Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
In Sig’dorf ist das Wasser am günstigsten
Preise im Kreis unterscheiden sich deutlich – Versorger rechnen mit Erhöhungen
- Hahn aufdrehen, fertig – so leicht verfügbar wie Trinkwasser ist vermutlich kein anderes Lebensmittel. Aber auch das Wasser aus dem Hahn hat seinen Preis. Und dieser unterscheidet sich im Verbreitungsgebiet der „Schwäbischen Zeitung“deutlich: Wenn er Pech hat, muss ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt 350 Euro im Jahr mehr bezahlen als in der günstigsten Gemeinde im Kreis.
Welche Faktoren bei der Berechnung des Frischwasserpreises eine Rolle spielen, fasst Oliver Dreher, Prokurist der Stadtwerke Sigmaringen, auf SZ-Anfrage zusammen. Maßgeblich seien laufende Betriebskosten, etwa für Strom, Material und Personal, schreibt er. Hinzu kämen Investitionskosten, beispielsweise beim Bau und der Sanierung von Leitungen sowie bei technischen Anlagen wie Pumpwerken oder Hochbehältern. Darüber hinaus verweist Dreher unter anderem auf Abschreibungskosten für solche Investitionen.
Kunden der Sigmaringer Stadtwerke bezahlen damit seit Beginn dieses Jahres 2,77 Euro pro Kubikmeter Trinkwasser. Bei einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt
kommt eine Grundgebühr von 82,08 Euro hinzu, sodass bei einem jährlichen Verbrauch von 180 Kubikmetern Wasser unterm Strich 580,68 Euro fällig werden.
„Allein im laufenden Betriebsjahr investieren die Stadtwerke mehr als 1,8 Millionen Euro in ihre Wasserversorgungsanlagen“, schreibt Oliver Dreher. Mit dem Anschluss an die Bodenseewasserversorgung verfügten die Stadtwerke über eine zusätzliche Absicherung, sollte die eigene Versorgung einmal unterbrochen werden müssen. „Auch diese Sicherheit gibt es nicht kostenlos.“
Den Durchschnittshaushalt zugrunde gelegt, ist das Trinkwasser allerdings in einer anderen Gemeinde am teuersten: In Neufra, ganz im Norden des Landkreises, muss er 641,49 Euro bezahlen – 2,85 Euro pro Kubikmeter und eine Grundgebühr von 129,17 Euro pro Jahr.
Dass Neufra seine Einwohner vergleichsweise stark zur Kasse bittet, erklärt Kämmerer Werner Rominger unter anderem mit der Topografie und der großen Fläche der Gemeinde. „Und der Ortsteil Freudenweiler verfügt zum Beispiel über einen eigenen Hochbehälter – den wir im vergangenen Jahr für 500 000 Euro erneuert haben“, sagt er.
Laut der entsprechenden Satzung darf die Gemeinde mit der Wasserversorgung keinen Gewinn erzielen. „Wir setzen also die tatsächlichen Kosten an und müssen kostendeckend arbeiten“, sagt Rominger.
Auch in Hettingen muss ein VierPersonen-Haushalt mit 512,32 Euro noch relativ viel bezahlen. „Mit gut 4600 Hektar sind wir aber auch eine der größten Flächengemeinden im Kreis“, sagt Kämmerer Werner Leipert. So lägen nicht nur Neufra und Freudenweiler etwa sechs Kilometer auseinander, sondern auch Hettingen und Inneringen. „Außerdem haben wir in den vergangenen drei Jahren viel investiert.“
Deutlich günstiger ist das Trinkwasser in der Gemeinde Sigmaringendorf – mit 291,47 Euro die günstigste Kommune im SZ-Vergleich. „Anders als Neufra oder Hettingen haben wir zum Beispiel keine entfernt liegenden Teilorte. Laucherthal ist gleich nebenan“, sagt Kämmerer
Hartmut Diesch. Zudem sei das Netz relativ kompakt. „Darüber hinaus haben wir vor Kurzem ein System installiert, das uns schnell auf Wasserverluste hinweist.“Für die flächenmäßig kleinste Gemeinde im Landkreis sei das Frischwasser daher vergleichsweise günstig.
Das gilt auch für die Gemeinde Bingen, in der ein Vier-PersonenHaushalt nur 292,80 Euro bezahlen muss. „Anders als andere Kommunen müssen wir unser Trinkwasser kaum aufbereiten“, sagt Kämmerer Robert Kromer. „Wir können es mehr oder weniger so einspeisen, wie es aus dem Boden kommt.“
Kromer geht allerdings davon aus, dass die Gemeinde die Gebühren demnächst wird erhöhen müssen. „Die Energiepreise steigen stark und die Wasserversorgung ist sehr stromintensiv“, sagt er. Doch nicht nur das: Die Stadtwerke Sigmaringen verweisen auch auf steigende Betriebsausgaben durch höhere Materialund Personalkosten sowie höhere Ausgaben für Investitionen durch steigende Bau- und Finanzierungskosten. Früher oder später werden diese Faktoren wohl alle Kommunen im Landkreis treffen – die um eine Erhöhung der Frischwassergebühr damit kaum herumkommen werden.