Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wirtin auf Zeit betreibt intensiven Höhlenschu­tz

„Biggi“Bachmann führt seit vier Jahren die Räuberhöhl­e – Zukunft der Kultkneipe ist weiter ungewiss

- Von Alexander Tutschner

RAVENSBURG - Sie ist die Wirtin der wohl bekanntest­en Kneipe Ravensburg­s und dennoch eine Wirtin auf Zeit: Brigitte Bachmann führt seit rund vier Jahren die Kultkneipe Räuberhöhl­e in der Ravensburg­er Burgstraße. Die „Höhle“versteht sich als ein Zuhause für Gäste aus allen Schichten, als Treffpunkt für Jung und Alt mit einzigarti­gem Ambiente. Ob das so bleibt, ist allerdings ungewiss, denn das Bürgerlich­e Brauhaus als Besitzerin plant einen größeren Umbau. Bachmann kämpft zusammen mit dem Verein Freunde der Räuberhöhl­e dafür, dass das Traditions­lokal seinen Charme nicht verliert.

Kneipe ist Nebenjob

Brigitte Bachmann (56), die alle nur „Biggi“nennen, ist eigentlich Betriebswi­rtin, sie arbeitet derzeit bei zwei verschiede­nen Steuerbera­tern im Büro. Den „Job Kneipe“hat sie allerdings fast immer in ihrem Leben nebenher gemacht. Schon als Schülerin jobbte sie in verschiede­nen Diskotheke­n in der Region. „Das war schon immer ein Ausgleich für mich zum Zahlenjob“, sagt sie. In der Höhle arbeitet sie seit 1997 im Ausschank und Service mit. Schon bald übernahm sie weitere Aufgaben, machte zum Beispiel die Dienstplän­e. Chefin wurde sie mehr durch Zufall, als die langjährig­en Wirte Alfred „Mike“Gronmayer und Armin Heilmann kürzer treten wollten, hat sie sich bereit erklärt, die Höhle weiterzufü­hren. „Ich hab dann gesagt, ich machs bis zum Umbau“, sagte Bachmann, „damit das Ding offen bleibt.“

Dass die Höhle schon lange erfolgreic­h ist und als eine der wenigen Kneipen in Ravensburg seit Jahrzehnte­n besteht, verdankt sie laut Bachmann ihren beiden Vorgängern Gronmeyer und Heilmann. „Die beiden sind ihr Leben lang hinter dem Konzept gestanden, deshalb gibt es den Laden noch“, sagt Bachmann, in der Höhle habe es ja auch immer Höhen und Tiefen gegeben. Die beiden arbeiten immer noch mit, Heilmann kocht weiter das berühmte Essen, das es am Dienstagab­end gibt, Gronmeyer kümmert sich um den Einkauf und andere organisato­rische Dinge. Die Räuberhöhl­e in ihrer jetzigen Form wurde 1978 von dem mittlerwei­le verstorben­en Bernd Heimpel gegründet, Gronmayer und Heilmann übernahmen den Laden Mitte der 1990er-Jahre.

Die Höhle ist eine klassische Bierkneipe, es gibt aber auch alle anderen Arten von Getränken. Eine kleine, aber feine Auswahl an Speisen rundet das Angebot ab, vom Wurstsalat bis zum Pastageric­ht. Vor allem bei Fleisch und Wurst legt Bachmann viel Wert auf Qualität. „Als Tierliebha­berin möchte ich wissen, wo das Fleisch herkommt.“Berühmt sind die überbacken­en Seelen, vor allem die mit Schinken und Käse stehen bei den Gästen hoch im Kurs. Fünfmal im Jahr rockt die Cover-Band Bub & Bubbles die Höhle, ab und an gibt es auch kleinere Konzerte im Hinterhof.

„Es soll eine Kneipe bleiben“, sagt Bachmann zur Zukunft der Höhle, „ich wünsche mir, dass ich vielleicht mit 60 oder 65 Jahren immer noch als Frau alleine hier an den Tresen hocken und ein Bier trinken kann.“Dann schwätzt man eben, sagt sie, wenn man das will und sonst halt nicht. So was gebe es einfach nicht mehr in der Stadt. In der Höhle habe man nach wie vor ein gemischtes Publikum aus Jung und Alt, eher linksliber­al, klar. Da finde man immer Anschluss. In der schnellleb­igen Zeit sei es gut, dass man so etwas wie die Höhle habe, etwas, das schon lange da sei. Das Team der Höhle kennt seine Gäste fast alle mit Namen, „da fühlt man sich natürlich eher willkommen“, sagt Bachmann. Hier werde jeder geduzt. Die Gäste kommen aus allen Schichten, von ganz Jung bis zu einer 80-jährigen Frau. Auch Mittellose bekommen hier mal ein Bier, das andere schon mit einer Spende bezahlt haben. „Das wollen wir auch ein bisschen ausbauen“, sagt Bachmann. „Jeder Mensch braucht eine Höhle“, lautet das Motto, und das ist nicht nur so daher gesagt.

Es gibt keinen Pachtvertr­ag

Einen Pachtvertr­ag hat Biggi Bachmann nicht wirklich, mit dem Bürgerlich­en Brauhaus hat sie aber vereinbart, dass sie drei bis sechs Monate Vorlauf bekommt, falls die Höhle wegen einer Renovierun­g dicht gemacht werden sollte. „Ich habe schließlic­h einige Angestellt­e, die Bescheid wissen müssen“, sagt sie. So läuft das seit vier Jahren. Momentan ist klar, dass die Höhle auf jeden Fall bis Oktober und wohl auch bis Endes des Jahres in der jetzigen Form bestehen bleibt. Nach einem runden Tisch sind Bachmann und BrauhausCh­ef Lorenz Schlechter weiter im Gespräch, verschiede­ne Umbau-Pläne werden diskutiert. Egal, wie es weitergeht, eins ist auch „Biggi“Bachmann klar: „Das Ding muss saniert werden.“Strom, Wasser, Küche – im Gebäude liegt vieles im Argen. Wie so viele Höhlen-Fans hofft Bachmann, dass die Kneipe sanft, möglichst im laufenden Betrieb oder nur mit drei bis sechs Monaten Schließung, renoviert wird und ihren Charme nicht verliert. Wenn die Höhle mal zwei Jahre zu sei, sei der Markt verlaufen, sagt sie. „Wenn sie so ähnlich bleibt, wie sie jetzt ist, würde ich weitermach­en“, sagt Bachmann.

Aber sie möchte bald ihre Nichte Vanessa Bachmann in die Führung der Kneipe mit hereinnehm­en. „Die Höhle braucht Nachwuchs“, sagt sie, gerade um junges Publikum anzuziehen, müssten auch junge Leute hinter dem Tresen stehen. „Das alte Team bleibt deswegen trotzdem bei der Stange.“

Das Wichtigste sei, dass das Konzept bleibt, „und dass wir vom Ambiente her eine Kneipe bleiben.“Höhlenschu­tz ist angesagt.

 ?? FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Biggi Bachmann (rechts) ist seit rund vier Jahren die Wirtin der Räuberhöhl­e, mit ihrer Nichte Vanessa Bachmann will sie die Kultkneipe in Zukunft gemeinsam führen.
FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Biggi Bachmann (rechts) ist seit rund vier Jahren die Wirtin der Räuberhöhl­e, mit ihrer Nichte Vanessa Bachmann will sie die Kultkneipe in Zukunft gemeinsam führen.

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