Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Auenwald und mehr Struktur für die Schussen
Stadt Aulendorf will 272 000 Ökopunkte erzielen – Pflanzungen noch in diesem Jahr geplant
AULENDORF - Die Stadt Aulendorf will Flächen an der Schussen und auch den Fluss selbst ökologisch aufwerten, um damit insgesamt rund 272 000 Ökopunkte zu generieren. Diese kann die Stadt dann nutzen, um sie etwa einzusetzen, wenn bei der Ausweisung neuer Gewerbe- oder Wohngebiete ein naturschutzrechtlicher Ausgleich gefordert ist. Diese Regelung soll sicherstellen, dass Pflanzen und Tieren über menschliche Bauvorhaben nicht nur Lebensraum entzogen wird, sondern auch an anderer Stelle wieder entsteht.
Weniger Punkte als geplant
Ursprünglich hatte die Stadt Geld für 610 000 Ökopunkte bereitgestellt. Allerdings lassen sich weniger Aufwertungsmaßnahmen umsetzen als vorgesehen, da die Stadt entsprechende Flächen nicht kaufen konnte. Möglich sind nun noch vier Stellen, drei an der Schussen und eine am Haslacher Bach, die ökologisch aufgewertet werden. Rund 96 000 Euro nimmt die Stadt für Planung und Umsetzung in die Hand. Damit koste jeder selbst hergestellt Ökopunkt zwischen 35 und 36 Cent, „ein guter Wert“, wie Bürgermeister Matthias Burth befand. Am Markt werden Ökopunkte in der Regel teurer gehandelt. Dazuzurechnen wären aber wohl auch die Kosten für den Grunderwerb. Der Gemeinderat hat dafür jüngst auch einer überplanmäßigen Ausgabe in Höhe von 55 000 Euro zu den bislang eingeplanten 20 000 Euro für den Erwerb von Grund zugestimmt. Die Stadt rechnet laut Sitzungsvorlage allerdings nicht mit 75 000 Euro, sondern mit maximal 11 000 Euro, die sie dank Förderzuschuss und eventuell möglicher Flächentausche tatsächlich auf den Tisch legen muss.
Flutmulden vorgesehen
Ziel ist es, dass die Schussen als Lebensraum durch eine verbesserte Gewässerstruktur aufgewertet wird. Zudem ist vorgesehen, einen Auenwald, Auentümpel und Flutmulden zu entwickeln sowie am Haslacher Bach bisheriges Ackerland in einen Gewässerrandstreifen umzuwandeln. Die Maßnahmen im Detail (siehe Zweitstück) stellte Claudia Huesmann vom Büro „365 Grad“dem Gemeinderat vor. Die Ökopunkte errechnen sich dabei aus den Herstellungskosten, nicht aus der Größe der Fläche. An Folgepflege gibt es laut Sitzungsvorlage beim Auenwald nicht viel zu tun, er soll nach der Entwicklungspflege sich selbst überlassen werden. Tümpel allerdings müssen bei Verlandung wieder frei gemacht werden, der Gewässerrandstreifen muss gemäht werden.
Stadtrat Bernhard Allgayer (CDU) monierte, dass die Stadt damit Kosten für Pflegeverträge „bis zum Sankt Nimmerleinstag“tragen müsse. Huesmann erläuterte, dass die Maßnahmen dauerhaft umgesetzt sein müssen, so lange wie der Eingriff in die Natur, für die sie verwendet werden, auch währt. Christine Vogt (BUS) bedauerte, dass man „den Bauern wertvolle Äcker abkauft“, und Pierre Groll (BUS) regte an, sich Gedanken zu machen, wie die Schussen sinnvoll touristisch erlebbar zu machen sei.
Der Gemeinderat hat die Ökokontomaßnahmen einstimmig zur Umsetzung freigegeben. Nun kann die Stadt nach der Zustimmung des Landratsamts die Einbuchung ins Ökokonto beantragen. Nach der Anerkennung durch die Untere Naturschutzbehörde soll am Haslacher Bach noch in diesem Frühjahr ausgesät werden. Die Arbeiten an der Schussen sind im August oder September angedacht, außerhalb der Fischlaichzeit, im Herbst sollen dann entsprechende Bäume und Gehölze gepflanzt werden. Huesmann rechnet mit zwei weiteren Jahren für die Entwicklungspflege.