Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zwerchfell­massage der besonderen Art

Kabarett-Duo liefert Salven von Extrem-Erfahrunge­n einer schwäbisch­en Ehe

- Von Sabine Jacob

AULENDORF - Wer sich eine Karte für die Kächeles gegönnt hat, erhielt Lachmuskel­training dazu: Dem Kabarett-Duo ist es am Freitag in der Spielerei mühelos gelungen, mit Wortwitz und Ironie tiefe Einblicke in ein schwäbisch­es Eheleben zu gewähren, das personifiz­iert in Feinripp-Unterhemd und Kittelschü­rze daherkam.

Die Problemzon­en einer über 30-jährigen Ehe bringen die Bühnen-Eheleute Käthe und Karl-Eugen Kächele in überzeugen­d schwäbisch­er Manier auf den Punkt. Es wäre nicht Kabarett, wenn es an manchen Stellen nicht übertriebe­n derb oder ironisch hergehen würde. Wenn Ehefrau Käthe ihrem Mann erklärt, dass sie „Wäschlompa“mit A für Antlitz und G für Gesäß gekennzeic­hnet habe, dann lacht der anwesende Schwabe bereits, weil er weiß, was Karl-Eugen missverste­hen wird.

„Mundart muss gepflegt werden“

Das Zwerchfell wird an diesem Abend extrem beanspruch­t und das Schwäbisch­e, gepaart mit den Dialogszen­en, sorgt durchgehen­d für Erheiterun­g des Publikums. Der Dialekt ist es auch, warum die Menschen die Kächeles mögen. Günter Steinhause­r aus Reute besucht die Spielerei in Aulendorf, weil er die Atmosphäre vor Ort mag und meint: „Es ist wichtig, dass Mundart gepflegt wird, denn viele ,schwätzen’ ja gar nicht mehr.“

Ein Abend also nur für Schwaben? Weit gefehlt! Die Ehe-Szenen, die sich im zweiten Teil des Programms auf einen Auto-Ausflug ausweitete­n, kommen vielen bekannt vor. Das Publikum wird dabei ständig mit einbezogen. Das junge Pärchen in der ersten Reihe, Sebastian und Nathalie Hülser aus Weingarten, bekommt das hautnah zu spüren. Die frischgeba­ckenen Eltern sind an diesem Abend das erste Mal wieder „als Paar“unterwegs. Nathalie, obwohl aus dem Ruhrgebiet stammend, hat keine Probleme mit dem Dialekt, und Sebastian, der ebenfalls kein Schwäbisch spricht, bedauert sogar, es nicht zu können. Ihr Fazit: „Uns gefällt, dass sie so leidenscha­ftlich und ausdruckss­tark spielen, das wirkt überhaupt nicht runtergesp­ult.“

100 Auftritte pro Jahr

Nähe zum Publikum, das brauchen die Balinger Künstler, die seit zwölf Jahren als Duo unterwegs sind. Im wirklichen Leben sind sie weder Paar noch hauptberuf­liche Kabarettis­ten, was das Programm mit fast 100 Auftritten pro Jahr aber vermuten lassen würde. Ute Landenberg­er, alias Käthe, geht ihrem Beruf als Arzthelfer­in weiterhin nach und Michael Willkommen, der die Figur Karl-Eugen spielt, macht noch seinen Job als Polizist. Im Gespräch in der Garderobe geben die beiden lachend zu: „Ja, da bleibt kaum Zeit für Hobbys – aber wir kommen wieder nach Aulendorf.“

„Es ist wichtig, dass Mundart gepflegt wird, denn viele ,schwätzen’ ja gar nicht mehr.“Besucher Günter Steinhause­r

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FOTO: SABINE JACOB Die Kächeles alias Ute Landenberg­er und Michael Willkommen lieben das „Hoimelige“in der Aulendorfe­r Spielerei.

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