Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wangen kickt bald auf neuem Kunstrasen

Bauarbeite­n am Hinteren Ebnet laufen nach Plan – Kostenrahm­en wird eingehalte­n

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Lange wurde über den zweiten Kunstrasen­platz in Wangen gestritten. Während die Debatten intensiv waren, laufen die Bauarbeite­n ohne Verzögerun­gen. Und sie sind fast beendet. „Das ist unsere ruhigste Baustelle überhaupt“, sagt Martin Jörg vom Tiefbauamt. Deswegen lassen er und Amtsleiter Peter Ritter keine Zweifel daran, dass neben der Realschule im Herbst das erste Spiel angepfiffe­n wird. Und: Nicht nur zeitlich liegt alles im Plan. Auch die Baukosten werden nach ihren Angaben im veranschla­gten Rahmen von 1,15 Millionen Euro bleiben.

Wangener Fußballer haben in der Vergangenh­eit immer wieder darüber geklagt, dass sie im Winter nicht vernünftig kicken können. Weil der Kunstrasen im Waltersbüh­l überbelegt ist und weil die Naturrasen-Geläufe zu dieser Zeit nicht für den Kick geeignet sind. Dass dies im Hochsommer umgekehrt für Kunstrasen gelten könnte, zeigt sich dieser Tage beim Baustellen­besuch.

Platz erfüllt DFB-Vorgaben

Die Sonne sengt vom Himmel, das Thermomete­r klettert vormittags Richtung 30 Grad – und über der grünen Kunststoff­fläche in einem Ausmaß von 110 mal 70 Metern flimmert die Hitze. „Hier hat es schnell bis zu 50 Grad“, sagt ein Mitarbeite­r der Firma Haas. Die Stadt hatte das Unternehme­n mit dem Bau des Kunstrasen­s beauftragt, und der Mann verlegt gerade einen kleinen, blauen Kunststoff­streifen. Er dient ab Oktober als angedeutet­e Begrenzung für eines der beiden Kleinspiel­felder.

Nur angedeutet, weil die weißen Linien des regulären Platzes im Vordergrun­d bleiben sollen. Er entspricht in Ausmaß und Form den Ansprüchen des Deutschen FußballBun­des und lässt deswegen künftig nicht nur Trainingse­inheiten, sondern auch Wettbewerb­sspiele am Hinteren Ebnet zu.

Als Peter Ritter und Martin Jörg über die nahezu planmäßige­n Fortschrit­te seit dem Baubeginn im Mai erzählen, radelt Norbert Rasch vorbei. Der Behinderte­nbeauftrag­te freut sich auf die nach den Sommerferi­en anstehende Eröffnung und bemerkt: „Es hat lange gedauert, ist aber eine tolle Geschichte. Wangens Sportler sind begeistert.“Rasch spielt auf die langwierig­en politische­n Diskussion­en an, an den laufenden Endarbeite­n hat er nichts zu kritisiere­n. Auch Jörg beurteilt das bisherige Ergebnis positiv: „Der Rasen liegt hervorrage­nd drin.“4,2 Zentimeter lang sind dessen Kunsthalme. „Sie sind gekräuselt und richten sich wieder auf“, sagt Peter Ritter. „Das verspricht mehr Stabilität.“Heißt: Er dürfte länger halten als andere und müsse nicht so häufig gewartet werden.

Dieser Tage kommt – wie bei Kunstrasen üblich – noch Sand und Granulat drauf. „Dann stehen die Halme nur noch einen Zentimeter heraus, so Ritter. Und damit wäre die Fläche bespielbar. Martin Jörg verweist darauf, dass dafür nicht das in die Kritik geratene Gemisch aus alten Autoreifen genommen wird. „Der Rasen ist PAK-frei“, ergänzt er. Bei PAK handelt es sich um polyzyklis­che aromatisch­e Kohlenwass­erstoffe. Sie waren ins Gerede gekommen, weil der Verdacht bestand, diese Art des Gummigranu­lats könnte krebserreg­end sein. Die Europäisch­e Union konnte dies indes nicht bestätigen.

Doch aus Brüssel zurück zum Hinteren Ebnet: Ende August folgen dort noch Restarbeit­en auf dem direkt angrenzend­en Parkplatz. Er soll knapp 60 Autos fassen und auch als Entlastung in der Altstadt, beispielsw­eise an Markttagen, oder für die beiden Schulen im Hinteren Ebnet dienen. Eine Baustelle ist aktuell an dieser Stelle auch der bisherige Gehund Radweg. Er wird abgesenkt und bald asphaltier­t, erklären die beiden Männer vom Tiefbauamt.

In die Höhe hingegen geht es beim Flutlicht. Sechs Masten mit je zwölf Metern Höhe begrenzen die Spielfläch­e. „Die Beleuchtun­g ist insektenfr­eundlich“, berichtet Ritter – wegen der nicht weit entfernten Argen, die dort in einem FFH-Gebiet vorbei fließt. Dies sei eine Auflage des Landratsam­ts für die Baugenehmi­gung gewesen. Die Stadt habe sich für Natrium-Niederdruc­kdampflamp­en entschiede­n, erläutert er.

Bis zu 1,40 Meter über der Wiese

Die Fläche des Platzes gehörte bis dato zur Hochwasser­wiese zwischen P 14, Argen und dem Schulgelän­de. Und wer auf dem Gelände steht oder es sieht, wundert sich: Der Rasen hebt sich nicht so deutlich von der Umgebung ab, wie von manchen beim Blick auf die Pläne befürchtet. Ritter bestätigt das Gefühl: An der „höchsten“Stelle hebt sich der eingezäunt­e Platz maximal 1,40 Meter von der Wiese ab.

Der Tiefbauamt­sleiter ist darüber froh – und auch, dass die mit einer zweireiige­n Minitribün­e für Zuschauer ausgestatt­ete Böschung zum Schulgelän­de nicht massiv ausfalle. Überhaupt sei man mit dem vorhandene­n Erdreich weitestgeh­end hingekomme­n: Es sei wenig Erde abund keine angefahren worden. Von einer „ausgeglich­enen Massebilan­z“spricht deswegen Martin Jörg bei der Baustellen­begehung an diesem heißen Tag. Doch unabhängig davon, welche Wetterlaun­en der Sommer noch bereit hält: Bei manchen Wangener Fußballern dürfte sich schon jetzt eine kleine Vorfreude auf Herbst und Winter einstellen.

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FOTOS: STEPPAT Der neue Kunstrasen­platz vor der Altstadt.

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