Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Leader fördert den Schloss-Parcours
Diskussion um Auftragsvergabe an lokalen Anbieter im Aulendorfer Gemeinderat
AULENDORF (pau) - Der ErlebnisParcours Schloss Aulendorf wird aus dem EU-Förderprogramm Leader mit 89 400 Euro gefördert. Das entspricht dem angeforderten Betrag. Der Gemeinderat hat daher nun die im Haushalt eingestellten 178 000 Euro für die Umsetzung der Idee freigegeben. Dass die Umsetzung nicht an einen hiesigen Anbieter vergeben wurde, sorgte im Rat für Diskussionen.
Landkreis gibt 30 000 Euro
Der Schloss-Erlebnisparcours sieht vor, dass Schloss und Schlossareal nach der Museumsschließung – spätestens zum Jahresende – weiter für Besucher erlebbar sind. Kernidee ist die virtuelle Führung mit digitalen Medien, etwa Tablet-PCs. 178 000 Euro plus die Kosten für eine etwaige Installation von WLan im Schloss hat die Stadt dafür veranschlagt. Da neben der Leader-Förderung auch der Kreis eine einmalige Förderung über 30 000 Euro zugesagt hat, geht Schloss-GmbH-Geschäftsführerin Silke Johler davon aus, dass die Stadt letztlich rund 55 700 Euro für die Umsetzung des Parcours investieren muss. Spätere Nachinvestitionen, etwa um Filme später zu aktualisieren, schätzt die Stadt zwischen 3500 und 7000 Euro.
Die Kosten für den jährlichen Betrieb beziffert die Stadt auf 5500 Euro. Auf diese Summe kommt sie über einen Vergleich der Einsparungen durch die Aufgabe des Museums, ohne einen Parcours einzurichten (rund 36 960 Euro), und Einsparungen durch die Aufgabe des Museums bei gleichzeitiger Einführung des Parcours (rund 31 580 Euro). 2015 schloss das Museum mit einem Verlust von knapp 134 800 Euro ab.
Kein Personal für Parcours
Die Stadt will für den Betrieb des Parcours zunächst auf Parcours-Personal verzichten. In einem ersten Schritt soll daher auch nur die Beletage zugänglich sein, und auch das nur über einen Zugangscode für das Gebäude. Letzteren sollen Interessenten erst nach einer Registrierung für den Parcours bekommen. Woher genau Parcours-Gänger die Tablets bekommen sollen, ist noch ungeklärt. Die Stadt stellt sich vor, dass diese in umliegenden Hotels- und Gastronomiebetrieben ausgeliehen werden können. Sollte dieses System nicht funktionieren, müsse der Gemeinderat nochmals über eine mögliche Personalausstattung beraten.
Diskussion über Vergabe
Vergeben hat der Gemeinderat die Recherche für das Konzept mit inhaltlicher Erarbeitung (Los 1) für 21 040 Euro sowie die Umsetzung (Los 2) für 153 990 Euro an das Büro Demirag aus Stuttgart. Die Stadt hatte die Arbeiten unter Angabe einer Bewertungsmatrix ausgeschrieben. Die Wertung erfolgte zu 40 Prozent über den Preis, zu 60 Prozent über Qualitätsmerkmale. Der Vergabebeschluss fiel bei vier Gegenstimmen der BUS-Räte Christine Vogt, Pierre Groll, Karin Halder und des CDURats Rainer Traub.
Vorangegangen war eine Diskussion darüber, ob das Los 2 und damit auch die laufende technische Pflege des Parcours nicht besser an einen Anbieter aus Aulendorf zu vergeben sei. Eine Diskussion, von der Bürgermeister Matthias Burth nach einiger Zeit die Öffentlichkeit aus Bieterschutzgründen ausschloss. Angestoßen hatte sie Stadtrat Rainer Traub mit der Frage, ob ein lokaler Anbieter nicht günstiger sei als jemand, der aus Stuttgart für eine Problembehebung anreisen müsse. Auch BUS-Rat Pierre Groll sagte, er hätte eine Firma von vor Ort bevorzugt: „Das hört sich jetzt günstig an, ohne Personal. Aber immer, wenn Technik im Hintergrund ist, sind die laufenden Kosten nicht zu verachten.“Groll sprach von einer „willkürlichen Bepunktung“in der Angebotsbewertung.
Bürgermeister Burth widersprach, man habe sich viele Gedanken über eine „sachgerechte Bewertung“gemacht, die auch mit dem Landratsamt abgestimmt wurde. Die Stadt habe die Vorteile des örtlichen Büros gesehen und stärker gewertet, am Ende aber habe die Gesamtpunktzahl aus den einzelnen Bewertungsbausteinen entschieden.
Geld für Führungen freigegeben
Zudem beschloss der Gemeinderat, die bislang ebenfalls gesperrten 31 000 Euro für die Entwicklung künftiger Schlossführungen freizugeben. Die Schlossmuseums-GmbH soll nach der Museumsschließung zum kommenden Jahr auf den Eigenbetrieb Tourismus verschmelzen.