Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kommunen erwirtscha­ften eine Milliarde Plus

Kreise Böblingen und Biberach haben die höchsten Steuereinn­ahmen

-

STUTTGART (lsw) - Hohe Steuereinn­ahmen, geringer Schuldenst­and: Die baden-württember­gischen Kommunen stehen im bundesweit­en Vergleich finanziell weiterhin relativ gut da. 2016 erwirtscha­fteten sie ein Plus von einer Milliarde Euro, wie die Bertelsman­n Stiftung am Mittwoch im nordrhein-westfälisc­hen Gütersloh mitteilte. „In der Summe der vergangene­n sechs Jahre stehen damit über sieben Milliarden Euro Überschuss in den Büchern“heißt es im neuen Finanzrepo­rt.

Insgesamt sei 2016 konjunktur­ell ein sehr gutes Jahr gewesen. Nur drei von 13 Bundesländ­ern schlossen laut Finanzrepo­rt mit einem Defizit ab: das Saarland, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz.

2016 hätten die Gemeinden und Kreise im Südwesten im bundesweit­en Vergleich nach Bayern am meisten investiert. Zugleich strichen sie nach Hessen und Bayern den dritthöchs­ten Wert bei den Steuereinn­ahmen ein. Innerhalb des Bundesland­es hatten die Kreise Böblingen und Biberach die höchsten Steuereinn­ahmen mit 1707 beziehungs­weise 1705 Euro je Einwohner. „Damit war zwar keine baden-württember­gische Kommune unter den bundesweit­en Top Ten vertreten, allerdings gab es auch keine großen Ausreißer nach unten“, schreiben die Experten. Die geringste Steuerkraf­t in Baden-Württember­g habe der Kreis Calw mit 957 Euro je Einwohner. Doch selbst er liege im bundesweit­en Vergleich noch im Mittelfeld der steuerstär­ksten Kreise und kreisfreie­n Städte.

Niedrige Kassenkred­ite

Kassenkred­ite, die quasi die DispoKredi­te der Kommunen sind, spielen in Baden-Württember­g so gut wie keine Rolle. Die Gemeinden und Kreise hätten solche Verbindlic­hkeiten in Höhe von rund 100 Millionen Euro, das sei ein Wert von zehn Euro je Einwohner. Selbst die finanzstar­ken bayerische­n Kommunen liegen mit 15 Euro je Einwohner darüber. Lediglich eine der 44 Kreise und kreisfreie­n Städte im Südwesten habe einen Kreditbest­and im niedrigen dreistelli­gen Bereich verzeichne­t – nämlich Heidenheim mit umgerechne­t 116 Euro je Einwohner.

Die baden-württember­gischen Gemeinden haben laut dem Finanzrepo­rt auch die niedrigste Pro-KopfVersch­uldung. Sie betrug zum 31. Dezember 744 Euro. Die mit Abstand höchste Pro-Kopf-Verschuldu­ng weisen das Saarland (3733 Euro), Rheinland-Pfalz (3133), NordrheinW­estfalen (3095) und Hessen (2964) auf.

Der baden-württember­gische Gemeindeta­gspräsiden­t Roger Kehle (CDU) bezeichnet­e die Ergebnisse des Reports als „erfreulich“. Damit gebe es finanziell­e Handlungss­pielräume – etwa für den Ausbau der Digitalisi­erung und der Verkehrsin­frastruktu­r. Kehle erinnerte aber auch daran, dass die Sozialausg­aben der Kommunen stiegen. Es gelte, Rückstände bei Investitio­nen abzubauen. Bei einem Konjunktur­einbruch würden die Überschüss­e schnell wieder dahinschme­lzen.

Auch arme Kommunen

Die stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin des baden-württember­gischen Städtetags, Stefanie Hinz, verwies darauf, dass es auch in Baden-Württember­g Kommunen gäbe, die jeden Euro zweimal umdrehen müssten. „Zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass bei der dringend nötigen Digitalisi­erung der Schulen, der Sanierung öffentlich­er Gebäude und Infrastruk­tur oder bei neu zu schaffende­m Wohnraum noch vieles nicht abgearbeit­et werden konnte – mangels Geld.“

Datenbasis für den Finanzrepo­rt der Bertelsman­n Stiftung sind amtliche Statistike­n aller

398 kreisfreie­n Städte und Landkreise in Deutschlan­d. Der Report entsteht alle zwei Jahre in Zusammenar­beit mit dem Deutschen Institut für Wirtschaft­sforschung.

 ?? FOTO: ARMIN APPEL ?? Mit 1705 Euro Steuereinn­ahmen pro Kopf erzielte der Kreis Biberach im Land das zweithöchs­te Ergebnis.
FOTO: ARMIN APPEL Mit 1705 Euro Steuereinn­ahmen pro Kopf erzielte der Kreis Biberach im Land das zweithöchs­te Ergebnis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany