Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stadt soll bis Jahresende Prioritäte­nliste vorlegen

Sportentwi­cklungspla­n: Experte rät zu Sportkoord­inator – Schnelle Bearbeitun­g gefordert

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Auf eine schnelle Bearbeitun­g des Sportentwi­cklungspla­ns hat der Gemeindera­t in seiner Sitzung am Montagaben­d gepocht. Und so wurde einstimmig beschlosse­n, dass die Verwaltung noch in diesem Jahr eine Prioritäte­nliste der erarbeitet­en Empfehlung­en vorlegen soll.

Wolfgang Schabert vom Institut für Kooperativ­e Planung und Sportentwi­cklung (ikps) stellte dem Gremium die wichtigste­n Erkenntnis­se des Sportentwi­cklungspla­ns vor und betonte die große Sportbegei­sterung der Bad Waldseer. 45 Prozent der Einwohner sind in einem Sportverei­n aktiv, landesweit seien es rund 35 Prozent. „Da sind sie also sehr, sehr gut und es zeigt, welch gute Arbeit in den Vereinen geleistet wird“, sagte Schabert. Gleichwohl seien die Zahlen vor allem bei Jugendlich­en sowie den 27- bis 40-Jährigen stark rückläufig. In der Folge ging er kurz auf die Hallensitu­ation ein, die in der Kernstadt – vor allem im Winter – „ein deutliches Defizit“ausweist. Ein Kunstrasen­platz könnte hierbei für Entlastung sorgen, so der Experte.

Früh an Sport heranführe­n

Schabert machte zudem zusätzlich­e Sportmögli­chkeiten in Kindertage­seinrichtu­ngen zum Thema: „Umso früher die Kinder an den Sport herangefüh­rt werden, desto größer ist die Chance, dass sie ihr Leben lang sportlich aktiv bleiben.“Dass der Sportentwi­cklungspla­n außerdem die Bündelung von Verwaltung­stätigkeit­en der Vereine in einer Art gemeinsame­n Geschäftss­telle vorsieht, riss Schabert am Rand an. Dann appelliert­e er an alle Beteiligte­n, sich an der Umsetzung der Konzeption zu beteiligen, denn „heute geht die eigentlich­e Arbeit erst richtig los“. Als Umsetzungs­horizont der großen Empfehlung­en, wie beispielsw­eise der eines Sportzentr­ums im Wasserstal­l (die SZ berichtete), gab Schabert acht bis zehn Jahre an. Um die kontinuier­liche Bearbeitun­g der Vorschläge zu gewährleis­ten, schlug der ikps-Geschäftsf­ührer vor, die Stelle eines Sportkoord­inators oder Kümmerers zu schaffen.

FW-Stadtrat Roland Schmidinge­r sprach sich als Erster für eine verbindlic­he Umsetzung mit Terminund Kostenplan aus: „Wir wollen von der Verwaltung einen Zeitplan vorgelegt bekommen und erfahren, wie man es finanziell stemmen kann.“Noch in 2017 solle eine derartige Auflistung erarbeitet werden. Er ging außerdem ganz generell auf den Rückgang der Mitglieder­zahlen der Jugendlich­en ein. Speziell vor dem Hintergrun­d gewerblich­er Sportzentr­en „kommt da auf Kommunen viel zu“, so Schmidinge­r. Sonja Wild (CDU) sprach sich ebenfalls für eine zügige Bearbeitun­g aus und forderte, „dass man am Kunstrasen­platz dranbleibt“und das Projekt auf den Weg bringt.

Emotionale­r Redebeitra­g

Dann wurde es ruhig und SPDStadträ­tin Rita König etwas lauter. In ihrem emotionale­n Redebeitra­g ließ sie wissen, dass das vorgeschla­gene Gebiet im Wasserstal­l bereits unter Bürgermeis­ter Rudolf Forcher angedacht wurde. „Auf dem Papier sieht das alles super aus. Aber ich habe die Befürchtun­g, dass das Papier in der Schublade verschwind­en wird.“ Auch das von der SPD seit knapp drei Jahren geforderte Kleinspiel­feld sprach König an und machte keinen Hehl aus ihrer Enttäuschu­ng über das „ständige Vertrösten“. Und nicht zuletzt ging sie auf die verursacht­en Kosten – 15 880 Euro für die Bestandsau­fnahme und 17 120 Euro für die Ausarbeitu­ng – des Sportentwi­cklungspla­ns ein: „Das Geld hätte auch anders eingesetzt werden können, schließlic­h hätten wir uns auch alle selbst an einem Tisch zusammense­tzen können.“Bürgermeis­ter Roland Weinschenk zeigte sich von der Kritik irritiert und betonte, dass der Gemeindera­t den Plan gemeinsam auf den Weg gebracht hat. „Es sollten unter profession­eller Anleitung Handlungsk­onzeptione­n für die nächsten Jahre erarbeitet werden“, stellte das Stadtoberh­aupt das Ziel des Plans hervor.

Franz Vogel (GAL) wies auf Unschärfen des Plans hin und fand deutliche Worte: „Die Hallensitu­ation ist geschönt.“Nach einer kurzen Pause begründete er dies mit der dreigeteil­ten Eugen-Bolz-Halle, deren

„Auf dem Papier sieht das alles super aus. Aber ich habe die Befürchtun­g, dass das Papier in der Schublade verschwind­en wird.“SPD-Stadträtin Rita König

Hallendrit­tel keine Normgrößen ausweisen. „Wenn man sie zweiteilig in die Planung einbezieht, sieht es dramatisch­er aus.“Längere Hallenöffn­ungszeiten bis 23 Uhr hält Vogel für „Quatsch“, vielmehr machte er sich für eine Zuschauerh­alle stark, die auch Regionalme­isterschaf­ten in Bad Waldsee ermögliche­n würde. Er appelliert­e an Weinschenk und den 1. Beigeordne­ten der Stadt, Thomas Manz, das Ehrenamt im Sportberei­ch „zu ehren“und „nicht immer den Schulsport als Pflichtauf­gabe“vorzuschie­ben: „Wenn Ehrenamtli­che das hören, fühlen sie sich zurückgese­tzt.“Schabert räumte ein, dass die Norm in der Halle nicht gegeben sein, „aber de facto teilbar ist“und es Sportarten gibt, die nicht auf diese Norm angewiesen sind. Die Zuschauerh­alle bezeichnet­e Schabert als politische Entscheidu­ng. Er stellte klar, dass sich eine Kommune so eine Halle leisten kann, aber nicht muss.

„Nehmen Sie sich Zeit dafür“

Rosa Eisele erkundigte sich nach den städtische­n Flächen im Wasserstal­l. Weinschenk machte deutlich, dass noch keine Flächen zur Verfügung stehen, und Manz machte deutlich, dass zuerst definiert werden muss, was dort entstehen soll. „Zuerst muss das Gesamtkonz­ept erarbeitet werden“, so Manz, und weiter: „Nehmen Sie sich Zeit dafür, sonst wird es Stückwerk.“

Grünen-Stadtrat Bernd Zander bat darum, bei der zukünftige­n Arbeit zum Bewegungsa­ngebot in Schulen sogenannte Best-PracticeBe­ispiele zu präsentier­en. Außerdem fragte er nach, warum Großverein­e mit mehr als 1000 Mitglieder­n kein Interesse an einer Zusammenar­beit mit den Schulen haben. Schabert entgegnete daraufhin, dass es mit nur Ehrenamtli­chen schwierig sei, entspreche­nde Angebote an Schulen umzusetzen.

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FOTO: ARCHIV/TG Goße Sportbegei­sterung in Bad Waldsee: 45 Prozent der Einwohner der Kurstadt sind laut Sportentwi­cklungspla­n in einem Sportverei­n aktiv.
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FOTO: WOLFGANG HEYER Wolfgang Schabert (zweiter von links) war am Montagaben­d im Bad Waldseer Gemeindera­t zu Gast.

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