Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Diese Geste ist 2000 Jahre alt“

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(KNA) - Keine Umarmung, kein Handschlag, dafür mehr Abstand: Corona hat sich stark auf zwischenme­nschliche Beziehunge­n ausgewirkt. Inzwischen wächst bei vielen Menschen die Unsicherhe­it, ob Händeschüt­teln wieder angebracht sein könnte. Eine Antwort gibt der Vorstandsv­orsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellscha­ft, Clemens Graf von Hoyos (Foto: dpa), im Interview mit Christoph Arens.

Herr Graf von Hoyos, der Sommer bringt nach zwei Jahren Pandemie wieder ein wenig Normalität. Sollten wir wieder dazu zurückkehr­en, uns zur Begrüßung oder zum Abschied die Hand zu geben? Das obliegt jedem selbst. Wer sich wohl dabei fühlt, kann wieder seine Hand anbieten. Natürlich haben wir während Corona gelernt, stärker auf Hygiene zu achten. Und natürlich hat die geforderte Distanz dazu beigetrage­n, dass wir uns stärker auf uns selbst zurückgezo­gen haben. Das haben viele Menschen durchaus als angenehm empfunden, andere leiden darunter. Wer sensibler ist, kann auch mit einer leichten Verbeugung, einem Kopfnicken, einem Lächeln oder einer Hand auf dem Herzen signalisie­ren: Ich sehe Dich. Du bist willkommen.

Sollte man fragen, ob man die Hand geben darf ?

Ich empfehle, man sollte die Hand ganz selbstbewu­sst anbieten. Falls das Gegenüber das dann nicht möchte, kann er oder sie ja höflich ablehnen und eine andere Form anbieten.

Kommt das Händeschüt­teln in alter Weise zurück?

Ich rechne ganz fest damit. Das hat sich auch schon im vergangene­n Sommer gezeigt, als die CoronaSens­ibilität zwischenze­itlich geringer wurde. Diese Geste ist 2000 Jahre alt. Vor mehr als 200 Jahren soll sie der österreich­ische Staatskanz­ler Fürst Metternich über alle Schichten hinweg salonfähig gemacht haben. Eine solche, tief verwurzelt­e Geste lässt sich nicht einfach durch zwei Jahre Pandemie abschalten.

Was bedeutet diese Geste eigentlich?

Sie war vermutlich ein Zeichen der Verbundenh­eit unter frühen Christen. Im Mittelalte­r signalisie­rten die Menschen damit, dass sie unbewaffne­t und deshalb friedlich gesinnt waren.

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