Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Baden-Württember­gs Finanzämte­r sind am langsamste­n

Fiskus im Südwesten hat längste Bearbeitun­gszeit – Einkommens­teuererklä­rungen dauern im Schnitt 54 Tage

- Von Oliver Schmale

(dpa) - Die Finanzämte­r in Baden-Württember­g haben sich bei der Bearbeitun­g von Einkommens­teuererklä­rungen für das Jahr 2022 besonders viel Zeit gelassen: 54 Tage dauerte dies im Schnitt im vergangene­n Jahr. Der Südwesten belegte damit im aktuellen Länderrank­ing des Bundes der Steuerzahl­er den letzten Platz gemeinsam mit Niedersach­sen.

Landeschef Eike Möller sagte am Mittwoch in Stuttgart, der Rückfall vom 13. auf den nun letzten Platz sei bedenklich und eine Entwicklun­g in die ganz falsche Richtung. „Und er zeigt hinsichtli­ch der anderen Bundesländ­er ja auch, dass es durchaus gelingen kann, die Bearbeitun­gszeiten zu verkürzen.“Am schnellste­n sind der Erhebung zufolge die Finanzbehö­rden in Berlin.

Die Finanzämte­r in der Hauptstadt benötigen im Schnitt 39 Tage, gefolgt von den Ämtern in Hamburg (41,8 Tage) und Thüringen (43,2 Tage). Auffällig sei, dass in den meisten Bundesländ­ern die Bearbeitun­gszeit der Finanzämte­r im Vergleich zum Vorjahr verbessert werden konnte, teilte der Steuerzahl­erbund weiter mit. Bei der Bearbeitun­g der Steuererkl­ärungen von Arbeitnehm­ern, die meist deutlich weniger aufwendig seien, benötigten BadenWürtt­embergs Finanzämte­r einen Tag länger als im Vorjahr, sprich 51 statt 50 Tage. Damit bleibe das Land auch hier im hinteren Drittel des Länder-Rankings. Für Nordrhein-Westfalen lagen der Mitteilung zufolge keine genauen Angaben vor. Dort wurde nur eine Spanne ermittelt.

Der Bund der Steuerzahl­er forderte im Südwesten, noch mehr Fälle vollautoma­tisch per Computer bearbeiten zu lassen. Der Verband

geht davon aus, dass die Anzahl der zu bearbeiten­den Steuerfäll­e in den kommenden Jahren weiter steigt. So würden jedes Jahr mehr Rentner und Rentnerinn­en steuerpf lichtig. Gleichzeit­ig werde das Steuerrech­t komplizier­ter. „Dabei muss es doch in die andere Richtung gehen. Durch Steuervere­infachunge­n sollten Steuererkl­ärungen weniger komplizier­t und damit schneller zu bearbeiten sein“, forderte Möller.

Mögliche Verbesseru­ngen sowohl für die Steuerzahl­er als auch für die Finanzbeam­ten sehe er zudem in einer vorausgefü­llten kurzen Steuererkl­ärung für Rentner sowie in einer deutlichen Erhöhung der Nutzerfreu­ndlichkeit beim Onlineport­al Elster. „Wird die Steuererkl­ärung einfacher, passieren weniger Fehler und die Erklärung kann so schneller bearbeitet werden. Auch so kann es gelingen, die Bearbeitun­gszeiten der Finanzämte­r zu verkürzen“, sagte der Landeschef des Steuerzahl­erbundes Baden-Württember­g.

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FOTO: BERND WEISSBROD’/DPA Der Sitz des Finanzmini­steriums von Baden-Württember­g in Stuttgart. Im Südwesten arbeitet der Fiskus am langsamste­n.

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