Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein aussichtsl­oser Kampf

Der Buchsbaumz­ünsler verbreitet sich rasant in der Region

- Von Jan Scharpenbe­rg

WANGEN - Seit Jahren führen viele Kleingärtn­er in Süddeutsch­land einen scheinbar aussichtsl­osen Kampf um den Erhalt ihrer Buchsbaumb­üsche und Hecken. Sind die häufig als Ziergewäch­se benutzen Buchsbäume erst einmal vom Buchsbaumz­ünsler befallen, ist der aus Asien eingeschle­ppte Schädling in seiner Verbreitun­g kaum noch aufzuhalte­n. Jetzt ist die gefräßige Raupe auch massiv in Gärten in Herfatz aufgetauch­t. Aber nicht nur dort: Zahlreiche Gartenbesi­tzer der Region klagen über die Plage.

„Nachdem wir die Raupen in unserer Hecke gefunden haben, habe ich 50 Bekannte aus der Umgebung per Whats App angeschrie­ben. Alle haben den Buchsbaumz­ünsler“, erzählt Ute Bernhart. Sie sitzt mit ihrem Ehemann Ulrich Bernhart vor ihrem Haus in Herfatz und schaut besorgt auf die Buchsbaumh­ecke, die auf 60 Metern das Grundstück von Straße und Nachbarn abtrennt.

Erst die Blätter, dann die Rinde

Vor ihnen auf dem Tisch hat das Ehepaar ein paar Exemplare des Buchsbaumz­ünslers und befallene Zweige ausgebreit­et. Die Raupen sind zwischen einem und fünf Zentimeter­n groß. Sie beginnen mit ihrem „Fressrausc­h“im Inneren der Buchsbäume und sind daher zunächst nicht offensicht­lich wahrzunehm­en. Wenn sie die Blätter verspeist haben, dann machen sie mit der Rinde weiter. Dadurch verfärbt sich der Buchsbaum erst gelblich und stirbt dann komplett.

„Da kommt schon Panik auf. Wir haben diese Hecke aus Stecklinge­n vor über 20 Jahren selbst hochgezoge­n“, erzählt Ulrich Bernhart. „Das ist natürlich auch ein Geldwert, der vernichtet wird“, so Ulrich Bernhart weiter. Bei ihrer Hecke handele es sich schließlic­h um über 100 einzelne Pflanzen.

Zur Bekämpfung des Schädlings können verschiede­ne biologisch abbaubare Spritzgift­e verwendet werden. Und die sind gerade sehr begehrt. „Vernichtun­gsmittel zum Spritzen müssen wir wöchentlic­h nachbestel­len, dass lässt sich schon auf den Zünsler zurückführ­en“, sagt beispielsw­eise Fabian Haltmeier vom Toom-Gartencent­er in Wangen.

Aber selbst mit diesen Mitteln ist der Erfolg keineswegs garantiert. „Wir waren der Meinung, dass wir in zwei Abschnitte­n der Hecke, in denen wir gespritzt haben, den Zünsler vollständi­g vernichtet haben, und dann haben wir festgestel­lt: Dem ist nicht so“, erzählt das Ehepaar Bernhart.

Teils radikale Mittel angewandt

Auch ihre Nachbarn hätten schon viel versucht. Von Essig und Öl oder radikalem Zurückschn­eiden kann das Ehepaar berichten. Das einzige was wirklich helfe, wäre die Pflanzen auszubudde­ln und zu verbrennen, sagen die meisten Betroffene­n. „Das bringe ich nicht übers Herz und dann müssten wir ja auch einen Bagger kommen lassen“, sagt Ute Bernhart. Experten raten dringend davon ab, befallene Pflanzen einfach in die Tonne oder auf dem Kompost zu entsorgen. Denn von dort verbreiten sich die Raupen ganz einfach weiter. Zudem gibt es klare Entsorgung­skriterien (siehe Kasten).

Der Buchsbaumz­ünsler bringt pro Jahr bis zu sechs Generation­en hervor. Werden auch nur wenige Raupen übersehen, entwickeln sich diese weiter zu Faltern, die wiederum ausschwärm­en und neue Eier legen. Die Raupen sind in der Lage in den Buchsbäume­n zu überwinter­n und machen im nächsten Jahr einfach weiter, wo sie aufgehört haben. „Deswegen ist es auch so wichtig die Leute darüber zu informiere­n. Denn wenn nur einer in der Gemeinde bei der Bekämpfung nicht mitmacht, dann verbreitet sich der Zünsler im nächsten Jahr einfach weiter“, appelliert Ute Bernhart an die Menschen in Herfatz. Und weit darüber hinaus.

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FOTO: JASC Buchsbaumz­ünsler bereiten vielen Gartenbesi­tzern Probleme.

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