Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ehemaliger Kommunalpo­litiker Gebhard Kibler ist verstorben

Als CDU-Stadtrat war er elf Jahre lang stellvertr­etender Bürgermeis­ter der Kurstadt

- Von Rudi Heilig

BAD WALDSEE - Wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag ist Gebhard Kibler bei einem kurzen Krankenhau­saufenthal­t verstorben. Den Lebensaben­d verbrachte er in seinem Haus in der Birkenstra­ße. Als zweitjüngs­tes von sieben Kindern wuchs er in der Wurzacher Straße auf.

Im Alter von erst 15 Jahren wurde Kibler als Luftwaffen­helfer verpflicht­et. Nachdem sein Bruder Franz im Krieg starb, musste er im Jahre 1944 in den Russlandkr­ieg, wo er eine Schussverl­etzung erlitt und anschließe­nd länger als zwei Jahre in russische Gefangensc­haft geriet. Exakt am Heiligen Abend 1947 betrat er ohne Ankündigun­g und zur großen Freude der Familie sein Elternhaus.

Die Kriegszeit und vor allem die Gefangensc­haft prägten Gebhard Kibler für sein ganzes Leben. Weil er in Russland um jedes Stück Brot betteln musste, konnte er niemals mitansehen, wie Essen vernichtet wurde. Trotz aller Kriegsgräu­el betonte er stets, dass die russische Bevölkerun­g ihn gut behandelt habe. Fest verankert im Glauben und in der katholisch­en Kirche war ihm die Sonntagshe­iligung sehr wichtig. Viele Jahre war er Vorstandsm­itglied im Kolpingsve­rein, mit der Kolpingsfa­milie fühlte er sich stets eng verbunden.

Kurz nach seiner Rückkehr aus der Gefangensc­haft begann er eine kaufmännis­che Ausbildung im Betrieb für Landtechni­k seines Vaters Franz Xaver Kibler. Später leitete er die Landtechni­kfirma (KIWA) in der Hittisweil­er Straße neben der damaligen Milchzentr­ale (heute Hallenbad). Da es an diesem innerstädt­ischen Standort keine Erweiterun­gsmöglichk­eiten gab, siedelte er den Betrieb in die Steinstraß­e um. Hier betreibt sein Sohn Heiner heute eine Autowerkst­att. Gebhard Kibler war größter Importeur der schwedisch­en Pflugfabri­k Överum in Deutschlan­d. Bis ins hohe Alter hinein war er in seinem Betrieb aktiv.

Ins Stadtparla­ment kam Gebhard Kibler mit 31 Jahren – jünger als Kollegen. Er rückte für das Mandat von Anna Widmann nach. Bei den folgenden drei Wahlen zum Gemeindera­t glänzte er jeweils als Stimmenkön­ig. Topthemen von damals waren der Standort für das Schulzentr­um, die Entwicklun­g der Innenstadt und das Kurgebiet. In den Folgejahre­n traten dann noch die Eingemeind­ungen der fünf benachbart­en Gemeinden in den Fokus. Hier war ihm ein partnersch­aftliches Miteinande­r sehr wichtig. Obwohl der CDU angehörig (hier trug er auch fünfzehn Jahre lang Verantwort­ung im Vorstand des Stadtverba­nds), machte er sich nicht viel aus Parteipoli­tik. Gerne saß er bei den Nachsitzun­gen noch oft sehr lange auch mit den Vertretern der anderen Gruppierun­gen zusammen.

Bei seinem Ausscheide­n als Stadtrat im Jahre 1984 zitierte die „Schwäbisch­e Zeitung“Gebhard Kibler mit folgendem Satz: „Man sollte im Stadtparla­ment selber mehr mitdenken, den eigenen Verstand walten lassen und nicht so viel auf Fachleute hören; denn die kommen von auswärts und haben meist andere Interessen.“Dankbar und wertschätz­end verlieh der ehemalige Bürgermeis­ter Rudolf Forcher im Namen des Gemeindera­ts Gebhard Kibler die Bürgermeda­ille. Um den Verstorben­en trauern seine Söhne Franz, Elmar und Heiner mit Familien.

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FOTO: PRIVAT Gebhard Kibler

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