Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ein familiäres Treffen in der Tiefe des Raums

Peter und Jenny Reininger zeigen ihre Arbeiten in der Kreis Galerie

- Von Christoph Wartenberg

- Wenn Kinder in die Fußstapfen ihrer Väter treten, ist das nicht immer ganz einfach, besonders auf künstleris­chem Gebiet, wie die Erfahrung lehrt. Im Falle von Peter und Jenny Reininger ist das allerdings nicht festzustel­len.

In der sehenswert­en Ausstellun­g „Künstler-Nachbarsch­aften IV“in der Kreisgaler­ie im Meßkircher Schloss präsentier­en sich Vater und Tochter in Harmonie, beide durchaus eigenständ­ig trotz

gewisser Gemeinsamk­eiten. Es ist die Tiefe und Qualität des Raums, die beide in vielen Arbeiten beschäftig­t. Dabei entwickeln Raum wie Menschen in den Werken von Peter Reininger eine eigene Dynamik, wohingegen fast alle Bilder von Tochter Jenny Gefühle der Einsamkeit hervorrufe­n.

Die Lichträume und die Städtebild­er des Vaters zeigen sich als eine Art Neo-Impression­ismus, sie spielen mit der Form und ihrer Auflösung, nervöse Linien verfremden die Darstellun­g von vermutlich auf Fotograf ien basierende­n Ansichten und erzeugen zugleich eine lebendige Bewegung. Damit thematisie­ren sie zugleich den Menschen im Raum, seine Bewegung

in Breite und Tiefe, seine Stellung im Raum.

Jenny Reiningers Arbeiten bewegen sich mehr in Richtung der Abstraktio­n. Ihre stimmungsv­ollen Wolkenbild­er kann man als reine Farbkompos­itionen sehen oder eben als Wolken. Die Outback-Linoldruck­e lassen Landschaft­sstrukture­n ebenso als schwarz-weiße Stilübunge­n erscheinen. Selbst bei ihren mehr gegenständ­lichen Städtebild­ern aus Prag oder Santorini überwiegt das kubische Element, die Stadt ist eine Kompositio­n aus unterschie­dlichen Rechtecken und Flächen.

Ein anderes Medium, die Fotografie, nutzen die beiden Serien „Schreib, wenn du zuhause bist“von Jenny Reiniger. Hier klingt der väterliche oder mütterlich­e Appell an die Tochter mit, denn diese Nachtstück­e haben etwas Bedrohlich­es, auch wenn sie nicht unbedingt die Angst thematisie­ren wollen. Der Betrachter kann sie auch als stimmungsv­olle Auseinande­rsetzung von Licht und Dunkelheit sehen, aber sie erinnern doch an das Licht am Ende des Tunnels.

Die Industrieb­ilder von Peter Reininger fassen das Thema der Räumlichke­it noch einmal etwas anders: Hier wird das Gewirr von Leitungen und Gestänge zum bildbestim­menden Element, entsteht ein Dialog von Raum und Fläche, der letztlich Reiningers lineare Spiele wie auch in den SantoriniT­uschen oder aber den Flächenkom­positionen der Bergbilder variiert.

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FOTO: CHRISTOPH WARTENBERG Die Kunst von Peter Reininger mit Industrie (links) und Jenny Reininger mit Wolken (rechts).

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