Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Keine Angst vor Tränen
Trauerkreis erlebt guten Zuspruch – Teilnehmer schätzen geschützte Atmosphäre
- Trauer gemeinsam bewältigen – Das ist das Ziel des neuen Gesprächsangebots der Hospizgruppe Altshausen. Seit rund acht Monaten besteht das Angebot, die Resonanz hat die Initiatoren Anette Oelhaf und Fritz Hartmann überrascht.
Bereits seit über 30 Jahren gibt es die Hospizgruppe Altshausen. Die Ehrenamtlichen sind für Sterbende, aber auch Angehörige da. Nach dem Tod haben die Hinterbliebenen oft noch weiteren Gesprächsbedarf. Dafür hat die Gruppe im vergangenen Herbst einen offenen Trauerkreis geschaffen, Hartmann hat sich extra zum Trauerbegleiter ausbilden lassen. „Wir hatten zwar das Gefühl, das Bedarf besteht. Aber wussten eigentlich gar nicht, ob jemand zu einem Treffen kommen würde und mit Fremden über so ein persönliches Thema spricht“, erinnert sich Hartmann.
Aus anfangs fünf Besuchern sind mittlerweile sieben feste Mitglieder der Gruppe geworden, in den 40ern bis Ende 70 Jahre alt. Sie haben Partner oder einen Elternteil verloren. Bei den meisten liegt der Verlust schon vier bis fünf Jahre zurück. „Nach der Zeit stoßen sie in ihrem Umfeld oft auf Unverständnis, dass die Trauer weiterhin da ist“, berichtet Hartmann. Zwar sei die Verarbeitung des Verlusts einer nahestehenden Person sehr individuell, aber in der Gruppe erleben die Teilnehmer, dass sie damit nicht alleine sind. Und auch nicht mit negativen Gefühlen über den Verlust wie zum Beispiel
Wut. Bei den ersten Treffen stand das gegenseitige Kennenlernen im Mittelpunkt, um eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Rund eine Stunde moderiert Hartmann den Trauerkreis, im Anschluss folgt geselliger Smalltalk bei Kaffee und Kuchen. Bei den Themen geht es von Ablenkung im Alltag bis zum Leben nach dem Tod. „Sie schätzen alle, dass der Trauerkreis ein geschützter Raum ohne Tabus ist und das Gesagte in der Runde bleibt“, berichtet
Hartmann. Es sei normal, dass zwischendurch mal jemand in Tränen ausbreche, aber stoße dabei in der Gruppe auf absolutes Verständnis.
Die Teilnahme ist kostenlos und offen für alle, unabhängig von Konfession sowie Wohnort. Auch neue Teilnehmer sind willkommen, bei Bedarf könnte es eine zweite Gruppe geben. Mindestens bis Oktober soll die Gruppe so weiterlaufen wie bisher. „Es soll sich aber auch niemand verpf lichtet fühlen, dauerhaft dabei
zu bleiben. Auch will ich kein dauerhaftes Bemuttern verursachen, sondern den Menschen helfen, selber besser mit ihrer Trauer umzugehen“, sagt Hartmann.