Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Wangen kickt bald auf neuem Kunstrasen
Bauarbeiten am Hinteren Ebnet laufen nach Plan – Kostenrahmen wird eingehalten
WANGEN - Lange wurde über den zweiten Kunstrasenplatz in Wangen gestritten. Während die Debatten intensiv waren, laufen die Bauarbeiten ohne Verzögerungen. Und sie sind fast beendet. „Das ist unsere ruhigste Baustelle überhaupt“, sagt Martin Jörg vom Tiefbauamt. Deswegen lassen er und Amtsleiter Peter Ritter keine Zweifel daran, dass neben der Realschule im Herbst das erste Spiel angepfiffen wird. Und: Nicht nur zeitlich liegt alles im Plan. Auch die Baukosten werden nach ihren Angaben im veranschlagten Rahmen von 1,15 Millionen Euro bleiben.
Wangener Fußballer haben in der Vergangenheit immer wieder darüber geklagt, dass sie im Winter nicht vernünftig kicken können. Weil der Kunstrasen im Waltersbühl überbelegt ist und weil die Naturrasen-Geläufe zu dieser Zeit nicht für den Kick geeignet sind. Dass dies im Hochsommer umgekehrt für Kunstrasen gelten könnte, zeigt sich dieser Tage beim Baustellenbesuch.
Platz erfüllt DFB-Vorgaben
Die Sonne sengt vom Himmel, das Thermometer klettert vormittags Richtung 30 Grad – und über der grünen Kunststofffläche in einem Ausmaß von 110 mal 70 Metern flimmert die Hitze. „Hier hat es schnell bis zu 50 Grad“, sagt ein Mitarbeiter der Firma Haas. Die Stadt hatte das Unternehmen mit dem Bau des Kunstrasens beauftragt, und der Mann verlegt gerade einen kleinen, blauen Kunststoffstreifen. Er dient ab Oktober als angedeutete Begrenzung für eines der beiden Kleinspielfelder.
Nur angedeutet, weil die weißen Linien des regulären Platzes im Vordergrund bleiben sollen. Er entspricht in Ausmaß und Form den Ansprüchen des Deutschen FußballBundes und lässt deswegen künftig nicht nur Trainingseinheiten, sondern auch Wettbewerbsspiele am Hinteren Ebnet zu.
Als Peter Ritter und Martin Jörg über die nahezu planmäßigen Fortschritte seit dem Baubeginn im Mai erzählen, radelt Norbert Rasch vorbei. Der Behindertenbeauftragte freut sich auf die nach den Sommerferien anstehende Eröffnung und bemerkt: „Es hat lange gedauert, ist aber eine tolle Geschichte. Wangens Sportler sind begeistert.“Rasch spielt auf die langwierigen politischen Diskussionen an, an den laufenden Endarbeiten hat er nichts zu kritisieren. Auch Jörg beurteilt das bisherige Ergebnis positiv: „Der Rasen liegt hervorragend drin.“4,2 Zentimeter lang sind dessen Kunsthalme. „Sie sind gekräuselt und richten sich wieder auf“, sagt Peter Ritter. „Das verspricht mehr Stabilität.“Heißt: Er dürfte länger halten als andere und müsse nicht so häufig gewartet werden.
Dieser Tage kommt – wie bei Kunstrasen üblich – noch Sand und Granulat drauf. „Dann stehen die Halme nur noch einen Zentimeter heraus, so Ritter. Und damit wäre die Fläche bespielbar. Martin Jörg verweist darauf, dass dafür nicht das in die Kritik geratene Gemisch aus alten Autoreifen genommen wird. „Der Rasen ist PAK-frei“, ergänzt er. Bei PAK handelt es sich um polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Sie waren ins Gerede gekommen, weil der Verdacht bestand, diese Art des Gummigranulats könnte krebserregend sein. Die Europäische Union konnte dies indes nicht bestätigen.
Doch aus Brüssel zurück zum Hinteren Ebnet: Ende August folgen dort noch Restarbeiten auf dem direkt angrenzenden Parkplatz. Er soll knapp 60 Autos fassen und auch als Entlastung in der Altstadt, beispielsweise an Markttagen, oder für die beiden Schulen im Hinteren Ebnet dienen. Eine Baustelle ist aktuell an dieser Stelle auch der bisherige Gehund Radweg. Er wird abgesenkt und bald asphaltiert, erklären die beiden Männer vom Tiefbauamt.
In die Höhe hingegen geht es beim Flutlicht. Sechs Masten mit je zwölf Metern Höhe begrenzen die Spielfläche. „Die Beleuchtung ist insektenfreundlich“, berichtet Ritter – wegen der nicht weit entfernten Argen, die dort in einem FFH-Gebiet vorbei fließt. Dies sei eine Auflage des Landratsamts für die Baugenehmigung gewesen. Die Stadt habe sich für Natrium-Niederdruckdampflampen entschieden, erläutert er.
Bis zu 1,40 Meter über der Wiese
Die Fläche des Platzes gehörte bis dato zur Hochwasserwiese zwischen P 14, Argen und dem Schulgelände. Und wer auf dem Gelände steht oder es sieht, wundert sich: Der Rasen hebt sich nicht so deutlich von der Umgebung ab, wie von manchen beim Blick auf die Pläne befürchtet. Ritter bestätigt das Gefühl: An der „höchsten“Stelle hebt sich der eingezäunte Platz maximal 1,40 Meter von der Wiese ab.
Der Tiefbauamtsleiter ist darüber froh – und auch, dass die mit einer zweireiigen Minitribüne für Zuschauer ausgestattete Böschung zum Schulgelände nicht massiv ausfalle. Überhaupt sei man mit dem vorhandenen Erdreich weitestgehend hingekommen: Es sei wenig Erde abund keine angefahren worden. Von einer „ausgeglichenen Massebilanz“spricht deswegen Martin Jörg bei der Baustellenbegehung an diesem heißen Tag. Doch unabhängig davon, welche Wetterlaunen der Sommer noch bereit hält: Bei manchen Wangener Fußballern dürfte sich schon jetzt eine kleine Vorfreude auf Herbst und Winter einstellen.