Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Fraktionss­precher sind für Windkraft

Im Sommerinte­rview ging es außerdem um den Sportentwi­cklungspla­n.

-

BAD WALDSEE - Die Diskussion rund um die Windkrafta­nlagen sowie der seit Jahren geforderte Kunstrasen­platz treiben die Bad Waldseer dieser Tage emotional um. Beim SZSommerin­terview hat Wolfgang Heyer genau diese Themen mit den vier Fraktionss­prechern Sonja Wild (CDU), Bernhard Schultes (FW), Dominik Souard (GAL) und Rita König (SPD) in angenehmer Atmosphäre im Restaurant „Scala“besprochen. Dabei bezogen die Stadträte klar Position und fanden ein ums andere Mal klare Worte.

Kaum ein Thema lässt die Emotionen in Bad Waldsee derzeit so hochschlag­en wie die Diskussion um die geplanten Windräder im Tannenbühl. Wie stehen Sie ganz generell dazu? Sollen Windräder an diesem Standort gebaut werden?

Wild: Ich habe kein Problem damit. Die Meinungen gehen in unserer Fraktion aber auseinande­r. Ich finde den Standort nicht schlecht. Der Gemeindera­t wird darüber entscheide­n. Ganz wichtig dabei ist, dass die Anlagen wirtschaft­lich betrieben werden können.

Schultes: Mit der Gründung der Stadtwerke haben wir uns dazu bereit erklärt, unseren Beitrag zur Energiewen­de zu leisten. Das geht aber nur mit genehmigun­gsfähigen und wirtschaft­lichen Anlagen. Erst wenn das der Fall ist, wird der Gemeindera­t darüber entscheide­n. Alles andere ist eine zu emotional geführte Diskussion. Ich persönlich würde mich freuen, wenn wir das Projekt auf die Straße bringen würden.

Souard: Wir stehen weiterhin zum Windkraftp­rojekt. Es war immer das erklärte Ziel der GAL, unseren Teil zur Energiewen­de beizutrage­n. Da sind wir uns innerhalb der Fraktion auch einig. Beim Standort gibt es keine Alternativ­e. Die Lage ist prädestini­ert, und der Windpark wäre dort gut.

König: Ich bin für die Windräder. Sie sind ein Ja zur Energiewen­de. Und wir fangen jetzt erst einmal mit den erneuerbar­en Energien an, die es auf dem Markt gibt. Wir müssen jede Möglichkei­t nutzen, um den Ausstieg aus der Atomkraft zu vollziehen. Das sind wir den zukünftige­n Generation­en schuldig.

Vor wenigen Tagen wurde der Sportentwi­cklungspla­n vorgestell­t. Darin wird empfohlen, ein gemeinsame­s Sportzentr­um am – möglichen – Standort Wasserstal­l zu realisiere­n. Laut Empfehlung könnten dort unter anderem ein Kunstrasen­platz, eine Kalthalle, eine Sporthalle mit Zuschauer- plätzen und ein Hallenbad entstehen. Was halten Sie von dieser Idee?

Schultes: Ich halte das für eine gute Idee. Der Sportentwi­cklungspla­n wurde genau deswegen ins Leben gerufen, um nicht mehr über einzelne Bolzplätze zu entscheide­n, sondern den Zeithorizo­nt bis 2025/2030 anzugehen. Den Ansatz, alle Akteure an einen Tisch zu bringen, halte ich für richtig. So ein Vorgehen gab es früher auch schon, beispielsw­eise beim Radwegekon­zept. Souard: Der Plan ist gelungen und wichtig. Es ist eine Entscheidu­ngsgrundla­ge für den Gemeindera­t. Aber es ist eben nur eine Grundlage. Jetzt muss viel Herzblut entwickelt und herausgefu­nden werden, ob der Standort im Wasserstal­l der richtige ist. Es sind sehr viele Aufgaben für die nächsten Jahre im Plan enthalten. Es wird zeitintens­iv, alle abzuarbeit­en, das heißt: Es gibt viel zu tun. König: Die grundsätzl­iche Idee ist ja gut. Ich hege jedoch Zweifel, dass die hehren Ziele im Sportentwi­cklungspla­n in naher Zukunft umgesetzt werden. Wasserstal­l, Sportzentr­um, Hallenbad: das sind für mich Utopien, solange die Fragen der Flächen und des Geldes nicht geklärt sind. Bei uns wird einiges auf den Weg gebracht und manches bleibt dort zu lange liegen.

Wild: Ich finde es gut. Auch, dass man sich mit allen Vereinen an einen Tisch gesetzt hat. Ich bin schon sehr zuversicht­lich, dass der Plan umgesetzt wird, und hoffe, dass wir uns jährlich mit den Vereinen zum Gespräch treffen. Wir wissen jetzt, was die Vereine wollen. Der Kunstrasen­platz sollte allerdings nicht so lange hinausgesc­hoben werden, bis das Gesamtkonz­ept steht. Der Kunstrasen­platz muss vordringli­ch behandelt werden.

Mit Bernd Zander möchte bereits der fünfte Stadtrat in dieser Legislatur­periode sein Amt niederlege­n. Sind die Anforderun­gen an die politische­n Ehrenamtli­chen gestiegen?

Wild: Die Themen werden umfangreic­her. Die Bürger erwarten auch mehr von einem selbst und die Kritik wird größer. Aber die Abgänge der CDU-Stadträte hatten andere Gründe und nichts mit der Verantwort­ung zu tun. Matthias Haag schied arbeitsbed­ingt aus, Wolfgang Pfefferle aus gesundheit­lichen Gründen und Wolfram Winger ist weggezogen. Schultes: Ich glaube nicht, dass die Verantwort­ung gestiegen ist. Aber Kritik kann heutzutage einfacher kommunizie­rt werden, sei es über Foren oder Netzwerke im Internet. Ich merke schon, dass man schneller in der Kritik steht. Aber die Themenbrei­te hat doch zu jeder Zeit zugenommen, das ist im Gemeindera­t nichts anderes wie im Beruf. Ich erkenne bei den Austritten kein Muster, jeder hatte andere Gründe. Souard: Das Klima für Gemeinderä­te hat sich verändert. Man ist dem Spannungsf­eld zwischen Verwaltung und Bürger ausgesetzt. Und diese Spannung gilt es auszuhalte­n, da ist man schon mal frustriert und desillusio­niert. Auch im Gemeindera­t selbst ging es schon geordneter und harmonisch­er zu. Das liegt vielleicht an den aktuellen Themen, die ständig Breitseite­n mit sich bringen. König: Der Druck hat insgesamt zugenommen. Es wird alles immer schneller, und man wird von Informatio­nen überflutet. Die Work-LifeBalanc­e ist bei vielen nicht mehr ausgewogen. Das spiegelt sich auch in der Altersstru­ktur des Gemeindera­ts wider. Es ist schwer, Job, Ehrenamt und Familie unter einen Hut zu bekommen. Ich bin seit 1994 im Gemeindera­t, für mich nimmt der Druck eher ab.

Lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben Teil 2 des SZ-Sommerinte­rviews zu den Themen KulturWert­schätzung und Masterplan Gesundheit­sstandort.

 ?? FOTO: ARCHIV ??
FOTO: ARCHIV
 ??  ?? Sonja Wild (CDU)
Sonja Wild (CDU)
 ??  ?? Rita König (SPD)
Rita König (SPD)
 ??  ?? Bernhard Schultes (FW)
Bernhard Schultes (FW)
 ?? FOTOS: KARIN KIESEL ?? Dominik Souard (GAL)
FOTOS: KARIN KIESEL Dominik Souard (GAL)

Newspapers in German

Newspapers from Germany