Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Aulendorf will Tagestouristen anlocken
Gästeinfotheke ist im neuen Konzept nicht vorgesehen – Geschätzt 400 000 Ausflügler besuchen die Stadt im Jahr
AULENDORF - Mehr Einsatz der Anbieter, ein Online-Buchungsportal und gezielteres Marketing – das sind Kernpunkte des Konzepts für den Tagestourismus, das am Montagabend im Gemeinderat vorgestellt wurde. Josef Bühler vom beauftragten Planungsbüro Neulandplus wartet mit imposanten Zahlen auf. Geschätzte 400 000 Tagestouristen besuchen die Stadt demnach im Jahr. Auswirkungen wird das Konzept auch darauf haben, wie und wo Gäste in Aulendorf künftig Informationen bekommen. Die Gästeinfotheke im Schloss soll es mit dem neuen Konzept nämlich nicht mehr geben.
Sie sind auf Verwandtenbesuch, gehen zum Essen, unternehmen eine Spazierfahrt, wollen zum Baden – die Gründe für Tagesausflügler, nach Aulendorf zu kommen, sind vielseitig. Ihre Anzahl wird statistisch nicht erfasst. Bei in Abhängigkeit von den Übernachtungsgästen geschätzten 400 000 Tagestouristen könnte laut Bühler ein Umsatz von mehr als neun Millionen Euro über die Ausflügler erzielt werden, wenn diese 22,70 Euro – ein für das Württembergische Allgäu ermittelter Wert – am Tag in der Stadt ausgeben.
Drei Angebotsschwerpunkte
Ansprechen sollen die tagestouristischen Angebote auch künftig Besucher aus dem Raum zwischen Ulm und Bodensee. An vorhandenen und geplanten Angeboten orientiert, fasst Bühler drei Schwerpunkte zusammen: das Schloss-Erlebnis Aulendorf – mit dem geplanten SchlossErlebnisparcours und Führungen –, Spaß und Entspannung – etwa mit der Therme, House of Mysteries oder auch der Dobelmühle – sowie Kleinkunst und Livemusik.
Dem Schloss misst das Konzept dabei vor allem als touristisches Aushängeschild einen hohen Stellenwert zu, nicht als Veranstaltungsort selbst. Allerdings soll das Thema „Heiraten im Schlossareal“mit einem eigenen Flyer besser beworben werden. In den Fokus rückte Bühler auch Führungen – bislang gibt es etwa Überlegungen, Kostümführungen im Schloss anzubieten. Auch kulinarische Themenführungen seien denkbar, genauso wie Themenworkshops im Schloss, etwa zu Video und Fotografie, und Events im Zusammenhang mit verkaufsoffenen Sonntagen.
Arbeitskreis „Erlebnis Aulendorf “
Dabei, auch das geht aus dem Konzept hervor, soll der Tagestourismus als Handels- und Gastronomieförderstrategie verstanden werden und die entsprechenden Betriebe für die Angebotsentwicklung und Umsetzung einbeziehen. Das Konzept sieht einen dreimal im Jahr tagenden Arbeitskreis „Erlebnis Aulendorf“vor, der die Angebotsplanung und -entwicklung im Blick hat und das Marketing abstimmt. Vorgesehen ist auch ein mehr auf Social Media ausgerichtete Werbung sowie eine eigene Internetseite, über die tagestouristische Angebote in Aulendorf gebucht werden können.
Bürgerinfotheke bleibt
Erstellen lassen hat die Stadt das Konzept, weil im Zusammenhang mit der Neukonzeption des „erlebbaren Schlosses“immer wieder grundsätzliche Fragestellungen zum Tagestourismus und zu Aufgaben und Notwendigkeit einer Gästeinfotheke aufkamen. Da das Schlossmuseum spätestens zum Jahresende schließt, entfallen die Öffnungszeiten der Gästeinfo am Wochenende. Unstrittig sei dabei, so heißt es in der Vorlage der Verwaltung, dass es auch weiter eine Bürgerinfotheke während der Öffnungszeiten des Rathauses geben muss.
Derzeit ist die Bürger- und Gästeinfotheke organisatorisch und personell zusammengelegt im Schloss angesiedelt. Das neue Tagestourismuskonzept sieht keine Gästeinfotheke im Rathaus mehr vor. Stattdessen ist die Rede von einer Verschiebung der Aufgaben, die auf die dortigen Mitarbeiter zukommt. Verstärkt in den Blick geraten sollen demnach die Kommunikation mit Anbietern, die Entwicklung buchbarer tagestouristischer Angebote, die Recherche und Aufbereitung von Informationen sowie jeweils deren mediale Präsentation. Das Konzept geht dabei davon aus, dass sich Tagestouristen künftig verstärkt vorab und via Internet informieren. Anlaufstellen vor Ort könnten sogenannte digitalisierte Gästeinfopoints sein, etwa in der Therme oder den Kliniken, eventuell mit Touchscreen-Schirmen, über die sich Gäste informieren können.
Personelle Umstrukturierung
Derzeit setzt sich der Tourismusbereich personell aus einer halben Stelle sowie einer 450-Euro-Kraft für die Gästeinformation an der Infotheke und der Leitung des Bereichs mit einem Stellenumfang von 0,8 im Tourismus zusammen. Da laut des Konzepts die bisherigen Aufgaben der Gästeinfotheke entfallen, kommt nach der Einführung eine Reduzierung des Personals auf einen Stellenanteil von 0,8 infrage.
Welche Auswirkungen das neue Konzept auf die Personalstruktur konkret hat, wird sich noch zeigen. Der Gemeinderat hat die Stadtverwaltung einstimmig damit beauftragt, das Tagestourismuskonzept umzusetzen und personelle und organisatorische Umstrukturierungen vorzunehmen. Allerdings will der Gemeinderat vorab vorgestellt bekommen, wie umstrukturiert wird.