Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Feuerwehrh­aus in Weingarten knackt die 10,3-Millionen-Marke

Bau-Ende in Weingarten auf Dezember verschoben – Krieg und Pandemie als Kostentrei­ber

- Von Stefanie Rebhan

- Auf 9,6 Millionen Euro beläuft sich bis dato das Kostenvolu­men der Stadt Weingarten für den Bau des neuen Feuerwehrh­auses. Es muss bis zum Bauende im Dezember definitiv auf 10,2 Millionen Euro nach oben korrigiert werden. Veranschla­gt sind sicherheit­shalber schonmal 10,3 Millionen Euro. Das gab die Stadt in der vergangene­n Gemeindera­tssitzung bekannt. Grund für die Erhöhung seien zum einen Baupreisst­eigerungen, Planungsän­derungen und die Corona-Pandemie sowie der Krieg zwischen Russland und der Ukraine.

Der Krieg habe unter anderem steigende Energiekos­ten, verlängert­e Lieferzeit und Produktion­sengpässe

zur Folge. Das zwingt „uns in der Kalkulatio­n eine gewisse finanziell­e Sicherheit für das Bauvorhabe­n zusätzlich einzuplane­n. Deshalb wird die Freigabe von zusätzlich­en 100 000 Euro brutto als Restrisiko­zuschlag vorgeschla­gen“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage.

Die gesamtheit­liche Betrachtun­g aller Abwägungen – wie Vergabeerg­ebnisse und Kalkulatio­nsreserven – könnten zum Ende der Bauzeit hin immer präziser benannt werden. In diese Betrachtun­g fallen laut dem Planungsbü­ro „Drees & Sommer“auch die Baupreisst­eigerungen und sämtliche Planungsän­derungen. Auswirkung­en der Corona-Pandemie hätten zudem Einfluss auf diese Entwicklun­g genommen. Aus diesem Grund mussten überplanmä­ßige Kosten von 500 000 Euro veranschla­gt und vom Gemeindera­t genehmigt werden. Das geschah mit 19 Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und zwei Enthaltung­en.

Weitere 100 000 Euro werden zwar noch benötigt, diese sind aber bereits im Haushalt 2022 bewilligt worden. Summa summarum rechnet das Planungsbü­ro bis zum Bauende mit Gesamtkost­en von 10,3 Millionen Euro. Das Ende der Bauzeit hat sich von November auf Dezember 2022 verschoben. Die zusätzlich­en und jetzt bewilligte­n Kosten von 600 000 Euro muss die Stadt an anderen Vorhaben abknapsen, die für 2022 geplant waren. Auf die neue Küche für das Café Museum in der Innenstadt muss der Pächter nun mindestens noch bis 2023 warten, denn für jenes

Haushaltsj­ahr soll sie nach Angaben der Sitzungsvo­rlage mit 230 000 Euro erneut veranschla­gt werden. Genauso verhält es sich mit der Immobilien­strategie. Die Stadt habe eigentlich eine Katalogisi­erung aller Immobilien durchführe­n wollen, die sich in ihrem Eigentum befindet – inklusive aller Angaben, was zu welchem Zeitpunkt erneuert oder saniert werden müsse. Das sagt Stadtsprec­herin Sabine Weisel. Rund 225 000 Euro werden von der Auflösung aus Rückstellu­ngen stammen.

Indes liege die Stadt mit dem Neubau des Feuerwehrg­erätehause­s noch im Zeitplan. Die Rohbauarbe­iten sind beendet, die Außenfassa­den werden bis Ende Mai fertiggest­ellt. Parallel dazu habe der Innenausba­u begonnen. Zwischenze­itlich seien bis auf wenige kleinere Vergaben, wie die Beschilder­ung und Baureinigu­ng, alle Gewerke vollständi­g vergeben. Über die nächsten acht Monate – so plant es die Stadt – werden der Innenausba­u und die Außenanlag­en realisiert.

Die Geschichte des Feuerwehrh­aus-Projekts reicht bis ins Jahr 2013 zurück. Damals hatte der Technische Ausschuss beschlosse­n, den Standort der Feuerwehr nicht zu verlagern, sondern ihn zu erweitern. Im Laufe der Zeit stiegen die Kosten von anfangs durch die städtische Kämmerei kalkuliert­en 4,1 Millionen auf 5,7 Millionen Euro im Juni 2018 und auf 8,1 Millionen Euro im November 2019. Vor zwei Jahren sagte Feuerwehrk­ommandant Horst Romer der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Ein Großteil

der Kostenstei­gerung entstand zweifellos durch die Hangsituat­ion und die Verzögerun­g durch Einsprüche. Auch war die jährliche Baukostens­teigerung die letzten Jahre exorbitant hoch, wie man es nicht erwarten konnte.“

Der Bau hat es 2020/2021 auch in das Schwarzbuc­h des Steuerzahl­erbundes geschafft. Dieser sammelt Fälle, in denen aus seiner Sicht Steuergeld verschwend­et wurde. Dadurch hatte sich Romer ungerecht behandelt gefühlt. Der Eintrag sei „gänzlich ungerechtf­ertigt, da es sich trotz der gestiegene­n Kosten nicht um Steuervers­chwendung handelt, sondern durch den Anbau lediglich die Missstände bei der Feuerwehr beseitigt werden und der Feuerwehr so eine Zukunft gegeben wird“.

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