Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Keiner will für den Flughafen Friedrichshafen bezahlen
Unternehmen aus dem Kreis Ravensburg zeigen kaum Interesse an Unterstützung des schwächelnden Airports
RAVENSBURG - Der Flughafen Friedrichshafen steckt in den roten Zahlen. Bei der Diskussion um frisches Geld für den Airport kam im Bodenseekreis daher die Forderung auf, große Betriebe und die öffentliche Hand aus dem benachbarten Landkreis Ravensburg sollten sich an der Finanzierung beteiligen. Diese reagieren darauf allerdings zurückhaltend.
1,5 Millionen Euro Verlust machte der Häfler Flughafen im vergangenen Jahr. Die beiden größten Gesellschafter – mit je 39,38 Prozent die Stadt Friedrichshafen und der Bodenseekreis – schießen daher jetzt je eine Million Euro zu. Ein Vorbild für andere?
„Die Stadt Ravensburg erkennt die Bedeutung des Flughafens Friedrichshafen für Wirtschaft, Handel und Tourismus in der Großregion Dreiländereck an“, sagt Alfred Oswald, Sprecher der Stadtverwaltung. „Bei der Frage nach direkten finanziellen Hilfen oder Beteiligungen sieht Oberbürgermeister Daniel Rapp dabei aber nicht die Stadt in der Pflicht. Die öffentliche Diskussion darüber wäre eher mindestens auf Kreisebene anzusiedeln, um annähernd den Wirtschaftsraum abzubilden, der vom Flughafen profitiert.“
Ähnliche Töne hört man aus der Nachbarstadt Weingarten. „Für die Bodenseeregion stellt der Flughafen Friedrichshafen einen Standortvorteil dar, der für die Wirtschaft, aber auch für die Menschen von Bedeutung ist“, sagt Bettina Scriba, stellvertetende Pressesprecherin der Welfenstadt. „Die Finanzierung des Flughafens obliegt primär den Gesellschaftern. Sollten darüber hinaus finanzielle Hilfen erforderlich sein, muss diese Fragestellung nicht auf kommunaler, sondern zumindest auf Landkreis- oder regionaler Ebene diskutiert werden.“
Auf Landkreisebene möchte man nicht tiefer in die Diskussion um eine Beteiligung einsteigen. Claudia Roßmann „Die Finanzierung obliegt primär den Gesellschaftern“, sagt Bettina Scriba, Sprecherin der Stadt Weingarten
von der Stabstelle des Ravensburger Landrats sagt: „Aus unserer Sicht gibt es zwei Flughäfen, die für den Landkreis von Bedeutung sind und die hinter den Kreisgrenzen liegen: der Allgäu-Airport Memmingen und der Bodensee-Airport Friedrichshafen. Der Landkreis Ravensburg ist bei keinem der beiden Flughäfen Gesellschafter, daher stellt sich die Frage nach einer Finanzierung für uns nicht.“
Vetter will sich nicht beteiligen
Der Ravensburger Gewerbe- und Handelsverein Wifo hat in der Vergangenheit bereits mehr als einmal mit Sorge auf den schwächelnden Häfler Flughafen geblickt. Zur aktuellen Situation sagt Wifo-Geschäftsführer Eugen Müller: „Der Flughafen Friedrichshafen ist für die regionale Wirtschaft von großer Bedeutung, auch für das Wifo ist er ein zentraler Teil der Verkehrsinfrastruktur. In höchstem Maße wünschenswert wären verlässliche Verbindungen in die Metropolregionen Berlin, Hamburg und Rhein-Main-Gebiet. Ob und wie sich Institutionen außerhalb des Bodenseekreises für den Flughafen engagieren, ist in erster Linie eine politische Frage. Das Wifo wird die Aufgabe einer direkten Beteiligung am Flughafen nicht übernehmen können, das würde dem Zweck und Wesen unserer Organisation nicht entsprechen. Selbstverständlich könnte das Wifo aber eine Plattform für eine Meinungsbildung der hiesigen Wirtschaft sein.“
Was sagen die großen Unternehmen? Markus Kirchner, Unternehmenssprecher der Vetter Pharma International GmbH, meint: „Für uns stellt der Flughafen Friedrichshafen ein Unternehmen dar, welches selbst den für sich geeigneten Weg finden muss, dauerhaft wirtschaftlich zu sein. Wir sehen daher auch aufgrund unserer moderaten Nutzungsfrequenz keine Notwendigkeit und keinen Spielraum für finanzielle Beteiligungen.“Einen Angebotsausbau in Form von Direktflügen von Friedrichshafen zu anderen deutschen und europäischen Wirtschaftszentren würde Vetter aber begrüßen.
Keine Aussage über ein Engagement für den Flughafen Friedrichshafen gibt es vonseiten der Ravensburger AG: „Bitte haben Sie Verständnis, wenn wir die Fragen zur Finanzierung nicht kommentieren“, sagt Unternehmenssprecher Heinrich Hüntelmann.
Die Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben ist bereits Gesellschafter des Häfler Airports, sie hält einen Anteil von 1,57 Prozent. Ob die IHK sich vorstellen könnte, über ein größeres finanzielles Engagement nachzudenken, kann die persönliche Referentin des Hauptgeschäftsführers, Nina Gerstenkorn, nicht beantworten. Diese Frage sei „sehr politisch“, dazu könne nur der Geschäftsführer etwas sagen – und der ist im Urlaub.