Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ein familiäres Treffen in der Tiefe des Raums
Peter und Jenny Reininger zeigen ihre Arbeiten in der Kreis Galerie
- Wenn Kinder in die Fußstapfen ihrer Väter treten, ist das nicht immer ganz einfach, besonders auf künstlerischem Gebiet, wie die Erfahrung lehrt. Im Falle von Peter und Jenny Reininger ist das allerdings nicht festzustellen.
In der sehenswerten Ausstellung „Künstler-Nachbarschaften IV“in der Kreisgalerie im Meßkircher Schloss präsentieren sich Vater und Tochter in Harmonie, beide durchaus eigenständig trotz
gewisser Gemeinsamkeiten. Es ist die Tiefe und Qualität des Raums, die beide in vielen Arbeiten beschäftigt. Dabei entwickeln Raum wie Menschen in den Werken von Peter Reininger eine eigene Dynamik, wohingegen fast alle Bilder von Tochter Jenny Gefühle der Einsamkeit hervorrufen.
Die Lichträume und die Städtebilder des Vaters zeigen sich als eine Art Neo-Impressionismus, sie spielen mit der Form und ihrer Auflösung, nervöse Linien verfremden die Darstellung von vermutlich auf Fotograf ien basierenden Ansichten und erzeugen zugleich eine lebendige Bewegung. Damit thematisieren sie zugleich den Menschen im Raum, seine Bewegung
in Breite und Tiefe, seine Stellung im Raum.
Jenny Reiningers Arbeiten bewegen sich mehr in Richtung der Abstraktion. Ihre stimmungsvollen Wolkenbilder kann man als reine Farbkompositionen sehen oder eben als Wolken. Die Outback-Linoldrucke lassen Landschaftsstrukturen ebenso als schwarz-weiße Stilübungen erscheinen. Selbst bei ihren mehr gegenständlichen Städtebildern aus Prag oder Santorini überwiegt das kubische Element, die Stadt ist eine Komposition aus unterschiedlichen Rechtecken und Flächen.
Ein anderes Medium, die Fotografie, nutzen die beiden Serien „Schreib, wenn du zuhause bist“von Jenny Reiniger. Hier klingt der väterliche oder mütterliche Appell an die Tochter mit, denn diese Nachtstücke haben etwas Bedrohliches, auch wenn sie nicht unbedingt die Angst thematisieren wollen. Der Betrachter kann sie auch als stimmungsvolle Auseinandersetzung von Licht und Dunkelheit sehen, aber sie erinnern doch an das Licht am Ende des Tunnels.
Die Industriebilder von Peter Reininger fassen das Thema der Räumlichkeit noch einmal etwas anders: Hier wird das Gewirr von Leitungen und Gestänge zum bildbestimmenden Element, entsteht ein Dialog von Raum und Fläche, der letztlich Reiningers lineare Spiele wie auch in den SantoriniTuschen oder aber den Flächenkompositionen der Bergbilder variiert.