Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Stadt entfernt „Merkel-Graffiti“
Für Sprayer soll die Frauenberg-Lärmschutzwand zur Verfügung gestellt werden
BAD WALDSEE - Unbekannte Sprayer haben jüngst „Merkel, Agent“und angedeutete Hakenkreuze an die Lärmschutzwand an der B 30 auf Höhe Bad Waldsee Nord gesprüht. Gleich nach Bekanntwerden der Sachbeschädigung ließ die Stadt das Graffiti entfernen. Was mit den weiteren, unpolitischen Schriftzügen an den Lärmschutzwänden und Brücken entlang der B-30-Umgehung passiert? Dieser Frage ist die SZ nachgegangen und hat Überraschendes erfahren.
Mit erheblichem Aufwand hat der städtische Baubetriebshof die blauweiße Schrift des „Merkel, Agent“Graffitis am Donnerstag beseitigt. Rund zwei Stunden waren die Mitarbeiter mit der Reinigung der Lärmschutzwand beschäftigt. Die weiteren Schriftzüge ließ die Stadt unberührt. „Sie bleiben zunächst dran. Es wäre ein erheblicher finanzieller Aufwand“, erklärt Rathaussprecherin Brigitte Göppel und ergänzt: „Und sie sehen ja auch gar nicht so schrecklich aus.“Damit meint Göppel vor allem die beiden Schriftzüge „Bad Waldsee“und „Frauenberg“, die an der Lärmschutzwand am Frauenberg in großen aufgesprühten Buchstaben zu lesen sind. Im Rathaus sei schon vor längerer Zeit die Idee gereift, diese Wand als offizielle und legale Sprayerwand anzubieten. In Abstimmung mit der Stadt könnten Sprayer hier ihre Kunst ausleben. „Ideen können an die Tiefbauabteilung herangetragen werden“, erklärt Göppel und betont, dass die Motive von der Stadt genehmigt werden müssen. Sollte etwas an die Wand gesprüht werden, ohne die Idee im Vorhinein mit den Verantwortlichen besprochen zu haben, so handle es sich um eine Straftat, die zur Anzeige gebracht werde. „Wir sind für vieles offen – gerne auch Motive, die eine Verbindung zu Bad Waldsee haben. Auf diese Weise kann eine richtig schöne Wand entstehen“, so Göppel. Dass die Beiträge weder verletzend oder beleidigend noch politisch oder provokativ sein dürfen, verstehe sich dabei von selbst.
Anzeige gegen Unbekannt
Das „Merkel-Graffiti“hat die Stadt zur Anzeige gebracht. Ebenso wie alle anderen Motive, die die Lärmschutzwände zieren, wie die Rathaussprecherin erläutert. Sollten die Verursacher ermittelt werden, müssen sie für die entstandenen Kosten und etwaigen Schäden aufkommen.
Für die Graffitis an den Brücken entlang der B-30-Umgehung ist nicht die Stadt, sondern das Straßenbaumant des Landratsamts Ravensburg zuständig. An den Brückenpfeilern sowie den Stützen sind schon seit geraumer Zeit bunte und graue Graffitis zu sehen. Besonders auffällig ist der Schriftzug „Fußball Weltmeister Deutschland“, der in Schwarz, Rot, Gold und Lila an einem Brückenpfeiler steht. Wie Landratsamtssprecher Franz Hirth mitteilt, sei dieses große Graffiti eine Ausnahme im Landkreis. „Grundsätzlich sind wir im Rahmen unserer personellen Möglichkeiten bemüht, kleinere Graffiti zeitnah zu entfernen“, erklärt Hirth. Dieses Vorgehen habe größtenteils dazu geführt, dass keine weiteren Sprühereien mehr aufgebracht wurden. In den Bereichen der Städte Ravensburg und Bad Waldsee seien jedoch trotz der Reinigung zeitnah neue Schriftzüge zu lesen gewesen. Und so habe man die Graffitis stehen lassen. „Anstößiges wird allerdings sofort entfernt“, findet Hirth klare Worte.
Nicht gleich Handlungsbedarf
Bertram Menner, Referatsleiter 45 für Straßenbetrieb und Verkehrstechnik des Regierungspräsidiums Tübingen, bestärkt das Vorgehen des Landratsamts. Schließlich sei die Graffiti-Kunst im Raum Tübingen/ Reutlingen vergleichsweise weiter verbreitet als in Oberschwaben. Und so sehe das Regierungspräsidium nicht immer gleich Handlungsbedarf.