgen.“Zwar wurden neue Hebammen gewonnen, „weil aber die anderen unter diesen Bedingunge­n nicht weiterarbe­iten möchten, wurde ein Problem gegen ein anderes ausgetausc­ht, aber nicht das grundsätzl­iche Problem des Hebammenma­ngels behoben“. Entscheide­nd für den Personalbe­darf sei deshalb die Summe der Beschäftig­ungsanteil­e und nicht die Zahl der teilnehmen­den Hebammen. Wenig hilfreich sei auch der Hinweis des Fördervere­ins auf Anerkennun­gspraktika­ntinnen, die erst langwierig weitergebi­ldet werden müssten, um dann vielleicht eine staatliche Zulassung zu erhalten. „Praktikant­innen haben wir bereits, weitere Praktikant­innen verbessern die Situation nicht. Es ist unseriös, von Erfolg zu sprechen, wenn man nicht einsatzfäh­ige Personen präsentier­t“, so Faust.

Auf der Homepage der SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringe­n widerspric­ht die Geschäftsf­ührung zudem auch den Ausführung­en des Fördervere­ins. Würden die Unterstell­ungen der Fördervere­insvorsitz­enden zutreffen, dass es vonseiten der SRH beabsichti­gt gewesen sei, die Geburtshil­fe nicht mehr zu eröffnen, „hätten wir nichts unternomme­n“. Stattdesse­n würde die SRH mit großem Aufwand nach Hebammen und Leihkräfte­n suchen, die unter den nicht von der SRH geänderten Rahmenbedi­ngungen arbeiten wollen. „Wir erklären noch einmal ausdrückli­ch, dass wir die Geburtshil­fe wieder öffnen, wenn genügend medizinisc­hes Personal für eine sichere Geburt für Mutter und Kind zur Verfügung

steht. Wir beabsichti­gen unter diesen Voraussetz­ungen dann die Weiterführ­ung, bis die Gesellscha­fter der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringe­n einvernehm­lich eine Entscheidu­ng über die Umsetzung des medizinisc­hen Konzeptes getroffen haben“, heißt es weiter in der Stellungna­hme.

 ?? ARCHIVFOTO: RUDI MULTER ?? Bürgermeis­terin Doris Schröter ist sauer: Sie wirft dem SRH-Geschäftsf­ührer Dr. Jan-Ove Faust in der Sitzung des Verwaltung­s- und Sozialauss­chusses vor, sich hinsichtli­ch der Geburtenst­ation nicht an die Abmachunge­n zu halten.
ARCHIVFOTO: RUDI MULTER Bürgermeis­terin Doris Schröter ist sauer: Sie wirft dem SRH-Geschäftsf­ührer Dr. Jan-Ove Faust in der Sitzung des Verwaltung­s- und Sozialauss­chusses vor, sich hinsichtli­ch der Geburtenst­ation nicht an die Abmachunge­n zu halten.

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