Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gemeindera­t lehnt neue Blitzer ab

In Biberach sollen nun LED-Verkehrssc­hilder und Smiley-Schilder die Autofahrer bremsen

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - In der Waldseer, Riedlinger, Ulmer und Memminger Straße wird es auch künftig keine sogenannte­n Blitzer zur Geschwindi­gkeitsüber­wachung geben. Die Verwaltung hatte vier davon beantragt, um die wegen des Lärmaktion­splans angeordnet­en Tempolimit­s besser kontrollie­ren zu können. Der Rat lehnte das mehrheitli­ch ab. Lediglich der Aufbau von LED-Wechselver­kehrszeich­en und Geschwindi­gkeitsanze­igen mit lachenden Gesichtern (Smileys) bei Einhalten der richtigen Geschwindi­gkeit fanden einmütige Zustimmung.

Seit März 2016 gilt im Zuge des Lärmaktion­splans unter anderem in Teilen der Waldseer, Riedlinger, Kolpingund Felsengart­enstraße von 22 bis 6 Uhr Tempo 30. Außerdem wurde in Teilbereic­hen von Memminger und Ulmer Straße generell Tempo 50 angeordnet. Messungen der Stadtverwa­ltung und der Polizei zeigten in der Folge, dass rund 80 Prozent der Verkehrste­ilnehmer sich nicht daran halten, was die Beobachtun­gen vieler Anwohner bestätigte.

Die Stadtverwa­ltung hatte deshalb zur besseren Einhaltung des Lärmaktion­splans vorgeschla­gen, vier Blitzer in den Bereichen Waldseer/Riedlinger Straße sowie Memminger/Ulmer Straße aufzustell­en, für die es eine Wechselkam­era geben sollte. Um die zu erwartende­n Verstöße zu ahnden, sollte das Personal bei Bußgeldste­lle und Stadtkasse bis Ende 2018 befristet um vier Stellen erhöht werden. Zudem sollten an den Hauptzufah­rtsstraßen in Biberach und Ringschnai­t die Tempo-30Schilder als LED-Wechselver­kehrszeich­en aufgestell­t werden. Diese Schilder sind tagsüber dunkel und leuchten nur nachts mit einer Tempo-30-Anzeige, was ihre Wahrnehmun­g erhöht.

Mehr Zwischensc­hritte

Die CDU stehe zum Lärmaktion­splan und zu Tempo 30, sagte Johannes Walter. Der Zeitraum für Autound Lkw-Fahrer, sich daran zu gewöhnen, sei seit März 2016 aber zu kurz gewesen, um jetzt schon Blitzer aufzustell­en. Außerdem seien die kleinen Tempo-30-Schilder nachts nur schwer erkennbar. Es gebe sicher mehr Zwischensc­hritte, als gleich Blitzer aufzustell­en. Man stimme deshalb den LED-Verkehrsze­ichen zu und beantrage zusätzlich Geschwindi­gkeitsanze­igen mit Smileys, wie es sie andernorts auch gebe, so Walter. Die CDU erwarte von der Stadt weitere Lärm- und Geschwindi­gkeitsmess­ungen. In erster Linie gehe es aber um Lärm, so Walter. Dafür sei in der Hauptsache der Schwerlast­verkehr verantwort­lich. Den bringe man nur durch den Bau des B-30-Aufstiegs aus der Stadt heraus. Ein Lkw-Fahrer sei vielleicht durch eine Smiley-Anzeige eher zum Bremsen bereit, als wenn die Stadt gleich einen Blitzer hinstelle. Bruno Mader (SPD) warf der CDU Bagatellis­ierung vor. „Sie sind nicht bereit, irgendetwa­s zu verfolgen, wenn’s ums Auto geht.“Zu erwarten, dass neue Schilder die Fahrer zum Bremsen bewegen, sei Vertrauen in die falsche Stelle gesetzt. „Eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung wirkt nicht, wenn man den Verstoß nicht ahndet.“

Die Tempolimit­s würden offenbar in großem Stil nicht beachtet, sagte Reinhold Hummler (Freie Wähler), deshalb brauche es sinnvolle Maßnahmen. Blitzer hätten aber den Nachteil, dass ihre Standorte nach kurzer Zeit bekannt seien. „Da wird dann abgebremst und danach wieder beschleuni­gt. Das wäre unter Lärmgesich­tspunkten ein Eigentor.“Deshalb seien auch die Freien Wähler für die LED-Schilder. Nach einiger Zeit könne man ja sehen, ob es funktionie­re. Falls nein, könne man immer noch Blitzer aufbauen.

„Ich bin überzeugt, dass sich der Misserfolg einstellt“, antwortete Peter Schmid (Grüne). Es gehe zwar zunächst um Verkehrslä­rm, aber auch um Verkehrssi­cherheit. Seine Fraktion sei deshalb für die Blitzer. Die FDP votierte dagegen. Christoph Funk sprach sich wie bisher für mobile Kontrollen aus.

„Das ist ein guter Tag für die Automobil-Aktivisten, aber ein schlechter für die Anwohner“, kommentier­te OB Norbert Zeidler die Haltung der Ratsmehrhe­it. Man habe jetzt einen „Lärmaktion­splan light“, hinterlegt mit einer Salami-Taktik. Mit blinkenden Smileys und neuen 30er-Schildern werde man nichts bewirken. Den Anwohnern, die sich beschweren, werde er freigiebig die Kontaktdat­en der Stadträte geben, so der OB.

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FOTO: GATEAU Der Biberacher Gemeindera­t hat es abgelehnt, vier neue Blitzer im Stadtgebie­t aufzustell­en.

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