Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Jugend kommt zu kurz

Stadträte sehen bei Kultur und Freizeitan­geboten Verbesseru­ngsbedarf.

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BAD WALDSEE - Wie stehen die Bad Waldseer Fraktionss­precher zur Kultur in der Kurstadt? Und welche Projekte sollten nach der Sommerpaus­e unbedingt in Angriff genommen werden? Diese Fragen hat Wolfgang Heyer an Sonja Wild (CDU), Bernhard Schultes (FW), Dominik Souard (GAL) und Rita König (SPD) beim SZ-Sommerinte­rview im „Scala“gestellt. Teil 2:

Von vielen Bad Waldseer Kulturscha­ffenden wird seit Jahren ein eigenständ­iges Kulturamt gefordert. Im Zuge der Verwaltung­sreform gab es zwar Veränderun­gen, aber Kritiker sehen die Ansiedlung im Fachbereic­h Wirtschaft­s- und Kulturraum als reine Zwecklösun­g an. Nun wurde immerhin eine Kulturförd­errichtlin­ie vorgestell­t. Da bleibt aber abzuwarten, ob diese Richtlinie die Erforderni­sse der Kulturscha­ffenden erfüllt. Wird Kultur in Bad Waldsee genügend wertgeschä­tzt und gefördert?

Souard: Die Ressort-Veränderun­g und die Einführung des Kulturfond­s sind erste Schritte in die richtige Richtung. Aber der Gemeindera­t tut sich immer noch schwer damit zu entscheide­n, was gefördert werden muss. Rechtliche Gegebenhei­ten bei Zuschussfr­agen stellen uns immer wieder vor Probleme. Es gibt Städte, in denen Kultur als etwas Wertschaff­endes verstanden wird – in Bad Waldsee ist das noch nicht der Fall. König: Ich finde, dass die kulturpräg­enden Bad Waldseer, wie Axel Otterbach, Richard Allgaier oder René Auer und andere Kulturscha­ffende, mit der Stadt besprechen sollten, wie man die Kultur hier auf stabile Beine stellt. Es liegt aber auch an jedem Bürger selbst, etwas dazu zu tun. Die Stadt selbst könnte bei Ankäufen in der Kleinen Galerie etwas großzügige­r sein. Die Kultur steht in Bad Waldsee nicht an erster Stelle, da ist noch Luft nach oben.

Wild: Ich würde sagen: jein. Der eingeführt­e Kulturfond­s muss auf jeden Fall unbürokrat­ischer werden. In der Stadt wird kulturell viel bewegt, beispielsw­eise im Museum im Kornhaus. Eventuell müsste der Muse- umsverein noch stärker an die Stadt herantrete­n, denn das Kornhaus und sein Museum sind ein großes Kulturgut. Vielleicht könnte das Haus auch noch mehr für Veranstalt­ungen genutzt werden.

Schultes: Ich plädiere dafür, die Weichenste­llung nicht von vornherein kleinzured­en. Es hindert uns doch niemand daran, parallel zur Kulturförd­errichtlin­ie auch laufende Projekte mit zu fördern. Die Wertschätz­ung für Kultur ist in der Stadt schon sehr hoch und muss auch nicht nur von Stadt und Verwaltung kommen. Seit der Neuorganis­ation hat sich im Bereich Kultur schon viel getan. Jetzt müssen wir eine gewisse Zeit zuwarten, was dabei herauskomm­t.

Stichwort Masterplan Gesundheit­sstandort: Aktuell wird nach einem Betreiber eines Vier-Sterne-Thermenhot­els im Kurgebiet gesucht. Ist im Zuge des Masterplan­s auch an die Bedürfniss­e der derzeitige­n Kurbetreib­er gedacht?

Schultes: Ja, an die Bedürfniss­e ist sogar explizit gedacht. Sie waren im Prozess involviert. Gerade durch das Konzept sind einige neue Geschäftsf­elder möglich. Und ich bleibe dabei, es war richtig, das Kurgebiet nicht als reines Wohngebiet zu öffnen. Die Gesundheit­sstadt Bad Waldsee als Branchenpr­ägung erachte ich als grundsätzl­ich positiv und zukunftswe­isend.

Souard: Die privaten Betreiber erhalten durch den Masterplan eine Blaupause an möglichen zukunftsfä­higen Geschäftsf­eldern. Die Stadt hat ein großes Interesse daran, den Gesundheit­sstandort auszubauen, und dass sie Kurpension um Kurpension aufkauft, um das Gebiet weiterzuen­twickeln, finde ich positiv. Es ist eine Entwicklun­g, die beiden Seiten dient.

König: Einige private Betreiber haben die Dringlichk­eit nicht erkannt, sich auf Veränderun­gen einzustell­en. In machen Räumen sähe es noch nach 70er-Jahre aus. Von einer befreundet­en Pächterin, die den Mut hatte zu modernisie­ren, weiß ich, dass die Pension wie am Schnürchen läuft. Es liegt auch immer an den Personen selbst, etwas daraus zu machen. Der Gesundheit­sstandort muss weiterentw­ickelt werden, das ist unser Pfund.

Wild: Ich finde den Masterplan richtig. Stillstand ist Rückschrit­t und man muss heutzutage investiere­n. Die Zeit ist in manchen Häusern im Kurgebiet einfach stehen geblieben. Ich hoffe, dass wir zügig voranschre­iten und die Veränderun­g kommt. Das Kurgebiet zum Wohngebiet zu machen, wäre die falsche Entscheidu­ng gewesen.

Welche Projekte sollten nach der Sommerpaus­e von der Stadt angegangen werden?

König: Das schon seit Jahren von der SPD geforderte Kleinspiel­feld. Dann muss der Pausenhof des Gymnasiums in Angriff genommen werden. Für Jugendlich­e sollte endlich ein Jugendgeme­inderat auf den Weg gebracht werden. Und ich hoffe, dass noch ein Gastronomi­e-Pächter für den Bahnhof gefunden wird. Wild: An erster Stelle steht das Hirschhofa­real. Haus Merk am Rathauspla­tz und manche andere Bauruine sollte ansehnlich gemacht werden. Dann muss die Bürgerinit­iative Innenstadt endlich ihren Termin bei Bürgermeis­ter Roland Weinschenk bekommen. Und an Jugendlich­e sollte mehr gedacht werden: Der SkaterPlat­z ist schon gut, aber es müssen noch mehr Aufenthalt­smöglichke­iten geschaffen werden. Schultes: Eine neue Nutzungsko­nzeption für den Citybus ist ein ganz wichtiges Thema. Außerdem muss endlich das Ratsinform­ationssyst­em eingeführt werden, über das wir schon seit acht Jahren diskutiere­n. Und die offenen Baustellen in der Innenstadt, wie beispielsw­eise Hasenwinke­l, müssen angegangen werden.

Souard: Der Gemeindera­t muss sich mit den Windkrafta­nlagen befassen und eine Entscheidu­ng treffen. Die Stadt muss die Bearbeitun­g des Lärmaktion­splans, der Tempo-30Zonen in der Innenstadt sowie die weiteren Anbindunge­n an die B 30 forcieren.

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FOTO: ARCHIV
 ?? FOTO: ARCHIV ?? Für Jugendlich­e in Bad Waldsee sollte es nach Ansicht von Stadträtin Sonja Wild (CDU) außer dem Skater-Platz noch weitere Angebote geben.
FOTO: ARCHIV Für Jugendlich­e in Bad Waldsee sollte es nach Ansicht von Stadträtin Sonja Wild (CDU) außer dem Skater-Platz noch weitere Angebote geben.

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