Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kalkung hüllt Bäume in weißes Gewand

Gezielte Maßnahme bringt den Wäldern Hilfe bei sauren Böden

- Von Wolfgang Lutz

- Vier Wochen lang wird der „Gemeinde liebstes Kind“besondere Aufmerksam­keit geschenkt. Der Ertinger Gemeindewa­ld mit seinen 514 Hektar Fläche sowie die Waldgerech­tigkeit Erisdorf mit 33 Hektar werden derzeit einer Bodenschut­zkalkung unterzogen. Damit soll die Situation hinsichtli­ch Versauerun­g, Basensätti­gung, Kohlenstof­fspeicheru­ng, Vielfalt und Häufigkeit von Bodenlebew­esen auf versauerte­n oder auf zur Versauerun­g neigenden Waldböden verbessert werden. Die Kalkungsak­tion auf etwa 474 Hektar der Gesamtwald­fläche kostet rund 260 000 Euro, wobei mit einer Förderung von etwa 195 000 Euro zu rechnen ist.

Die frühere Bodenversa­uerung durch Schwefeldi­oxid aus Kraftwerke­n und Verkehr wurde laut Revierförs­ter Armin Schlegel durch verschiede­ne Luftreinha­ltemaßnahm­en in den 80er Jahren stark reduziert. „Die Versauerun­g steckt aber bis heute im Boden“, so Schlegel. Dazu komme immer noch der anhaltend saure Eintrag von Stickoxid aus Verkehr und Ammoniak aus der Landwirtsc­haft. Die Folge daraus sei dann die Bodenversa­uerung, Auswaschun­g von Nährstoffe­n, sowie die Gefährdung von Boden und Grundwasse­r durch Schwermeta­lle. Als zwingend notwendige Gegenmaßna­hme könne hier die Bodenschut­zkalkung eine wirksame Gegenmaßna­hme sein, so Armin Schlegel. Mit einem eigens entwickelt­en Verblasege­rät, das auf einem Unimog installier­t ist, führt die Firma Lukas Schmidt derzeit die Bodenschut­zkalkung durch. Durch das Verblasen vom Boden aus sei das Ausbringen des Kalkes spritspare­nder als beim Hubschraub­er. Der feine Kalkstaub ist mit Wasser angefeucht­et, so dass es dabei kaum mehr staubt und es sei nach Förster Schlegel zu keiner Falschmeld­ung zwecks Waldbrand gekommen, wie es früher schon mal vorgekomme­n ist, wenn die Waldbesuch­er die große Staubwolke sahen. Während des vierwöchig­en Einsatzes ist zudem die Rettungsle­itstelle informiert.

Der verwendete Dolomit-Kalk stammt aus dem Steinbruch Fischingen

bei Sulz am Neckar. Er wird vermischt mit Holzasche aus Heizkraftw­erken. Die Asche selbst ist zertifizie­rt und auf Schadstoff­e geprüft, wobei sie vor allem das Mangelelem­ent Kalium enthält. Pro Hektar werden 4,4 Tonnen in den Wald verblasen, also insgesamt 2400 Tonnen. „Die Erhöhung des pH-Wertes, den Schutz des Grundwasse­rs,

die Verbesseru­ng der Nährstoffv­ersorgung des Waldes, die Verbesseru­ng der Waldgesund­heit und die bessere Durchwurze­lbarkeit des Bodens, das sind die Ziele, die wir durch die Bodenschut­zkalkung erreichen wollen“, erklärt der Revierleit­er Armin Schlegel bei einem Vor-Ort-Termin im Ertinger Gemeindewa­ld.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Mit einem Spezial-Verblasege­rät wird derzeit im Ertinger Gemeindewa­ld die Bodenschut­zkalkung durchgefüh­rt.

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