Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Aulendorfer und Zollenreuter reiten beim Blutritt mit
Familie Schwalb vom „Ponyhöfle Zollenreute“nimmt mit 16 eigenen Pferden an der Prozession in Weingarten teil
ZOLLENREUTE (elca) - Nicht nur in Weingarten, sondern auch in Zollenreute sorgt der Blutfreitag jährlich für Aufregung. Familie Schwalb vom „Ponyhöfle Zollenreute“hat dieses Jahr mit 16 eigenen Pferden in verschiedenen Gruppen am traditionellen Ritt teilgenommen. Die Tage vor dem Blutfreitag bedeuten für die Pferdebesitzer viel Arbeit.
Wo unter der Woche sonst Kinder Reitunterricht nehmen oder zum Ponyreiten kommen, herrscht in den Tagen vor dem Blutritt jedes Jahr Ausnahmezustand auf dem Pferdehof in der Zollenreuter Schloßstraße. 16 Pferde, davon sieben Großpferde und neun Ponys, mussten für den großen Tag vorbereitet werden. „Wir haben die ganze Woche den Reitunterricht abgesagt wegen der Vorbereitungen für Blutfreitag“, erklärt Jan Schwalb vom familieneigenen Hof.
Organisation gehört auch dazu
Der 21-Jährige reitet heuer bereits zum 17. Mal am Blutritt mit. „Da freut man sich jedes Jahr aufs Neue auf das Zusammenkommen in der Gruppe“, erklärt der passionierte Reiter. Sein Vater Oliver Schwalb ist bereits das 24. Mal beim Blutritt dabei. Durch Bekannte sei er damals zur Blutreitergruppe Molpertshaus gekommen und der Gruppe seither treu geblieben. Sohn Jan ist stellvertretender Gruppenführer bei den Molpertshausern: Dazu gehören das Vorausreiten sowie zusammen mit dem Gruppenführer den Ablauf und die Einteilung zu besprechen.
Am Mittwoch vor dem Blutfreitag mussten erst einmal alle Pferde mit Shampoo gewaschen, Mähne und Schweif eingeflochten sowie das Sattelzeug geputzt werden, erklärt Jan Schwalb. Teilweise hätten sie historische Sättel und jede Blutreitergruppe habe eigene Satteldecken mit dem jeweiligen Emblem, so der erfahrene Blutreiter.
Nur für geübte Reiter
Für die gut 20 aktiven Reiter der Gruppe Molpertshaus stellen die Schwalbs insgesamt acht Pferde. Sechs weitere gehen für die Gruppe St. Christina mit, zwei Pferde werden an die Bad Waldseer Gruppe verliehen. Jan Schwalb betont jedoch: „Alle Reiter, die ein Pferd von uns bekommen, müssen davor mindestens dreimal auf dem jeweiligen Pferd gesessen haben, um sich daran zu gewöhnen.“Die Privat- und Schulpferde der Schwalbs würden davor „auf Herz und Nieren geprüft“, ob sie am Blutritt teilnehmen könnten, so Jan Schwalb. „Die sind alle durchweg brav, sie müssen ja auch im Reitschulbetrieb unter kleinen Kindern funktionieren“, spricht der 21-Jährige aus langjähriger Erfahrung. Er sieht den Blutritt als Brauchtum an, der einfach zu Oberschwaben gehöre. Oliver Schwalb sieht das ähnlich: „Für mich ist das ein fester Teil im Jahresablauf. Da ist man so reingewachsen und die Tradition muss aufrechterhalten werden“, findet der 42-Jährige.
Zehnjährige auf Shetlandpony
Kim Thaler aus Aulendorf reitet mit einem Shetland-Pony von den Schwalbs zum ersten Mal am Blutritt mit. „Ich freue mich schon richtig“, erzählt die Zehnjährige im Voraus aufgeregt. Sie habe schon oft zugeschaut und lange den Wunsch gehabt, selbst mitzureiten.
Von der Blutreitergruppe Aulendorf nehmen dieses Jahr etwa 25 Reiter teil, informierte Vorstand Werner Köberle, der selbst auch mitreitet. Vom familieneigenen „Rochushof “in Wallenreute würden sieben Pferde mitgehen.
An Christi Himmelfahrt, dem Tag vor dem Blutritt, hat Familie Schwalb die Pferde verladen und sie in mehreren Fuhren in die jeweiligen Quartiere gefahren. Oliver Schwalb fuhr mit zwei Großpferden mit der Kutsche bis nach Weingarten. Am Blutfreitag selbst sind Jan und Oliver Schwalb mit der Gruppe Molpertshaus an vierter Stelle mitgeritten. Nach dem Ritt zeigten sich die Reiter begeistert: „Es hat super viel Spaß gemacht und die Pferde sind alle brav gegangen“, erzählt Jan Schwalb. Das warme Wetter mit dem kühlen Wind sei für die Pferde auch sehr angenehm gewesen und die Tiere hätten sich das Wochenende auf der Weide verdient. „Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr“lautete das Fazit der Zollenreuter nach dem Blutritt 2017.