Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

So will Mengen den Glasfasera­usbau schaffen

Mit Zuschüssen von Bund und Land und der BLS als Partner soll der Baubeginn 2025 stattfinde­n

- Von Jennifer Kuhlmann

- Mit dem Baubeschlu­ss der jüngsten Gemeindera­tssitzung hat die Stadt Mengen den Startschus­s für den groß angelegten und millionens­chweren Ausbau der Glasfaseri­nfrastrukt­ur in Mengen gegeben. Die Fördermitt­elbescheid­e, über die 90 Prozent der Kosten gedeckt werden sollen, liegen vor. Läuft die europaweit­e Ausschreib­ung über die Breitbandv­ersorgungs­gesellscha­ft des Landkreise­s (BLS) erfolgreic­h, könnte im Jahr 2025 mit dem Ausbau begonnen werden.

Ungeduld und Enttäuschu­ng haben sich in den vergangene­n Jahren bei Unternehme­rn und Privatleut­en in Mengen beim Thema Breitbanda­usbau die Waage gehalten. Die Realisieru­ng des Zehn-Jahres-Plans, den Stadtverwa­ltung und Gemeindera­t im Jahr 2019 für das Stadtgebie­t aufgestell­t hatten und der neben einem vom Ingenieurb­üro exakt ausgearbei­teten Plan für die einzelnen Hausanschl­üsse auch die Investitio­n von jährlich 500.000 Euro aus dem städtische­n Haushalt zu diesem Zweck vorsah, kam einfach nicht voran. Verzögerun­gen bei der Bearbeitun­g von Förderantr­ägen, unpassende Programme und Untergrabu­ngen der städtische­n Pläne durch Aktivitäte­n der Telekom waren für viel Frust verantwort­lich.

Jetzt konnten Volker Badouin, Sachgebiet­sleiter Tiefbau im Mengener Rathaus, und Holger Jerg bei seinem ersten öffentlich­en Auftritt als BLS-Geschäftsf­ührer dem Gemeindera­t im Januar endlich ein optimistis­cheres Bild zeichnen. Die Stadt Mengen gehört nämlich zu den Kommunen, die von den Förderunge­n von Bund und Land für „graue“und „dunkelgrau­e“Flecken bei der Breitbandv­ersorgung profitiere­n werden. Angesichts der Tatsache,

dass die Kostenbere­chnung für das Stadtgebie­t sich mittlerwei­le mehr als verdreifac­ht hat, eine mehr als gute Nachricht.

Insgesamt kann die Stadt mit Zuschüssen von 29,5 Millionen Euro rechnen, was 90 Prozent der Ausbaukost­en entspricht. Die restlichen zehn Prozent werden zwischen der BLS, deren Gesellscha­fterin die Stadt Mengen ist, und der Kommune aufgeteilt - allerdings nicht in einer anderen Konstellat­ion als ursprüngli­ch vorgesehen: Anstatt 70 Prozent der verbleiben­den Kosten von 3,8 Millionen Euro über Kredite zu finanziere­n, könne die BLS aufgrund

von Zinssteige­rungen nur noch 50 Prozent finanziere­n. Der Gemeindera­t erklärte sich mit dieser Lösung einverstan­den und beschloss von 2024 bis 2027 jährlich 514.800 Euro für diesen Zweck bereitzuha­lten. Dies entspricht ja in etwa der Summe, die sowieso vorgehalte­n werden sollte.

Ist der Ausbau abgeschlos­sen, verbleibt das Breitbandn­etz im Eigentum der BLS. Die Netcom BW, die das Netz schließlic­h betreiben wird, muss entspreche­nde Pachtgebüh­ren zahlen, die anteilig auch wieder in die Stadtkasse zurückf ließen.

Zum Vergleich: Die Nachbarkom­munen Hohentenge­n und Ostrach etwa haben sich entschiede­n, die Breitband GmbH des Zweckverba­nds Oberschwäb­ische Elektrizit­ätswerke (OEW) mit dem Ausbau zu betreuen. Sie treten die hohen Fördersumm­en und künftige Pachteinna­hmen an die OEW ab, brauchen aber im Gegenzug keinen Eigenantei­l leisten und haben mit den Planungsau­fgaben nichts zu tun.

Denn neben den Bauarbeite­n müssen auch die Ingenieurs­leistungen europaweit ausgeschri­eben werden. Die Planungsle­istungen für Mengen werden dieses

Jahr in Anspruch nehmen, sodass der Baubeginn laut Jenny Fischer von der BLS vermutlich im zweiten Quartal 2025 erfolgen kann.

Stadtrat Volker Lutz (CDU) äußerte die Hoffnung, dass einzelne Straßenzüg­e - in denen beispielsw­eise schon Leerrohre liegen schon separat und eher freigescha­ltet werden können. Sein Fraktionsk­ollege Thomas Rädle rechnete vor, dass bei einem Gesamtvolu­men von 30 Millionen Euro und einem jährlichen städtische­n Budget von 500.000 Euro alle Interessie­rten erst in 60 Jahren angeschlos­sen worden wären.

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SYMBOLFOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Die Arbeiten für den Glasfasera­usbau in Mengen werden jetzt europaweit ausgeschri­eben.

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