Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Fernwärmenetz soll ausgebaut werden
Infoveranstaltung der Stadtwerke am Dienstag, 7. Februar – So sehen die Pläne aus
- Die Stadtwerke Bad Saulgau schmieden große Pläne für die Zukunft. Das bestehende Fernwärmenetz soll in der Kernstadt auf einer Länge von fast 20 Kilometern ausgebaut werden. Experten aus Praxis und Wissenschaft informieren die Bürger darüber am Dienstag, 7. Februar, um 18.30 Uhr im Stadtforum.
Die Informationsveranstaltung am Dienstag, 7. Februar, ist der Startschuss für eine Kampagne, um Hausbesitzer von den Vorteilen der erneuerbaren Wärme zu überzeugen. Voraussetzung für das ambitionierte Projekt mit einem geschätzten Gesamtvolumen von 55 Millionen Euro waren im November 2022 bewilligte Fördermittel in Höhe von 1,4 Millionen Euro vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. „Die Fördermittel werden ausschließlich für die Planung und eine Machbarkeitsstudie benötigt“, sagt Johannes Übelhör, technischer Leiter der Stadtwerke Bad Saulgau. Die Planung wird EU weit ausgeschrieben.
Mit im Boot sitzt als begleitender Partner das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (Ifas) mit Sitz in Trier. Dessen Projektmanager Alexander Reis hält bei der Informationsveranstaltung einen Vortrag über das Multitalent Fernwärme. „Mit der Fernwärme machen wir uns unabhängig vom internationalen Markt, wodurch wir eine große Preissicherheit bekommen“, sagt Reis im Vorfeld der Veranstaltung. Die Versorgung mit Fernwärme – so Reis – liefere eine klimafreundliche und kostengünstige Energie, zumal auf eigenständige Ressourcen zurückgegriffen werden könne. Und weil die gesetzlichen Vorgaben einen deutlich höheren Anteil an erneuerbaren Energien vorschreiben, werden die alten Öltanks und Gasheizungen aus den Kellern verschwinden. „Die Hausbesitzer müssen sich dann nicht mehr mit sich ständig verändernden Regularien auseinandersetzen“, so Reis. Der Wissenschaftler weiß aber auch, „dass viele Menschen ihre Bedenken haben, sich davon zu verabschieden“. Deshalb wird die Expertenrunde auch am Ende der Veranstaltung Fragen beantworten und versuchen, die Bedenkenträger vom Gegenteil und von den Vorteilen der Fernwärme zu überzeugen.
Die Stadtwerke Bad Saulgau haben indes eine gute Ausgangsposition geschaffen – nicht nur wegen der Fördermittel. Mit dem Ausbau des Fernwärmenetzes wurde bereits vor längerer Zeit Zug um Zug begonnen, daran angeschlossen sind die Schulstraße und die Schützenstraße, das Schulzentrum, das Thermalbad und das Rathaus. In Planung sind das MINT-Exzellenzgymnasium, der neue Kindergarten beim Friedhof sowie die Wohnquartiere Mooshaupten und Platzstraße/Eberhardstraße. Doch damit wollen sich die Stadtwerke
nicht zufrieden geben, sondern den Ausbau ganzheitlich erweitern. Dabei sollen alle bestehenden Wärmenetze miteinander verbunden werden. Noch nicht bekannt ist indes der Standort für eine große Heizzentrale.
Die Stadtwerke haben jedenfalls schon erste Kenndaten als Ziele festgelegt – Kenndaten, die die Dimension dieses Projekts verdeutlichen sollen, bei dem nach Angaben der Stadtwerke jährlich etwa 15.000 Tonnen CO2 eingespart und 2035 die Wärmeversorgung der Stadt Bad Saulgau klimaneutral sein soll: 700 Abnahmestellen, 500 Gebäude, 2000 Wohneinheiten, 70 Prozent Biomasse, 100 Prozent nachhaltige Wärme. Aktuell werden im Bestand jährlich etwa 13 Millionen Kilowattstunden erzeugt, in ein paar Jahren soll es nach einem zweistufigen Ausbau des Wärmenetzes die vierfache Menge sein. Die am Projekt beteiligten Partner sind jedenfalls optimistisch, dass die Hausbesitzer den Prozess unterstützen werden. „Wir treffen den Puls der Zeit“, sagt Johannes Reuter vom Marketing und Vertrieb bei den Stadtwerken. Fragen zum Preis werden bei der Veranstaltung am Dienstag aber noch nicht genannt werden können. „Das Angebot muss auf jeden Fall marktfähig sein“, ergänzt Alexander Reis.