Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kalkung hüllt Bäume in weißes Gewand
Gezielte Maßnahme bringt den Wäldern Hilfe bei sauren Böden
- Vier Wochen lang wird der „Gemeinde liebstes Kind“besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der Ertinger Gemeindewald mit seinen 514 Hektar Fläche sowie die Waldgerechtigkeit Erisdorf mit 33 Hektar werden derzeit einer Bodenschutzkalkung unterzogen. Damit soll die Situation hinsichtlich Versauerung, Basensättigung, Kohlenstoffspeicherung, Vielfalt und Häufigkeit von Bodenlebewesen auf versauerten oder auf zur Versauerung neigenden Waldböden verbessert werden. Die Kalkungsaktion auf etwa 474 Hektar der Gesamtwaldfläche kostet rund 260 000 Euro, wobei mit einer Förderung von etwa 195 000 Euro zu rechnen ist.
Die frühere Bodenversauerung durch Schwefeldioxid aus Kraftwerken und Verkehr wurde laut Revierförster Armin Schlegel durch verschiedene Luftreinhaltemaßnahmen in den 80er Jahren stark reduziert. „Die Versauerung steckt aber bis heute im Boden“, so Schlegel. Dazu komme immer noch der anhaltend saure Eintrag von Stickoxid aus Verkehr und Ammoniak aus der Landwirtschaft. Die Folge daraus sei dann die Bodenversauerung, Auswaschung von Nährstoffen, sowie die Gefährdung von Boden und Grundwasser durch Schwermetalle. Als zwingend notwendige Gegenmaßnahme könne hier die Bodenschutzkalkung eine wirksame Gegenmaßnahme sein, so Armin Schlegel. Mit einem eigens entwickelten Verblasegerät, das auf einem Unimog installiert ist, führt die Firma Lukas Schmidt derzeit die Bodenschutzkalkung durch. Durch das Verblasen vom Boden aus sei das Ausbringen des Kalkes spritsparender als beim Hubschrauber. Der feine Kalkstaub ist mit Wasser angefeuchtet, so dass es dabei kaum mehr staubt und es sei nach Förster Schlegel zu keiner Falschmeldung zwecks Waldbrand gekommen, wie es früher schon mal vorgekommen ist, wenn die Waldbesucher die große Staubwolke sahen. Während des vierwöchigen Einsatzes ist zudem die Rettungsleitstelle informiert.
Der verwendete Dolomit-Kalk stammt aus dem Steinbruch Fischingen
bei Sulz am Neckar. Er wird vermischt mit Holzasche aus Heizkraftwerken. Die Asche selbst ist zertifiziert und auf Schadstoffe geprüft, wobei sie vor allem das Mangelelement Kalium enthält. Pro Hektar werden 4,4 Tonnen in den Wald verblasen, also insgesamt 2400 Tonnen. „Die Erhöhung des pH-Wertes, den Schutz des Grundwassers,
die Verbesserung der Nährstoffversorgung des Waldes, die Verbesserung der Waldgesundheit und die bessere Durchwurzelbarkeit des Bodens, das sind die Ziele, die wir durch die Bodenschutzkalkung erreichen wollen“, erklärt der Revierleiter Armin Schlegel bei einem Vor-Ort-Termin im Ertinger Gemeindewald.