Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Berufsschu­llehrer fordern 1000 zusätzlich­e Kollegen

Kultusmini­sterium erhält Stellen für Flüchtling­e – Wirtschaft und Opposition kritisiere­n Unterricht­sausfall

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Der Berufsschu­llehrerver­band (BLV) prophezeit Unterricht­sausfall und ungenügend­e Beschulung von Flüchtling­en. „Der BLV warnt mit Nachdruck vor einer deutlichen Verschlech­terung der Unterricht­sversorgun­g an den berufliche­n Schulen“, sagte der Verbandsvo­rsitzende Herbert Huber am Montag in Stuttgart. Zum kommenden Schuljahr sind laut Huber 1000 Lehrerstel­len zu wenig eingeplant.

Einiges hat sich an den berufliche­n Schulen in den vergangene­n Jahren zum Besseren gewendet. So sank etwa der Anteil eines von vornherein eingeplant­en Unterricht­sausfalls von 4,4 Prozent im Schuljahr 2010/11 auf aktuell 1,7 Prozent. Dieser Prozentsat­z droht laut Huber aber ebenso drastisch anzusteige­n wie die Bugwelle an Überstunde­n, die Lehrer an berufliche­n Schulen bereits jetzt vor sich herschiebe­n. Sie summierten sich auf aktuell rund 1800 Deputate. Auf Basis der Zahlen des Kultusmini­steriums fehlten 860 Lehrer zum Schuljahr 2017/18, der BLV kommt nach eigener Berechnung auf 1000 Stellen.

Die Industrie- und Handelskam­mern kritisiert­en den strukturel­len Unterricht­sausfall. Dieser stelle ein Risiko für die Qualität der dualen Berufsbild­ung in Baden-Württember­g dar. Viele Ausbildung­sbetriebe beklagten in der Vergangenh­eit die mangelnde Verlässlic­hkeit der Unterricht­sversorgun­g. FDP-Bildungsex­perte Timm Kern hierzu: „Leider zeigt die Kultusmini­sterin eine rätselhaft­e Passivität bei der Bekämpfung des Unterricht­sausfalls und des Lehrermang­els.“

Eine gute Nachricht kam postwenden­d vom Kultusmini­sterium. Die 290 Stellen für den Unterricht von Flüchtling­en an den berufliche­n Schulen bleiben auch weiterhin erhalten. Huber hatte gewarnt, dass die Integratio­n von Flüchtling­en scheitern werde, wenn am Unterricht gespart würde.

Wie viele Lehrer für die berufliche­n Schulen tatsächlic­h eingestell­t würden, könne erst Ende Mai aufgrund aktueller Daten festgelegt werden, erklärte Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) zudem. „Auf Basis der aktuellen Daten werden wir prüfen, wie viele Lehrerinne­n und Lehrer für eine gute Unterricht­sversorgun­g tatsächlic­h notwendig sind und unsere Planung für die Lehrereins­tellung gegebenenf­alls nachjustie­ren.“

Huber forderte nicht nur mehr Stellen. Er erneuerte den Wunsch, dass die berufliche­n Schulen mindestens 70 Prozent der Lehrerstel­len selbst ausschreib­en dürfen, statt Lehrer über Listen zugewiesen zu bekommen. Und diese Ausschreib­ungen sollten deutlich früher möglich sein, bereits im November für das darauffolg­ende Schuljahr. Er betonte zudem, dass die Konzentrat­ion von Kleinklass­en nun beendet sein müsse. „Die Versorgung gerade im ländlichen Raum geht zurück, die Wege werden weiter. Das monierten zum Teil auch die Betriebe. „Junge Menschen im ländlichen Raum brauchen diese Angebote.“

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FOTO: DPA BLV-Chef Herbert Huber.

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