Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Mundart-Sommer verabschiedet sich
Aulendorfer „Picknick im Park“geht mit bayerischen und schwäbischen Tönen zu Ende
AULENDORF - Schlossfestatmosphäre, so lässt sich wohl die Stimmung beschreiben, die am späten Sonntagnachmittag in Aulendorf im Park hinter dem Hofgarten geherrscht hat. Junge Familien und Erwachsene aller Altersgruppen bevölkerten den Rasen. Decken wurden ausgebreitet, Klappstühle aufgestellt, Picknickkörbe ausgepackt. Alle wollten beim letzten Abend aus der Reihe „Picknick im Park“dabei sein. Zeitgleich fand nur ein paar Hundert Meter weiter im Schlossinnenhof das Konzert des Liederkranzes statt. Dies brachte manchen in Entscheidungsnöte. „Wir haben uns getrennt“, scherzte ein Aulendorfer, seine Frau sei drüben beim Liederkranz und er habe sich für das Picknick entschieden, so könne man sich gegenseitig berichten. Und zu berichten gab es einiges.
Die Musik- und Kabarettgruppe „Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn“aus München etwa führte zu Beginn ihres Programms in die Geheimnisse des Jodelns ein. Der Jodler werde irrtümlich oft als Freudenschrei bezeichnet, sei tatsächlich aber aus dem Schmerzensschrei eines Zimmermanns, der den falschen Nagel getroffen hat, hervorgegangen.
Derb, politisch, schräg
Gejammert wurde aber nicht nur bayerisch, sondern überaus virtuos auch in der amerikanischen Version, dem Blues. Überhaupt waren sowohl die Texte als auch das Instrumentarium der drei Vollblutmusiker an Vielseitigkeit kaum zu übertreffen. Da kamen Konsumgewohnheiten, das moderne Kinderzimmer, Atommeiler und vieles mehr aufs Tablett oder besser aufs Hackbrett – alles mit einer gehörigen Portion Witz, manchmal etwas derb, oftmals politisch, auf jeden Fall stets frech und schräg.
„Die sind echt super“, freute sich Nicole aus Sigmaringen, die mit ihren Freundinnen ein wahres Festmenü mitgebracht hatte. Sie hatten ein Edelpicknick vorbereitet mit weißer Tischdecke auf der Bierbank, edlen Weingläsern und verschiedenen kulinarischen Leckerbissen, serviert im Porzellangeschirr.
Doch auch die Zuhörer, die nichts mitgebracht hatten, wurden vom Kleinkunstzuchtverein mit Speis und Trank versorgt, wenn sich auch teilweise lange Schlangen am Ausschank bildeten. Organisator Robert Huber erklärte, dass sie bei Weitem nicht mit so vielen Gästen gerechnet hätten und diesbezüglich auch erst Erfahrungen sammeln müssten. Unter die zahlreichen Besucher aus Aulendorf hatten sich auch viele Auswärtige gemischt. Etwa das Ehepaar Zell aus Laupheim, das bei einem Besuch in der Klinik vom abendlichen Event erfahren hatte. „Dieser Rahmen hier im Park ist einfach toll, hier lässt es sich gut verweilen. Wir genießen den Abend und die Musik“, äußerten sie begeistert.
Familien loben Veranstaltung
Mit Lob sparten auch die Aulendorfer nicht, überall war zu hören, welch tolle Idee das sei und „hoffentlich gibt es das nächstes Jahr auch wieder“. Viele Familien freuten sich besonders über das Spielmobil Rappelkiste, das von den Kindern stets belagert war.
Mit viel Applaus wurde die zweite Band des Abends, das oberschwäbische Kult-Trio „Grachmusikoff“ empfangen. Kein Wunder, haben die älteren Herren (allesamt um die 65) quasi Heimvorteil, stammen sie doch aus der Nachbarstadt Bad Schussenried und befinden sich derzeit auf ihrer Abschiedstournee durchs Ländle. In den 70er-Jahren entstand ein neuer Musiktrend, bei dem der schwäbische Dialekt Einzug in die Welt der Rock- und Popmusik hielt. Aus dieser Zeit stammt das erste Lied der Gruppe „D' Marie hocket dussa ond bläret“, mit dem das Trio in den Abend startete.
Der Mix aus Blues, Balladen und Polka, gepaart mit manchmal derben schwäbischen Geschichten, mit dem „Igor, Boris und Nikita Grachmusikoff“seit 40 Jahren auf der Bühne stehen, begeisterte das Publikum in Aulendorf. Nach mehreren Zugaben endete der Abend und auch die Veranstaltungsreihe passend mit „So schön war die Zeit“. Eine vom Abschluss des Picknicks im Park gibt es unter