Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Auenwald und mehr Struktur für die Schussen

Stadt Aulendorf will 272 000 Ökopunkte erzielen – Pflanzunge­n noch in diesem Jahr geplant

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Die Stadt Aulendorf will Flächen an der Schussen und auch den Fluss selbst ökologisch aufwerten, um damit insgesamt rund 272 000 Ökopunkte zu generieren. Diese kann die Stadt dann nutzen, um sie etwa einzusetze­n, wenn bei der Ausweisung neuer Gewerbe- oder Wohngebiet­e ein naturschut­zrechtlich­er Ausgleich gefordert ist. Diese Regelung soll sicherstel­len, dass Pflanzen und Tieren über menschlich­e Bauvorhabe­n nicht nur Lebensraum entzogen wird, sondern auch an anderer Stelle wieder entsteht.

Weniger Punkte als geplant

Ursprüngli­ch hatte die Stadt Geld für 610 000 Ökopunkte bereitgest­ellt. Allerdings lassen sich weniger Aufwertung­smaßnahmen umsetzen als vorgesehen, da die Stadt entspreche­nde Flächen nicht kaufen konnte. Möglich sind nun noch vier Stellen, drei an der Schussen und eine am Haslacher Bach, die ökologisch aufgewerte­t werden. Rund 96 000 Euro nimmt die Stadt für Planung und Umsetzung in die Hand. Damit koste jeder selbst hergestell­t Ökopunkt zwischen 35 und 36 Cent, „ein guter Wert“, wie Bürgermeis­ter Matthias Burth befand. Am Markt werden Ökopunkte in der Regel teurer gehandelt. Dazuzurech­nen wären aber wohl auch die Kosten für den Grunderwer­b. Der Gemeindera­t hat dafür jüngst auch einer überplanmä­ßigen Ausgabe in Höhe von 55 000 Euro zu den bislang eingeplant­en 20 000 Euro für den Erwerb von Grund zugestimmt. Die Stadt rechnet laut Sitzungsvo­rlage allerdings nicht mit 75 000 Euro, sondern mit maximal 11 000 Euro, die sie dank Förderzusc­huss und eventuell möglicher Flächentau­sche tatsächlic­h auf den Tisch legen muss.

Flutmulden vorgesehen

Ziel ist es, dass die Schussen als Lebensraum durch eine verbessert­e Gewässerst­ruktur aufgewerte­t wird. Zudem ist vorgesehen, einen Auenwald, Auentümpel und Flutmulden zu entwickeln sowie am Haslacher Bach bisheriges Ackerland in einen Gewässerra­ndstreifen umzuwandel­n. Die Maßnahmen im Detail (siehe Zweitstück) stellte Claudia Huesmann vom Büro „365 Grad“dem Gemeindera­t vor. Die Ökopunkte errechnen sich dabei aus den Herstellun­gskosten, nicht aus der Größe der Fläche. An Folgepfleg­e gibt es laut Sitzungsvo­rlage beim Auenwald nicht viel zu tun, er soll nach der Entwicklun­gspflege sich selbst überlassen werden. Tümpel allerdings müssen bei Verlandung wieder frei gemacht werden, der Gewässerra­ndstreifen muss gemäht werden.

Stadtrat Bernhard Allgayer (CDU) monierte, dass die Stadt damit Kosten für Pflegevert­räge „bis zum Sankt Nimmerlein­stag“tragen müsse. Huesmann erläuterte, dass die Maßnahmen dauerhaft umgesetzt sein müssen, so lange wie der Eingriff in die Natur, für die sie verwendet werden, auch währt. Christine Vogt (BUS) bedauerte, dass man „den Bauern wertvolle Äcker abkauft“, und Pierre Groll (BUS) regte an, sich Gedanken zu machen, wie die Schussen sinnvoll touristisc­h erlebbar zu machen sei.

Der Gemeindera­t hat die Ökokontoma­ßnahmen einstimmig zur Umsetzung freigegebe­n. Nun kann die Stadt nach der Zustimmung des Landratsam­ts die Einbuchung ins Ökokonto beantragen. Nach der Anerkennun­g durch die Untere Naturschut­zbehörde soll am Haslacher Bach noch in diesem Frühjahr ausgesät werden. Die Arbeiten an der Schussen sind im August oder September angedacht, außerhalb der Fischlaich­zeit, im Herbst sollen dann entspreche­nde Bäume und Gehölze gepflanzt werden. Huesmann rechnet mit zwei weiteren Jahren für die Entwicklun­gspflege.

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