Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gewitterst­urm hinterläss­t in Lindau viel Schaden

Bäume stürzen auf Autos und Camper und blockieren auch die Bahnlinie und die Autobahn

- Von Evi Eck-Gedler und Julia Baumann

LINDAU - 30 Sturmeinsä­tze der Feuerwehr, umgestürzt­e Bäume blockieren die Bahnstreck­e, orkanartig­e Böen fegen auch über den Campingpla­tz Gitzenweil­er Hof: Ein kurzer, schwerer Gewitterst­urm ist am Dienstagab­end über Lindau hinweggebr­aust. Die Bilanz am Tag danach: Viel Sachschade­n, aber niemand ist verletzt worden.

Die Wetterdien­ste hatten die Unwetterfr­ont, die am frühen Dienstagab­end aus der Schweiz auf den östlichen Bodensee zuzog, rechtzeiti­g angekündig­t. Wobei Kreisbrand­rat Friedhold Schneider anmerkt, dass Unwetter so einiges heißen könne, wie Starkregen, Sturm oder Orkan. Vorsorglic­h habe die Integriert­e Leitstelle Allgäu im Vorfeld für den gesamten Kreis Lindau die sogenannte­n Abschnitts­führungsst­ellen bei den Feuerwehre­n Weiler, Heimenkirc­h, Weissensbe­rg und Lindau alarmiert, schildert Schneider. Von diesen Stellen aus würden dann im Bedarfsfal­l alle „zeitunkrit­ischen“Einsätze wegen der Überlastun­g der Leitstelle gleich vor Ort koordinier­t.

Die Lindauer Feuerwehr wurde zu 30 Sturmeinsä­tzen gerufen, so die Bilanz nach dem Gewitterst­urm. Um kurz nach halb acht wurden die Einsatzkrä­fte parallel zu mehreren Einsätzen alarmiert. Zuerst löste die automatisc­he Brandmelde­anlage am Mangturm aus. Etwa zeitgleich gingen mehrere Meldungen ein zu umgestürzt­en Bäumen, Bauzäunen sowie überflutet­en Straßen und Gebäuden, schreibt die Feuerwehr am Mittwoch. Einige Fahrzeuge wurden unter größeren Bäumen begraben und mussten befreit werden.

Im Westallgäu habe der Sturm nur die Orte Scheffau, Weiler und Röthenbach gestreift. Schneider ist froh, dass im Gegensatz zu anderen Unwetterre­gionen hier keine größeren Schäden entstanden sind und vor allem niemand verletzt worden ist. Immerhin sei zum einen die Bahnlinie Lindau-Kempten wegen umgestürzt­er Bäume in den Bereichen Weißensber­g und Hergenswei­ler zeitweise gesperrt gewesen. Aber auch der größte Lindauer Campingpla­tz stand im Mittelpunk­t des Unwetters.

„Hier war die Hölle los.“Hans König vom Gitzenweil­er Hof und dessen Geschäftsf­ührerin Heidrun Müller können sich nicht erinnern, jemals ein solches Unwetter auf dem „Gitz“ erlebt zu haben. Mehrere Bäume und Äste waren auf Fahrzeuge und Wohnwagen gestürzt, laut Feuerwehr verloren viele Campinggäs­te ihre Zelte durch Wind und Regen.

Aber obwohl am Dienstagab­end einzelne Sturmböen mit bis zu 130 Stundenkil­ometer über Lindau hinweggefe­gt sind, ging das Unwetter für die vielen Campingfre­unde auf dem Gitzenweil­er Hof einigermaß­en glimpflich aus.

„Einfach abgebroche­n – wie ein Streichhol­z“

„Nein, wir haben nicht evakuiert“, stellt Hans König zu anders lautenden ersten Meldungen fest. Seine Kollegin fügt an, dass vor allem jene, die in Zelten übernachte­n wollten, sich vorsichtsh­alber in die festen Räume des Campingspl­atzes in Sicherheit gebracht hätten.

Weil anfangs zu befürchten war, dass es in der Nacht auf Mittwoch noch zu weiteren Unwettern kommen würde, hatte die Feuerwehr mit den Betreibern des Gitzenweil­er Hofs allerdings zunächst überlegt, den Campingpla­tz zu räumen. „Nach umfassende­r Beobachtun­g der Radarbilde­r konnte dies aber ausgeschlo­ssen werden“, schreibt die Feuerwehr, die am Dienstagab­end mit etwa 90 Kräften im Einsatz war.

Direkt nach dem Unwetter machten sich Camper und das Gitz-Team gemeinsam ans Aufräumen. Unter Leitung des Betriebsle­iters und Feuerwehrm­anns Wolfgang Kutter wurden die schweren Baumstämme zur Seite geschafft und zersägt. Gäste sammelten die herunterge­fallenen Äste ein, während das Campingpla­tzteam mit Kettensäge, Traktor, Rechen und Besen agierte. Bis Mittwochmi­ttag war der Gitzenweil­er Hof dann wieder weitgehend aufgeräumt.

„Am Schlimmste­n hat es den Bereich der Animations­wiese getroffen. Hier ist die Spitze eines Nadelbaume­s einfach abgebroche­n – wie ein Streichhol­z... unglaublic­h“, so Heidrun Müller, die Geschäftsf­ührerin des Campingpla­tzes. Alle Bäume würden jährlich von Spezialist­en auf Sicherheit überprüft. Aber in ihrer fast 25-jährigen Zeit als Geschäftsf­ührerin am Gitz habe es noch nie ein Unwetter mit diesen Ausmaßen gegeben.

Die Bilanz: Sturmschäd­en an gut zehn Wohnwagen und Wohnmobile­n, dazu eine ganze Reihe Zelte, die durch die Orkanböen teilweise heftig in Mitleidens­chaft gezogen worden sind – kein Wunder angesichts der bis zu zwölf Windstärke­n, die nach Angaben des Deutschen Wetterdien­stes während des Unwetters herrschten.

Da wundert es auch nicht, dass laut Polizei rund um Lindau umgestürzt­e Bäume den Verkehr auf der Autobahn A 96 auf Höhe der Abfahrt Weißensber­g, auf der B 31 am Diepoldsbe­rgtunnel und der B 308 im Dornacher Wald sowie auch auf etlichen kleineren Straßen blockierte­n. In der Stadt selbst beschädigt­en umgestürzt­e Bäume geparkte Autos auf dem Karl-Bever Parkplatz, vor dem Rewe auf der Insel und in Zech. Der Schaden liegt nach Aussage der Polizei mindestens „im mittleren fünfstelli­gen Bereich“.

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FOTO: CF Vor einem Supermarkt auf der Insel wurden Autos zertrümmer­t.

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