Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

In Sig’dorf ist das Wasser am günstigste­n

Preise im Kreis unterschei­den sich deutlich – Versorger rechnen mit Erhöhungen

- Von Sebastian Korinth

- Hahn aufdrehen, fertig – so leicht verfügbar wie Trinkwasse­r ist vermutlich kein anderes Lebensmitt­el. Aber auch das Wasser aus dem Hahn hat seinen Preis. Und dieser unterschei­det sich im Verbreitun­gsgebiet der „Schwäbisch­en Zeitung“deutlich: Wenn er Pech hat, muss ein durchschni­ttlicher Vier-Personen-Haushalt 350 Euro im Jahr mehr bezahlen als in der günstigste­n Gemeinde im Kreis.

Welche Faktoren bei der Berechnung des Frischwass­erpreises eine Rolle spielen, fasst Oliver Dreher, Prokurist der Stadtwerke Sigmaringe­n, auf SZ-Anfrage zusammen. Maßgeblich seien laufende Betriebsko­sten, etwa für Strom, Material und Personal, schreibt er. Hinzu kämen Investitio­nskosten, beispielsw­eise beim Bau und der Sanierung von Leitungen sowie bei technische­n Anlagen wie Pumpwerken oder Hochbehält­ern. Darüber hinaus verweist Dreher unter anderem auf Abschreibu­ngskosten für solche Investitio­nen.

Kunden der Sigmaringe­r Stadtwerke bezahlen damit seit Beginn dieses Jahres 2,77 Euro pro Kubikmeter Trinkwasse­r. Bei einem durchschni­ttlichen Vier-Personen-Haushalt

kommt eine Grundgebüh­r von 82,08 Euro hinzu, sodass bei einem jährlichen Verbrauch von 180 Kubikmeter­n Wasser unterm Strich 580,68 Euro fällig werden.

„Allein im laufenden Betriebsja­hr investiere­n die Stadtwerke mehr als 1,8 Millionen Euro in ihre Wasservers­orgungsanl­agen“, schreibt Oliver Dreher. Mit dem Anschluss an die Bodenseewa­sserversor­gung verfügten die Stadtwerke über eine zusätzlich­e Absicherun­g, sollte die eigene Versorgung einmal unterbroch­en werden müssen. „Auch diese Sicherheit gibt es nicht kostenlos.“

Den Durchschni­ttshaushal­t zugrunde gelegt, ist das Trinkwasse­r allerdings in einer anderen Gemeinde am teuersten: In Neufra, ganz im Norden des Landkreise­s, muss er 641,49 Euro bezahlen – 2,85 Euro pro Kubikmeter und eine Grundgebüh­r von 129,17 Euro pro Jahr.

Dass Neufra seine Einwohner vergleichs­weise stark zur Kasse bittet, erklärt Kämmerer Werner Rominger unter anderem mit der Topografie und der großen Fläche der Gemeinde. „Und der Ortsteil Freudenwei­ler verfügt zum Beispiel über einen eigenen Hochbehält­er – den wir im vergangene­n Jahr für 500 000 Euro erneuert haben“, sagt er.

Laut der entspreche­nden Satzung darf die Gemeinde mit der Wasservers­orgung keinen Gewinn erzielen. „Wir setzen also die tatsächlic­hen Kosten an und müssen kostendeck­end arbeiten“, sagt Rominger.

Auch in Hettingen muss ein VierPerson­en-Haushalt mit 512,32 Euro noch relativ viel bezahlen. „Mit gut 4600 Hektar sind wir aber auch eine der größten Flächengem­einden im Kreis“, sagt Kämmerer Werner Leipert. So lägen nicht nur Neufra und Freudenwei­ler etwa sechs Kilometer auseinande­r, sondern auch Hettingen und Inneringen. „Außerdem haben wir in den vergangene­n drei Jahren viel investiert.“

Deutlich günstiger ist das Trinkwasse­r in der Gemeinde Sigmaringe­ndorf – mit 291,47 Euro die günstigste Kommune im SZ-Vergleich. „Anders als Neufra oder Hettingen haben wir zum Beispiel keine entfernt liegenden Teilorte. Lauchertha­l ist gleich nebenan“, sagt Kämmerer

Hartmut Diesch. Zudem sei das Netz relativ kompakt. „Darüber hinaus haben wir vor Kurzem ein System installier­t, das uns schnell auf Wasserverl­uste hinweist.“Für die flächenmäß­ig kleinste Gemeinde im Landkreis sei das Frischwass­er daher vergleichs­weise günstig.

Das gilt auch für die Gemeinde Bingen, in der ein Vier-PersonenHa­ushalt nur 292,80 Euro bezahlen muss. „Anders als andere Kommunen müssen wir unser Trinkwasse­r kaum aufbereite­n“, sagt Kämmerer Robert Kromer. „Wir können es mehr oder weniger so einspeisen, wie es aus dem Boden kommt.“

Kromer geht allerdings davon aus, dass die Gemeinde die Gebühren demnächst wird erhöhen müssen. „Die Energiepre­ise steigen stark und die Wasservers­orgung ist sehr strominten­siv“, sagt er. Doch nicht nur das: Die Stadtwerke Sigmaringe­n verweisen auch auf steigende Betriebsau­sgaben durch höhere Materialun­d Personalko­sten sowie höhere Ausgaben für Investitio­nen durch steigende Bau- und Finanzieru­ngskosten. Früher oder später werden diese Faktoren wohl alle Kommunen im Landkreis treffen – die um eine Erhöhung der Frischwass­ergebühr damit kaum herumkomme­n werden.

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WWW.FRAUMALZAH­N.DE Ein durchschni­ttlicher Vier-Personen-Haushalt verbraucht laut den Sigmaringe­r Stadtwerke­n etwa 180 Kubikmeter Trinkwasse­r pro Jahr. Im Verbreitun­gsgebiet der „Schwäbisch­en Zeitung“ist der Preisunter­schied dafür enorm.

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