Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Das Drama hat ein Ende

Anstelle der Klosterfes­tspiele: Weingarten arbeitet an einem komödianti­schen Konzept für das Sommerthea­ter

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Ein kleines, komödianti­sches Sommerthea­ter anstelle der großen Klosterfes­tspiele mit klassische­r Ausrichtun­g. Das schwebt den Kulturvera­ntwortlich­en der Stadt Weingarten vor. Und genau deshalb wollen sie in den kommenden Monaten ein Konzept erarbeiten, dass sie dem Gemeindera­t Ende des Jahres vorstellen wollen. „Die städtische Kulturverw­altung ist es allen Personen, die sich in den 16 Spielzeite­n für die Klosterfes­tspiele engagiert haben, schuldig, das ernsthaft zu prüfen“, sagt Rainer Beck, Fachbereic­hsleiter für Gesellscha­ft, Bildung und Soziales. „Es ist aber völlig offen, ob wir das hinkriegen.“

Entscheide­nd wird dabei vor allem sein, ob ein stabiles finanziell­es Konstrukt gefunden wird, das in Kombinatio­n mit der inhaltlich­en Ausrichtun­g die Stadträte überzeugen kann. Denn voraussich­tlich würde das Sommerthea­ter Zuschüsse von mindestens 37 000 Euro aus dem städtische­n Haushalt brauchen. Schon bei der Gemeindera­tssitzung am 26. Juni hatte es heftige Diskussion über ein Für und Wider eines Sommerthea­ters gegeben. Schließlic­h waren die Klosterfes­tspiele – bei Zuschüssen von 150 000 Euro pro Spielzeit – zur Haushaltsk­onsoliedie­rung in jener Sitzung endgültig abgeschaff­t worden. Als kleines Hintertürc­hen war der Antrag der Verwaltung, zumindest eine kleine Theaterfor­m beizubehal­ten und nun zu prüfen, zumindest durchgegan­gen.

Eigene Produktion

Und genau an dieser Prüfung arbeiten die städtische­n Kulturvera­ntwortlich­en nun mit Hochdruck. Da die Klosterfes­tspiel GmbH aufgelöst wird, worum sich derzeit der ehemalige Geschäftsf­ührer Günter Staud kümmert, gibt es keinen Träger mehr. Daher sollen Peter Hellmig, Leiter der Abteilung Kultur und Tourismus, und seine Mitarbeite­rin Kostadinka Malakova von der Geschäftss­telle der Klosterfes­tspiele, sich Kapazitäte­n freiräumen, um ein mögliches Sommerthea­ter zu organisier­en. Denn sollte es so weit kommen, würde man sich keine fertige Produktion einkaufen, sondern versuchen, ein eigenes Stück auf die Beine zu stellen. „Wir würden ein eigenes Theater machen. Das ist ein großer Unterschie­d, eine solche Produktion von 0 bis 100 auf die Beine zu stellen“, sagt Beck.

Ein Fixpunkt wäre dabei aber wohl der langjährig­e Klosterfes­tspiel-Regisseur Christof Küster, der bereits ausdrückli­ch seine Bereitscha­ft signalisie­rt hat, wieder in Weingarten zu inszeniere­n. Im Vergleich zu den großen Produktion­en, wie im vergangene­n Jahr Brechts „Leben des Galiei“, würde das Ensemble aber deutlich reduziert werden. Aktuell wird von vier bis sechs Schauspiel­ern ausgegange­n. Bühnenbild und die Kostüme würde dann wohl auch Maria Martines Pena übernehmen. Als Spielort schwebt den Verantwort­lichen wohl der Außenberei­ch des Schlössles vor.

Klarer Schnitt

Das hat auch den Grund, dass die Verantwort­lichen einen klaren Schnitt wollen. „Wir wollen keine Klosterfes­tspiele light, sondern machen eine Zäsur – auch mit einer anderen Zielgruppe“, sagt Beck, der auch vermehrt jüngere Zuschauer ansprechen will. Daher will man auch weg von den klassische­n Dramen gehen und mehr in die moderne, komödianti­sche Richtung gehen. Aktuell könnten sich die Verantwort­lichen „Kunst“von Yasmina Reza, „Biedermann und die Brandstift­er“von Max Frisch, „Frau Müller muss weg“von Lutz Hübner oder „Indien“von Josef Hader vorstellen. Allerdings soll Küster nach den Sommerferi­en noch weitere Alternativ­en aufzeigen.

Defintiv wegfallen wird ein Regenspiel­ort. Dafür wird es bei zwölf Veranstalt­ungen drei Ausweichte­rmine geben. Als Zeitraum sollen weiterhin die Sommerferi­en beibehalte­n werden. Außerdem sollen Gespräche über mögliche Verknüpfun­gen mit dem Welfenthea­ter und der Linse geführt werden, was logistisch und marketingt­echnische Vorteile hätte. So könnte es einen Aufbau un einen Abbau vor dem Schlössle geben. Bühne und Tribüne könnten dann theoretisc­h erst vom Welfenthea­ter (Anfang Juli), dann vom Kulturzent­rum Linse für ein Open-AirKino (Mitte Juli) und dann für das Sommerthea­ter genutzt werden. „Das könnte die Veranstalt­ung bereichern, wenn wir die kulturelle­n Kräfte bündeln“, sagt Beck und spricht von einem kleinen Sommerfest­ival.

Intensive Gespräche

Doch dafür braucht es noch viel mehr. Gerade die vielen Sponsoren der Klosterfes­tspiele sollen gehalten werden. Auch der Fördervere­in der Klosterfes­tspiele soll weiterhin eingebunde­n werden. „Wenn man einmal alle gehen lässt, wird es schwierig, den Faden wieder aufzugreif­en“, sagt Beck. Daher sollen nach den Sommerferi­en intensive Gespräche mit allen Beteiligte­n geführt werden. „Wenn wir den Fördervere­in und die Sponsoren nicht dafür gewinnen, werden wir es auch nicht in den Gemeindera­t bringen“, so Beck.

Es braucht Sponsoren

Denn der Blick auf die aktuelle Kalkulatio­n zeigt: Ohne die Sponsoren geht es nicht. Derzeit geht Beck von Gesamtkost­en in Höhe von 127 000 Euro aus. Davon sollen 35 000 Euro durch Eintrittge­lder (zwölf Vorstellun­gen mit je 200 Besuchern) und die gleiche Summe enen durch Sponsoren finanziert werden. Hinzu kommen 5000 Euro vom Fördervere­in und 5000 Euro vom Land. Allerdings gibt es für letztere Beträge keine Zusagen. Sie sind einfach Teil der Kalkulatio­n.

Rainer Beck will kämpfen

Sollten diese 80 000 Euro zusammenko­mmen, bleibt immer noch ein Defizit von 47 000 Euro. Weitere 10 000 Euro sollen beim Kulturkrei­s Weingarten eingespart werden. Damit blieben 37 000 Euro, die durch städtische Zuschüsse gedeckt werden müssten. „Das ist der absolute Deckel. Mehr kann ich der Stadt nicht zumuten“, weiß Beck. „Ich kämpfe für das Sommerthea­ter, werde es aber nur in den Gemeindera­t bringen, wenn ich das Gefühl habe, dass es ein gemeinsame­s Wollen gibt.“

 ?? ARCHIVFOTO: REINHARD JAKUBEK ?? Die Klosterfes­tsspiele wurden nach 16 Spielzeite­n abgeschaff­t. Nun versucht die Stadt Weingarten zumindest ein kleines Sommerthea­ter auf die Beine zu stellen.
ARCHIVFOTO: REINHARD JAKUBEK Die Klosterfes­tsspiele wurden nach 16 Spielzeite­n abgeschaff­t. Nun versucht die Stadt Weingarten zumindest ein kleines Sommerthea­ter auf die Beine zu stellen.

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