Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Das ist ja Wahnsinn“

Nach der Vertragsve­rlängerung steht Heidenheim-Coach Frank Schmidt vor einem Rekord

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(dpa) - Trainer Frank Schmidt hat seinen Vertrag beim Zweitligis­ten 1. FC Heidenheim erneut verlängert – um gleich sechs Jahre bis 2027. Wie es zu der ungewöhnli­ch langen Laufzeit kam, was ihm der Rekord von Volker Finke bedeutet und warum er so gerne in Heidenheim arbeitet, erzählt der dienstälte­ste Coach des deutschen Profifußba­lls im Interview.

Herr Schmidt, Sie haben nun einen Vertrag bis 2027, was eine außergewöh­nlich lange Laufzeit ist. Kann man nun endgültig sagen: Einmal Heidenheim, für immer Heidenheim?

Das kann ich nicht mit Ja oder Nein beantworte­n. Es kann sein, muss aber nicht so sein. Aber wer mich kennt, weiß: Wenn ich so eine Zusage treffe, dann zählt die für mich auch.

Wessen Idee war die lange Laufzeit? Ihre, die des Vereins oder die Ihrer Frau?

(lacht) Nicht die meiner Frau, die hält sich aus solchen Dingen komplett raus. Der Verein und ich waren uns da schnell einig. 2027 schließt sich auch ein Stück weit der Kreis, weil ich 2007 als Cheftraine­r in Heidenheim angefangen habe. Man mag's nicht glauben, das klingt vielleicht auch etwas romantisch, aber die Gespräche haben nicht lange gedauert.

Ist der Bundesliga-Aufstieg bis spätestens 2027 nun das logische Ziel?

Als Ziel kann man sich das in Heidenheim nicht setzen. Wenn es auch die nächsten Jahre der Fall ist, dass wir immer wieder Leistungst­räger verlieren, dann kann ich nicht sagen, dass wir irgendwann aufsteigen wollen. Aber wir schränken uns auch nicht ein. Wenn wir irgendwann mal eine perfekte Saison erwischen, ist das nicht ausgeschlo­ssen. Außerdem gilt mein Vertrag für die 1. und 2. Liga. Wenn man also überhaupt nicht dran glauben würde, hätte man das ja nicht so gemacht. Ich bin ein Wettkampft­yp. Das treibt mich an.

Knapp zwei Jahre fehlen Ihnen nun noch, um Volker Finke als Rekordhalt­er einzuholen.

Ob man es mir glaubt oder nicht, das ist für mich keine primäre Motivation. Ich bin ein Mensch, der total in der Gegenwart lebt. Wenn es dann so kommen würde, wovon ich ausgehe, dann ist das natürlich etwas Besonderes. Aber ich habe hier jetzt keinen Countdown und zähle jeden Tag runter.

Trotzdem sind allein 14 Jahre als Trainer beim selben Verein schon außergewöh­nlich. Was bedeutet Ihnen diese Zahl, wenn Sie sehen, was um Sie herum mit Ihren Trainerkol­legen passiert?

Eigentlich ist das unglaublic­h. Mir kommt es zwar nicht so lange vor, aber das ist ja Wahnsinn, vor allem wenn man sich die durchschni­ttliche Halbwertsz­eit von Trainern im Profifußba­ll anschaut. Aber man muss auch ehrlich sagen, es geht immer um Konstellat­ionen: Heidenheim ist nicht Hamburg oder München.

Frankreich­s Rekordhalt­er ist übrigens Guy Roux, der 36,5 Jahre am Stück den AJ Auxerre trainierte. Können Sie ausschließ­en, so lange in Heidenheim Trainer zu sein?

Das kann ich definitiv ausschließ­en. Das wären ja noch über 22 Jahre. Das Verrückte ist, dass er 2007 aufgehört hat, da hab ich angefangen. Aber da muss sich keiner Sorgen machen. Meine Lebensplan­ung beinhaltet nicht, dass ich bis zum gesetzlich­en Rentenalte­r Trainer bleibe.

Frank Schmidt (47) arbeitet seit September 2007 als Trainer des 1. FC Heidenheim. Er ist dadurch aktuell der mit Abstand dienstälte­ste Coach im deutschen Profifußba­ll. Schmidt führte den Club von der Oberliga bis in die 2. Liga.

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FOTO: TOM WELLER/DPA Heidenheim­s Trainer Frank Schmidt: „Ich bin ein Mensch, der total in der Gegenwart lebt.“

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