Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Feuerwehrhaus in Weingarten knackt die 10,3-Millionen-Marke
Bau-Ende in Weingarten auf Dezember verschoben – Krieg und Pandemie als Kostentreiber
- Auf 9,6 Millionen Euro beläuft sich bis dato das Kostenvolumen der Stadt Weingarten für den Bau des neuen Feuerwehrhauses. Es muss bis zum Bauende im Dezember definitiv auf 10,2 Millionen Euro nach oben korrigiert werden. Veranschlagt sind sicherheitshalber schonmal 10,3 Millionen Euro. Das gab die Stadt in der vergangenen Gemeinderatssitzung bekannt. Grund für die Erhöhung seien zum einen Baupreissteigerungen, Planungsänderungen und die Corona-Pandemie sowie der Krieg zwischen Russland und der Ukraine.
Der Krieg habe unter anderem steigende Energiekosten, verlängerte Lieferzeit und Produktionsengpässe
zur Folge. Das zwingt „uns in der Kalkulation eine gewisse finanzielle Sicherheit für das Bauvorhaben zusätzlich einzuplanen. Deshalb wird die Freigabe von zusätzlichen 100 000 Euro brutto als Restrisikozuschlag vorgeschlagen“, heißt es in der Sitzungsvorlage.
Die gesamtheitliche Betrachtung aller Abwägungen – wie Vergabeergebnisse und Kalkulationsreserven – könnten zum Ende der Bauzeit hin immer präziser benannt werden. In diese Betrachtung fallen laut dem Planungsbüro „Drees & Sommer“auch die Baupreissteigerungen und sämtliche Planungsänderungen. Auswirkungen der Corona-Pandemie hätten zudem Einfluss auf diese Entwicklung genommen. Aus diesem Grund mussten überplanmäßige Kosten von 500 000 Euro veranschlagt und vom Gemeinderat genehmigt werden. Das geschah mit 19 Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und zwei Enthaltungen.
Weitere 100 000 Euro werden zwar noch benötigt, diese sind aber bereits im Haushalt 2022 bewilligt worden. Summa summarum rechnet das Planungsbüro bis zum Bauende mit Gesamtkosten von 10,3 Millionen Euro. Das Ende der Bauzeit hat sich von November auf Dezember 2022 verschoben. Die zusätzlichen und jetzt bewilligten Kosten von 600 000 Euro muss die Stadt an anderen Vorhaben abknapsen, die für 2022 geplant waren. Auf die neue Küche für das Café Museum in der Innenstadt muss der Pächter nun mindestens noch bis 2023 warten, denn für jenes
Haushaltsjahr soll sie nach Angaben der Sitzungsvorlage mit 230 000 Euro erneut veranschlagt werden. Genauso verhält es sich mit der Immobilienstrategie. Die Stadt habe eigentlich eine Katalogisierung aller Immobilien durchführen wollen, die sich in ihrem Eigentum befindet – inklusive aller Angaben, was zu welchem Zeitpunkt erneuert oder saniert werden müsse. Das sagt Stadtsprecherin Sabine Weisel. Rund 225 000 Euro werden von der Auflösung aus Rückstellungen stammen.
Indes liege die Stadt mit dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses noch im Zeitplan. Die Rohbauarbeiten sind beendet, die Außenfassaden werden bis Ende Mai fertiggestellt. Parallel dazu habe der Innenausbau begonnen. Zwischenzeitlich seien bis auf wenige kleinere Vergaben, wie die Beschilderung und Baureinigung, alle Gewerke vollständig vergeben. Über die nächsten acht Monate – so plant es die Stadt – werden der Innenausbau und die Außenanlagen realisiert.
Die Geschichte des Feuerwehrhaus-Projekts reicht bis ins Jahr 2013 zurück. Damals hatte der Technische Ausschuss beschlossen, den Standort der Feuerwehr nicht zu verlagern, sondern ihn zu erweitern. Im Laufe der Zeit stiegen die Kosten von anfangs durch die städtische Kämmerei kalkulierten 4,1 Millionen auf 5,7 Millionen Euro im Juni 2018 und auf 8,1 Millionen Euro im November 2019. Vor zwei Jahren sagte Feuerwehrkommandant Horst Romer der „Schwäbischen Zeitung“: „Ein Großteil
der Kostensteigerung entstand zweifellos durch die Hangsituation und die Verzögerung durch Einsprüche. Auch war die jährliche Baukostensteigerung die letzten Jahre exorbitant hoch, wie man es nicht erwarten konnte.“
Der Bau hat es 2020/2021 auch in das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes geschafft. Dieser sammelt Fälle, in denen aus seiner Sicht Steuergeld verschwendet wurde. Dadurch hatte sich Romer ungerecht behandelt gefühlt. Der Eintrag sei „gänzlich ungerechtfertigt, da es sich trotz der gestiegenen Kosten nicht um Steuerverschwendung handelt, sondern durch den Anbau lediglich die Missstände bei der Feuerwehr beseitigt werden und der Feuerwehr so eine Zukunft gegeben wird“.