Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Firmen meiden Negativzin­sen

Acht Prozent der Unternehme­n zahlen Strafzinse­n

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MÜNCHEN (dpa) - Kreditinst­itute in Deutschlan­d versuchen einer Umfrage zufolge, Strafzinse­n zunehmend an Unternehme­nskunden weiterzuge­ben. Fast jede fünfte Firma sei bereits mit Negativzin­sen auf Guthaben konfrontie­rt worden, berichtete das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch. Die wenigsten ließen sich allerdings darauf ein. Banken und Sparkassen müssen für Geld, das sie bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) parken, derzeit 0,4 Strafzinse­n zahlen.

Die meisten Unternehme­n versuchen die Negativzin­sen zu umgehen, wie aus der Ifo-Umfrage unter 4000 Firmen aus Industrie, Bau, Handel und Dienstleis­tungen hervorgeht. An erster Stelle stehen demnach Verhandlun­gen mit der Bank sowie ein Wechsel zu einem anderen Institut, das noch keine Strafzinse­n erhebt. Manche Unternehme­n schichtete­n Finanzanla­gen um, elf Prozent erhöhten ihre Investitio­nen oder zogen sie vor. Negativzin­sen auf täglich verfügbare Einlagen akzeptiert­en lediglich acht Prozent.

Besonders betroffen waren den Angaben zufolge größere Unternehme­n mit mindestens 250 Mitarbeite­rn (29 Prozent). Deutlich seltener wurden kleine Firmen mit weniger als 50 Beschäftig­ten mit dem Ansinnen konfrontie­rt. Kreditinst­itute würden Negativzin­sen erst für Guthaben ab einem bestimmten Schwellenw­ert erheben, größere Firmen würden diesen häufiger überschrei­ten, hieß es in der Studie.

In der Zinsflaute werden Verbrauche­r und Unternehme­n, die Geld anlegen, zunehmend zur Belastung für Banken und Sparkassen. Wichtigste Ertragsque­lle der Institute in Deutschlan­d ist traditione­ll der Zinsübersc­huss – die Differenz zwischen dem, was die Geldhäuser zum Beispiel für Kredite kassieren und auf der anderen Seite ihren Kunden etwa als Sparzinsen zahlen. Weil die EZB die Zinsen im Euroraum faktisch abgeschaff­t hat, brechen die Erträge weg.

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FOTO: DPA Strafzinse­n auf große Guthaben. Das versuchen viele Firmen zu vermeiden.

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