Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Künstlerin spielt Figurentheater vor heimischer Kulisse
Angelika Jedelhauser bringt am Sonntag, 13. August, zwei Stücke in ihrer Werkstatt in Reute auf die Bühne – Zahl der Plätze ist begrenzt
REUTE-GAISBEUREN - Vor 15 Jahren hat Angelika Jedelhauser ihr „Figurentheater Unterwegs“aus der Taufe gehoben. Dieses kleine Jubiläum nimmt die gebürtige Waldseerin nun zum Anlass, am Sonntag, 13. August, vor heimischer Kulisse in eigener Werkstatt in Reute aufzutreten.
Dort bringt sie ihr ältestes und ihr jüngstes Figurentheaterstück auf die Bühne, für das sie ganz aktuell und für sie selbst „völlig überraschend“einen Preis bekommen hat. Ein schönes Geburtstagsgeschenk für die Figurentheaterspielerin, die heuer 50 Jahre alt wird.
Die Werkstatt von Angelika Jedelhauser in einem ehemaligen Getränkemarkt ist eine ganz eigene Welt voller Geschichten und Geheimnisse, die sie hier erfindet oder denen sie mit ihren kleinen Figuren auf die Schliche kommt. Hinter schwarzen Bühnenvorhängen stapelt sich das Equipment für ihre Tournee-Aufführungen im Bundesgebiet. Der Raum gleicht einem Trödelladen: historische Koffer, eine alte Trommel, Möbel, Stoffe und zwischendrin immer wieder Figuren, die spitzbübisch hervorlugen aus raumhohen Regalen.
Wer genau hinhört, kann sie flüstern hören: „Angelika, hol’ mich hier raus, ich will endlich wieder auf die Bühne und sprechen, lachen, tanzen – hurra!“Diese Angelika versteht es nämlich hervorragend, ihrem Häwelmann, Däumling oder ihrem zarten Schneemädchen „Snegurotschka“Leben einzuhauchen und kleine wie große Zuschauer zu begeistern. Vielleicht liegt’s daran, dass sie die Helden ihrer Stücke selbst herstellt und sich handwerklich mit ihnen befasst, bevor sie diese im Spiel ihren eigenen Weg gehen lässt. Dafür gibt es hier eine Riesenauswahl an Farben, Modelliermasse, Holz und anderem Bastelmaterial.
Manchmal übernimmt Jedelhauser auch Auftragsarbeiten für andere Theaterhäuser. Beim SZ-Besuch war sie mit einem grasgrünen Papagei für das Figurentheater in Ravensburg befasst, dem sie einen beweglichen Kopf verpassen sollte, damit er auf der Bühne ordentlich nicken kann.
Innerer Stimme gefolgt
Aufgewachsen ist Jedelhauser im Waldseer Kurgebiet, wo ihre Eltern die Pension „Schwabenland“betrieben haben. „Nach dem Abitur zog es mich hinaus in die Welt und zunächst machte ich in Bad Wörishofen eine Ausbildung als Masseurin“, blickt die Künstlerin zurück. Einer inneren Stimme folgend, dass es noch etwas anderes sein dürfte im Leben, studierte sie danach Figurentheater an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart.
Es folgten Lehr- und Wanderjahre an städtischen Puppentheatern und sie blieb dann noch ein paar Jahre in Berlin hängen. Hier gründete sie 2002 ihr eigenes kleines Figurentheater. Vor sechs Jahren kehrte sie mit Sohn und Lebenspartner zurück nach Oberschwaben.
Der Name „Figurentheater Unterwegs“verweise darauf, dass sie mit ihren Stücken durch die Lande toure und immer wieder spannende Orte, Zusammenhänge und Geschichten erlebe. „Ich entdecke immer neue Räume und Freiräume, Reisen bildet Kopf und Herz und schafft Fantasie für alles Mögliche.“
Ihr Terminkalender jedenfalls ist gut gefüllt und inzwischen kann sie von ihrem Beruf leben, ohne Nebenjobs annehmen zu müssen. Sie ist Mitglied der „Union Internationale de la Marionnette“und des Landesverbandes „Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg“.
Für ihr neues, 40-minütiges Stück „Die Sachenfinderin“hat Jedelhauser in Würdigung ihrer Arbeit den Preis der „Kinderkulturbörse 2017“erhalten – damit verbunden sind zahlreiche Auftrittstermine im Großraum München. Ihr bislang achtes Stück ist nach Meinung der Jury eine „gelungene Mischung aus Schauspiel und Figurentheater für die Altersgruppe ab drei Jahren“. Regie führte Andieh Merk - für die Musik verantwortlich zeichneten Andieh und Heiner Merk. „Wir sind ein super Team“, freut sich die Figurenspielerin und ist voller Vorfreude auf ihre beiden Auftritte in eigener Werkstatt am 13. August.