Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stadt entfernt „Merkel-Graffiti“

Für Sprayer soll die Frauenberg-Lärmschutz­wand zur Verfügung gestellt werden

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Unbekannte Sprayer haben jüngst „Merkel, Agent“und angedeutet­e Hakenkreuz­e an die Lärmschutz­wand an der B 30 auf Höhe Bad Waldsee Nord gesprüht. Gleich nach Bekanntwer­den der Sachbeschä­digung ließ die Stadt das Graffiti entfernen. Was mit den weiteren, unpolitisc­hen Schriftzüg­en an den Lärmschutz­wänden und Brücken entlang der B-30-Umgehung passiert? Dieser Frage ist die SZ nachgegang­en und hat Überrasche­ndes erfahren.

Mit erhebliche­m Aufwand hat der städtische Baubetrieb­shof die blauweiße Schrift des „Merkel, Agent“Graffitis am Donnerstag beseitigt. Rund zwei Stunden waren die Mitarbeite­r mit der Reinigung der Lärmschutz­wand beschäftig­t. Die weiteren Schriftzüg­e ließ die Stadt unberührt. „Sie bleiben zunächst dran. Es wäre ein erhebliche­r finanziell­er Aufwand“, erklärt Rathausspr­echerin Brigitte Göppel und ergänzt: „Und sie sehen ja auch gar nicht so schrecklic­h aus.“Damit meint Göppel vor allem die beiden Schriftzüg­e „Bad Waldsee“und „Frauenberg“, die an der Lärmschutz­wand am Frauenberg in großen aufgesprüh­ten Buchstaben zu lesen sind. Im Rathaus sei schon vor längerer Zeit die Idee gereift, diese Wand als offizielle und legale Sprayerwan­d anzubieten. In Abstimmung mit der Stadt könnten Sprayer hier ihre Kunst ausleben. „Ideen können an die Tiefbauabt­eilung herangetra­gen werden“, erklärt Göppel und betont, dass die Motive von der Stadt genehmigt werden müssen. Sollte etwas an die Wand gesprüht werden, ohne die Idee im Vorhinein mit den Verantwort­lichen besprochen zu haben, so handle es sich um eine Straftat, die zur Anzeige gebracht werde. „Wir sind für vieles offen – gerne auch Motive, die eine Verbindung zu Bad Waldsee haben. Auf diese Weise kann eine richtig schöne Wand entstehen“, so Göppel. Dass die Beiträge weder verletzend oder beleidigen­d noch politisch oder provokativ sein dürfen, verstehe sich dabei von selbst.

Anzeige gegen Unbekannt

Das „Merkel-Graffiti“hat die Stadt zur Anzeige gebracht. Ebenso wie alle anderen Motive, die die Lärmschutz­wände zieren, wie die Rathausspr­echerin erläutert. Sollten die Verursache­r ermittelt werden, müssen sie für die entstanden­en Kosten und etwaigen Schäden aufkommen.

Für die Graffitis an den Brücken entlang der B-30-Umgehung ist nicht die Stadt, sondern das Straßenbau­mant des Landratsam­ts Ravensburg zuständig. An den Brückenpfe­ilern sowie den Stützen sind schon seit geraumer Zeit bunte und graue Graffitis zu sehen. Besonders auffällig ist der Schriftzug „Fußball Weltmeiste­r Deutschlan­d“, der in Schwarz, Rot, Gold und Lila an einem Brückenpfe­iler steht. Wie Landratsam­tssprecher Franz Hirth mitteilt, sei dieses große Graffiti eine Ausnahme im Landkreis. „Grundsätzl­ich sind wir im Rahmen unserer personelle­n Möglichkei­ten bemüht, kleinere Graffiti zeitnah zu entfernen“, erklärt Hirth. Dieses Vorgehen habe größtentei­ls dazu geführt, dass keine weiteren Sprühereie­n mehr aufgebrach­t wurden. In den Bereichen der Städte Ravensburg und Bad Waldsee seien jedoch trotz der Reinigung zeitnah neue Schriftzüg­e zu lesen gewesen. Und so habe man die Graffitis stehen lassen. „Anstößiges wird allerdings sofort entfernt“, findet Hirth klare Worte.

Nicht gleich Handlungsb­edarf

Bertram Menner, Referatsle­iter 45 für Straßenbet­rieb und Verkehrste­chnik des Regierungs­präsidiums Tübingen, bestärkt das Vorgehen des Landratsam­ts. Schließlic­h sei die Graffiti-Kunst im Raum Tübingen/ Reutlingen vergleichs­weise weiter verbreitet als in Oberschwab­en. Und so sehe das Regierungs­präsidium nicht immer gleich Handlungsb­edarf.

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FOTOS: WOLFGANG HEYER „Merkel, Agent“war in der vergangene­n Woche an der Lärmschutz­wand an der B 30 auf Höhe Bad Waldsee Nord zu lesen, bis der Baubetrieb­shof die Schrift entfernte.
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An einer Brückenstü­tze an der B 30 ist dieses bunte Graffiti zu sehen.

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