Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Auf Büchersuche in Aulendorf
Am Sonntag ist Welttag des Buches – Bücherkisten sind in der Stadt keine zu finden – Buchhandlung macht bei Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“mit
AULENDORF - „Wenn ich ehrlich bin, liegt gerade kein Buch auf meinem Nachttisch“, sagt Bürgermeister Matthias Burth auf seine Lesegewohnheiten angesprochen. Vielleicht könnte er in der katholischen öffentlichen Bücherei in Aulendorf fündig werden, andere Bücherleihsysteme scheinen hingegen in Aulendorf bislang nicht auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Am Sonntag, 23. April, ist Welttag des Buches, die SZ hat sich im Vorfeld in Aulendorf auf Büchersuche begeben.
Eine städtische Bücherei gibt es in Aulendorf keine. Dafür stehen in der katholischen öffentlichen Bücherei 600 Bücher, 1050 Hörbücher, KinderCDs und ein paar DVDs. Sie ist eine von 180 Büchereien in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und wird ausschließlich kirchlich finanziert. Trotzdem finden ihre rund 330 Besucher im Jahr dort neben christlicher Literatur in den Regalen auch Kinderund Jugendbücher, aktuelle Romane für Erwachsene sowie Sachbücher. Schüler werden in Aulendorf zudem in den jeweiligen Schulbibliotheken fündig.
Keine Büchertauschkisten
„Nein, eine Bücherei gibt es bei uns nicht mehr“, sagt Tannhausens Ortsvorsteherin Margit Zinser-Auer, „es gab mal eine kleine, aber die Bücher sind fast alle auf einem Flohmarkt verkauft worden.“Im Büro der Ortsvorsteherin stehen noch ein paar Reste im Regal, etwa ein Buch über Vogelarten. Auch von einer Bücherkiste sei ihr nichts bekannt. Diese mit Bücherspenden bestückten Kisten oder Regale, in denen Lesefreunde ausgelesene Exemplare ablegen und selbst wieder eines mitnehmen können, scheint es in Aulendorf nicht zu geben. Auch Ortsvorsteher Bernhard Allgayer sagt: „Nein, nicht dass ich wüsste, aber mit etwas Kreativität ließe sich da bestimmt etwas machen.“
Volkshochschulleiterin Anabell Munding kennt zwar Bücherkisten, aber nicht in Aulendorf. „In Tannhausen machen wir es oft so, dass wir – meist sind es ja Frauen, die viel lesen – uns fragen: Hast du das Buch schon fertig gelesen? Und dann verleihen wir das Buch weiter.“Ansonsten falle ihr auf, dass Bücherliebhaber aus der Region auf Online-Flohmarkt-Plattformen recht aktiv seien.
Bücherecke für Patienten
„Ja, haben wir“, heißt es indes im Parksanatorium und der Schussentalklinik. Die Kliniken haben eine Bücherecke oder eine kleine Bücherei für ihre Patienten. Auf ein Ausleihsystem verzichten beide. „Das funktioniert auf Vertrauensbasis“, sagt Evelyn Selegrad vom Parksanatorium, entsprechend liegen auch keine Nutzerzahlen vor. „Ich habe schon den Eindruck, dass es gut genutzt wird, auch wenn mittlerweile Patienten auch E-Book-Reader dabeihaben“, sagt Barbara Kibele von der Schussentalklinik.
Auf den Welttages des Buches bereits eingestellt ist indes Buchhändlerin Monika Dölle von der Buchhandlung Rieck in Aulendorf. Sie beteiligt sich wieder an der bundesweiten Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“zur Leseförderung. Schulklassen der Aulendorfer Grundschule haben sich dafür bei ihr angemeldet. „Die kommen dann in den Laden, machen dort eine Rallye und dürfen mir auch Fragen stellen“, erklärt Dölle – und jedes Kind bekommt ein Taschenbuch aus der Reihe „Ich schenk dir eine Geschichte“, die seit 1996 von unterschiedlichen Autoren speziell für diese Aktion bestückt wird.
Welttag gibt es seit 1995
Der Welttag des Buches geht übrigens auf einen katalanischen Brauch zurück, bei dem zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher verschenkt werden. 1995 erklärte die UNESCO den 23. April zum weltweiten Feiertag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren. Buchhändlerin Dölle will den Feiertag mit Lesen verbringen. „Ich lese parallel immer mindestens drei Bücher“, sagt sie und lacht. Fertig gelesen hat sie gerade „Die Liebe in diesen Zeiten“, eine Familiengeschichte aus dem Zweiten Weltkrieg.