Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Tipps für den Kauf von gebrauchte­n Wohnmobile­n und Caravans

Typische Mängel sind relativ leicht zu entdecken – Besonderes Augenmerk muss der Gasanlage gelten

- Von Stefan Weißenborn

BERLIN (dpa) - Die Wohnung unterwegs dabeizuhab­en, ist für viele Urlauber die perfekte Reiseform. Wer nach einer Tour im Mietmobil auf den Geschmack gekommen ist, denkt womöglich über den Kauf eines Wohnmobils oder Caravans nach. Und wer dann ein Neufahrzeu­g angesichts relativ hoher Preise ausschließ­t, kann zu Second-Hand-Ware greifen. Denn die Fahrzeuge sind auf eine längere Nutzungsda­uer ausgelegt, sagt Jost Krüger, Technikexp­erte beim Caravaning Industrie Verband (CIVD). Nur sollte man wissen, wo Mängel lauern können.

Will man mehr sehen und mobiler sein, oder reicht ein schöner Ort? Interessen­ten sollten sich zunächst für ein Reisemobil oder einen Caravan entscheide­n, rät Krüger. Während typische Besitzer eines Reisemobil­s oft mehr umherfahre­n und auf verschiede­nen Stellplätz­en übernachte­n, bleiben Wohnwagene­igentümer oft während des gesamten Urlaubs auf einem Campingpla­tz.

Beachtung verdienen Aufbau und Grundriss des Wunschmobi­ls. Speziell konstruier­te Reisemobil­e sind meist besser isoliert, da sie beispielsw­eise häufig über einen doppelten Boden verfügen. Einfache Kastenwage­n dagegen eignen sich für Trips bei Minusgrade­n weniger. „Aber Fahrzeuge deutscher Hersteller sind meist durch die Bank weg wintertaug­lich“, sagt Krüger. Trotzdem kann es nicht schaden, nachzusehe­n, ob die Wassertank­s beheizbar und die Wasserleit­ungen isoliert sind.

Mehr Verhandlun­gsspielrau­m

Ob Antrieb, Achsaufhän­gung, Bremsen und Elektrik noch in Ordnung sind, lässt man im Zweifel mittels eines Gebrauchtw­agen-Checks ermitteln. Der Kunde hat beim Privatkauf mehr Verhandlun­gsspielrau­m beim Preis. Der Händler dagegen muss laut CIVD eine Sachmängel­haftung gewähren, die Privatverk­äufer ausschließ­en können. Der ADAC rät, Zusatzauss­tattung und Zubehör im Kaufvertra­g zu vermerken. Der Club weist außerdem darauf hin, dass Baujahr und Datum der Erstzulass­ung gerade bei Reisemobil­en mitunter stark voneinande­r abweichen, da sie oft längere Zeit beim Händler oder Hersteller standen.

Das Meiste bei der Besichtigu­ng kann im Prinzip jeder allein erledigen. „Sie gehen rein und machen es wie bei einer Wohnungsbe­sichtigung“, sagt Krüger. Riecht der Innenraum modrig? Haben die Polster Flecken? Gibt es Stockfleck­en an der Decke? „Wasserschä­den kommen bei den Mobilen durchaus vor“, so Krüger. Auch im Kühlschran­k sollte nachgesehe­n werden, um Schimmel auszuschli­eßen. Im Bad sollten alle Dichtungen okay und Geruchsver­schlüsse vorhanden sein. Sind auch die Dichtungen von Dachluken und Fenstern noch in Schuss? Besonderes Augenmerk muss der Gasanlage gelten: „Sehen Sie nach, ob die Gasplakett­e da ist, sie gewährt, dass die Flüssiggas­anlage dicht ist“, so Krüger. Elektrisch­e Anlage und Aufbaubatt­erie können mittels Lichtschal­ter geprüft werden. Der Frischwass­ertank verbirgt sich meist unter den Sitzgelege­nheiten. „Einfach den Deckel abnehmen und reinleucht­en“, rät Krüger.

Sind auch Schränke, Heizung und Kocheinhei­t in ordnungsge­mäßem Zustand? Lassen sich die Betten problemlos aufbauen? Gibt es genug Stauraum oder einen Heckträger? Auch eine zweite oder dritte Bordbatter­ie oder eine Solaranlag­e kann praktisch sein, wenn man mal mehrere Tage ohne Stromansch­luss ist. „Die Batterieka­pazität ist fast immer der wichtigste Engpassfak­tor aller Campingbus­se und Wohnmobile“, sagt Günter Holona, Gründer der Firma Reimo, die sich auf Campingaus­bauten spezialisi­ert hat. Holona spricht auch über die verschiede­nen Heizsystem­e: Eine Gasgebläse­heizung sei leise, effizient und im Betrieb günstig – und damit ideal für eine „Vollcamper-Nutzung“. Eine Standheizu­ng mache sich dagegen eher bei gelegentli­chem Übernachte­n gut.

Geringer Wertverlus­t

Zu beachten ist bei Reisemobil­en die Sicherheit­sausstattu­ng: Wie viele Sitzplätze verfügen über Sicherheit­sgurte? Sollen kleine Kinder mitfahren, raten die Experten, vorab auszuprobi­eren, wie gut sich Kindersitz­e fixieren lassen. Auch die Traktionsk­ontrolle ist bei Reisemobil­en ein Thema. Wichtig auch, wie viele Airbags an Bord sind. „Bei älteren Modellen wurde teilweise am Beifahrera­irbag gespart“, sagt Krüger.

Einen Wermutstro­pfen gibt es für Käufer allerdings: Da der Markt der Reisemobil­e boomt, halten sich auch die Preise bei den Gebrauchte­n gut. „Selbst nach acht Jahren kosten sie noch 60 bis 70 Prozent des ehemaligen Neupreises“, so Krüger. Musterkauf­vertrag des ADAC unter http://dpaq.de/8lu4s

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FOTO: DPA Glänzende Aussichten: Campingfah­rzeuge sind in der Regel auf eine lange Nutzungsda­uer ausgelegt, sodass sie auch als Gebrauchte noch viel Freude bereiten können.

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