Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Das Drama hat ein Ende
Anstelle der Klosterfestspiele: Weingarten arbeitet an einem komödiantischen Konzept für das Sommertheater
WEINGARTEN - Ein kleines, komödiantisches Sommertheater anstelle der großen Klosterfestspiele mit klassischer Ausrichtung. Das schwebt den Kulturverantwortlichen der Stadt Weingarten vor. Und genau deshalb wollen sie in den kommenden Monaten ein Konzept erarbeiten, dass sie dem Gemeinderat Ende des Jahres vorstellen wollen. „Die städtische Kulturverwaltung ist es allen Personen, die sich in den 16 Spielzeiten für die Klosterfestspiele engagiert haben, schuldig, das ernsthaft zu prüfen“, sagt Rainer Beck, Fachbereichsleiter für Gesellschaft, Bildung und Soziales. „Es ist aber völlig offen, ob wir das hinkriegen.“
Entscheidend wird dabei vor allem sein, ob ein stabiles finanzielles Konstrukt gefunden wird, das in Kombination mit der inhaltlichen Ausrichtung die Stadträte überzeugen kann. Denn voraussichtlich würde das Sommertheater Zuschüsse von mindestens 37 000 Euro aus dem städtischen Haushalt brauchen. Schon bei der Gemeinderatssitzung am 26. Juni hatte es heftige Diskussion über ein Für und Wider eines Sommertheaters gegeben. Schließlich waren die Klosterfestspiele – bei Zuschüssen von 150 000 Euro pro Spielzeit – zur Haushaltskonsoliedierung in jener Sitzung endgültig abgeschafft worden. Als kleines Hintertürchen war der Antrag der Verwaltung, zumindest eine kleine Theaterform beizubehalten und nun zu prüfen, zumindest durchgegangen.
Eigene Produktion
Und genau an dieser Prüfung arbeiten die städtischen Kulturverantwortlichen nun mit Hochdruck. Da die Klosterfestspiel GmbH aufgelöst wird, worum sich derzeit der ehemalige Geschäftsführer Günter Staud kümmert, gibt es keinen Träger mehr. Daher sollen Peter Hellmig, Leiter der Abteilung Kultur und Tourismus, und seine Mitarbeiterin Kostadinka Malakova von der Geschäftsstelle der Klosterfestspiele, sich Kapazitäten freiräumen, um ein mögliches Sommertheater zu organisieren. Denn sollte es so weit kommen, würde man sich keine fertige Produktion einkaufen, sondern versuchen, ein eigenes Stück auf die Beine zu stellen. „Wir würden ein eigenes Theater machen. Das ist ein großer Unterschied, eine solche Produktion von 0 bis 100 auf die Beine zu stellen“, sagt Beck.
Ein Fixpunkt wäre dabei aber wohl der langjährige Klosterfestspiel-Regisseur Christof Küster, der bereits ausdrücklich seine Bereitschaft signalisiert hat, wieder in Weingarten zu inszenieren. Im Vergleich zu den großen Produktionen, wie im vergangenen Jahr Brechts „Leben des Galiei“, würde das Ensemble aber deutlich reduziert werden. Aktuell wird von vier bis sechs Schauspielern ausgegangen. Bühnenbild und die Kostüme würde dann wohl auch Maria Martines Pena übernehmen. Als Spielort schwebt den Verantwortlichen wohl der Außenbereich des Schlössles vor.
Klarer Schnitt
Das hat auch den Grund, dass die Verantwortlichen einen klaren Schnitt wollen. „Wir wollen keine Klosterfestspiele light, sondern machen eine Zäsur – auch mit einer anderen Zielgruppe“, sagt Beck, der auch vermehrt jüngere Zuschauer ansprechen will. Daher will man auch weg von den klassischen Dramen gehen und mehr in die moderne, komödiantische Richtung gehen. Aktuell könnten sich die Verantwortlichen „Kunst“von Yasmina Reza, „Biedermann und die Brandstifter“von Max Frisch, „Frau Müller muss weg“von Lutz Hübner oder „Indien“von Josef Hader vorstellen. Allerdings soll Küster nach den Sommerferien noch weitere Alternativen aufzeigen.
Defintiv wegfallen wird ein Regenspielort. Dafür wird es bei zwölf Veranstaltungen drei Ausweichtermine geben. Als Zeitraum sollen weiterhin die Sommerferien beibehalten werden. Außerdem sollen Gespräche über mögliche Verknüpfungen mit dem Welfentheater und der Linse geführt werden, was logistisch und marketingtechnische Vorteile hätte. So könnte es einen Aufbau un einen Abbau vor dem Schlössle geben. Bühne und Tribüne könnten dann theoretisch erst vom Welfentheater (Anfang Juli), dann vom Kulturzentrum Linse für ein Open-AirKino (Mitte Juli) und dann für das Sommertheater genutzt werden. „Das könnte die Veranstaltung bereichern, wenn wir die kulturellen Kräfte bündeln“, sagt Beck und spricht von einem kleinen Sommerfestival.
Intensive Gespräche
Doch dafür braucht es noch viel mehr. Gerade die vielen Sponsoren der Klosterfestspiele sollen gehalten werden. Auch der Förderverein der Klosterfestspiele soll weiterhin eingebunden werden. „Wenn man einmal alle gehen lässt, wird es schwierig, den Faden wieder aufzugreifen“, sagt Beck. Daher sollen nach den Sommerferien intensive Gespräche mit allen Beteiligten geführt werden. „Wenn wir den Förderverein und die Sponsoren nicht dafür gewinnen, werden wir es auch nicht in den Gemeinderat bringen“, so Beck.
Es braucht Sponsoren
Denn der Blick auf die aktuelle Kalkulation zeigt: Ohne die Sponsoren geht es nicht. Derzeit geht Beck von Gesamtkosten in Höhe von 127 000 Euro aus. Davon sollen 35 000 Euro durch Eintrittgelder (zwölf Vorstellungen mit je 200 Besuchern) und die gleiche Summe enen durch Sponsoren finanziert werden. Hinzu kommen 5000 Euro vom Förderverein und 5000 Euro vom Land. Allerdings gibt es für letztere Beträge keine Zusagen. Sie sind einfach Teil der Kalkulation.
Rainer Beck will kämpfen
Sollten diese 80 000 Euro zusammenkommen, bleibt immer noch ein Defizit von 47 000 Euro. Weitere 10 000 Euro sollen beim Kulturkreis Weingarten eingespart werden. Damit blieben 37 000 Euro, die durch städtische Zuschüsse gedeckt werden müssten. „Das ist der absolute Deckel. Mehr kann ich der Stadt nicht zumuten“, weiß Beck. „Ich kämpfe für das Sommertheater, werde es aber nur in den Gemeinderat bringen, wenn ich das Gefühl habe, dass es ein gemeinsames Wollen gibt.“