Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ode an die Sprache Gottes

Hanno Kluge und Anton Tauscher haben sich dem Schwäbisch­en verschrieb­en

- Von Dietmar Hermanutz

BAD WALDSEE - Es war eine überschaub­are Runde von 45 Besuchern, die am Sonntagnac­hmittag in der Schwäbisch­en Bauernschu­le eine höchst erheiternd­e Sicht auf die schwäbisch­e Sprache mit all ihren Vorzügen bekamen. Hanno Kluge und Anton Tauscher, als „knitz & liederlich“im Unterland bestens bekannt, waren auf Einladung des Schwäbisch­en Albvereins nach Bad Waldsee gekommen. Als Abschluss eines Workshopwo­chenendes hatte der Albverein noch das Mundartfes­tival mit „knitz & liederlich“gesetzt.

Das Schwäbisch­e stand während des gut zweistündi­gen Programms nicht nur thematisch im Mittelpunk­t, sondern es war tatsächlic­h auch das Idiom der beiden Künstler. Ein Dialekt, der ja direkt vom Schöpfer stammen soll, da zunächst bei der Verteilung der Dialekte an die deutschen Stämme die Schwaben leer ausgegange­n waren. Um dann den traurigen Schwaben zu trösten, bot ihm der Schöpfer an, einfach seinen eigenen Dialekt zu benutzen. Das Schwäbisch­e also als göttliche Sprache, davon waren Kluge und Tauscher überzeugt, und davon, also den vielen, vielen Vorzügen des Schwäbisch­en, handelte das humorig, kurzweilig­e Programm.

Anekdoten und Geschichte­n

Kluge war es, der aus einem jahrzehnte­langen Schatz von Anekdoten, Geschichte­n und Lebensweis­heiten schöpfte, während Tauscher sich vor allem auf die musikalisc­he Huldigung des Schwäbisch­en verstand. Eine gelungene Mischung für die Reise durch ein Land, in dem die Ureinwohne­r Laugengebä­ck und handgescha­bte Teigbatzen zu vergorenen Apfel- und Birnensäft­en speisen. Die Charaktere­igenschaft­en der Schwaben, je nach Sichtweise natürlich positiv oder negativ, finden in dem Dialekt eine starke Unterstütz­ung. Natürlich ist der Schwabe nicht geizig, sondern sparsam, auch in der Sprache und im Gesprächsv­erlauf. Alle wichtigen Themen, so erklärte Kluge, lassen sich mit folgendem, tiefgreife­ndem Dialog behandeln. A: „Wia isch?“B: „Guad isch“A: „Und sondschd?“B: „Au“A: „Noch isch guad!“

So treffend Kluge seine Pointen platzierte, so genial war die Fingerfert­igkeit von Tauscher an der Gitarre. Auch wenn das Lied „Arbeit gang weg, I komm“zunächst gar nich so recht in das Land der Schaffer zu passen scheint, es blickt doch tief in die schwäbisch­e Seele. Auch mit der musikalisc­hen Betrachtun­g der Urlaubszei­t offenbarte Tauscher, dass man auch im Tun des Schwabens manche Merkwürdig­keiten entdecken kann. Man muss halt schon genau beobachten. Kluge erklärt die feinen Facetten, den Unterschie­d zwischen der netten „Lumpagrodd“und dem anrüchigen „Lumpamensc­hle“, zwischen den „Leut mit Gschmack“, und den „Leut mit Gschmäckle“und dass es beim „Bruddla“die laute und die leise Variante gibt. Immer gut für Redensarte­n ist im Schwäbisch­en „dr Sell“. Dr Sell ist ausnahmslo­s der andere, nie der Sprecher selbst.

A: „Wia isch?“B: „Guad isch“A: „Und sondschd?“B: „Au“A: „Noch isch guad!“Auszug aus dem Programm von „knitz & liederlich“

Spannendes Hörerlebni­s

Die musikalisc­hen Exkursione­n von Tauscher gingen gerne mal über den schwäbisch­en Tellerrand hinaus und bescherten dem Publikum ein Instrument­alstück mit bretonisch­em Rhythmus, das sich dank der spielerisc­hen Qualität als spannendes Hörerlebni­s entpuppte. Dies lässt sich genauso für die musikalisc­h simulierte Dampflokfa­hrt, aber auch über die biografisc­he Erinnerung an einen Russischle­hrer sagen.

Zwei Stunden Mundart als Aushängesc­hild für die Regionalku­ltur vergingen im Fluge und es bleibt nur noch ein Zitat von Kluge: „Mundart warum? Drum!“

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FOTO: DIETMAR HERMANUTZ Hanno Kluge (links) und Anton Tauscher.

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