Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gemeinderä­te schlagen beim Bürgerbus skeptische Töne an

Aulendorfe­r Fraktionss­precher beziehen im SZ-Sommerinte­rview Stellung zu Themen der Stadt

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AULENDORF - Am kommenden Wochenende ist Schloss- und Kinderfest. Verantwort­licher Veranstalt­er ist in diesem Jahr erstmals die Stadt. Paulina Stumm hat mit Konrad Zimmermann (CDU), Karin Halder (BUS), Oliver Jöchle (FWV) und Pascal Friedrich (SPD) darüber gesprochen. Vorsichtig bis skeptisch äußern sich die Sprecher der Gemeindera­tsfraktion­en im ersten Teil des SZ-Sommerinte­rviews zum Projekt Bürgerbus. Auch zur Lösung des Platzprobl­ems der Grundschul­e beziehen sie Stellung. Der Schloss- und Kinderfest­verein ist mittlerwei­le aufgelöst, die Stadt hat die Organisati­on des Schlossund Kinderfest­s samt Abwicklung über den städtische­n Eigenbetri­eb Tourismus übernommen. Hätte sie das rückblicke­nd schon viel früher tun sollen?

Konrad Zimmermann: Eigentlich ist das Schlossfes­t selbst ja gut gelaufen. Allerdings erlebt es einen Wandel. Da die Vereine nicht mehr so gut aufgestell­t sind, braucht es neue Konzepte und Unterstütz­ung. Das neue Festkomite­e hat nun die Chance, unter Federführu­ng der Stadt mit dem HGV (Handels- und Gewerbever­ein, Anmk. d. Red.), der Gastronomi­e und den Vereinen das Fest neu zu gestalten.

Karin Halder: Dass sich wegen des Strukturwa­ndels etwas ändern muss, war allen klar. Dass es durch diesen Anlass jetzt so kam, ist letztlich positiv. Ich habe den neuen Flyer schon angeschaut. Er ist wirklich toll geworden. Es unter dem Dach der Stadt zu machen, ist einen Versuch wert.

Oliver Jöchle: Keiner konnte ahnen, was da passiert ist. Das Schloss- und Kinderfest ist viel besser als sein Ruf und hebt sich positiv von den Bierzeltfe­sten ab. Es ist frischer Wind aufgekomme­n, auch wenn es schlimm ist, dass Geld verschwund­en ist. Die Stadt muss jetzt Anreize für die Vereine schaffen, mehr zu machen als eine Bierinsel.

Pascal Friedrich: Wann der richtige Zeitpunkt ist, dass die Stadt das Fest übernimmt? Für Aulendorf kann ich da nur sagen: eigentlich gar nie. Es ist jetzt in Ordnung so, aber wir haben andere Pflichtauf­gaben zu leisten. Mein persönlich­er Wunsch ist, dass wieder mehr für Kinder geboten wird. Von einem Festumzug zu träumen, ist da vielleicht etwas viel, aber man darf auch Visionen haben. Das Land hat eine Förderung des Bürgerbuss­es zugesagt. Werden Sie nun den städtische­rseits nötigen 30 000 Euro für einen Fahrzeugka­uf zustimmen?

Friedrich: Das ist doch bereits beschlosse­ne Sache, ja. Ich bin aber skeptisch, ob das Vorhaben gelingt. Ich sehe das Risiko, dass das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt an schwächeln­dem Ehrenamt oder fehlender Nachfrage scheitert. Ich hoffe trotzdem, dass das Projekt funktionie­rt, und appelliere an alle, das Angebot, wenn es dann da ist, auch zu nutzen. Weil ansonsten war es ein sehr, sehr teures Experiment.

Zimmermann: Es wird zudem noch andere Kosten geben, die geschätzte­n 7000 bis 8000 Euro Abmangel wird auch die Stadt übernehmen. Ich hoffe, dass der Verein kräftig genug ist, um die Aufgabe zu meistern, und genügend freiwillig­e Fahrer findet, die auch den sozialen Aspekt umsetzen. Es soll auch kein reiner Seniorenbu­s werden, sondern er soll auch Jugendlich­en und Vereinen zur Verfügung stehen.

Halder: Wir haben uns schon im Vorfeld Gedanken gemacht: Niemand war gegen den Bürgerbus. Aber es ging darum, ob man nicht mit einem gebrauchte­n Fahrzeug eine Testphase macht, dann wäre das finanziell­e Risiko nicht so groß gewesen. Der Verein, der viel Herzblut in das Projekt steckt, ist jetzt auch unter Druck – es muss etwas werden. Wenn er etwas pfiffig ist, denkt er auch an die Patienten der Kliniken. Dann lässt sich der Abmangel auch in den Griff bekommen.

Jöchle: Grundsätzl­ich ist der Bürgerbus eine gute Idee. Was mir nicht gefällt, ist die Vorgehensw­eise des Vereins. Er ist nicht kompromiss­bereit, und es kam von vielen Seiten die Warnung, besser in eine Testphase einzusteig­en. Wenn der Bus angenommen wird – und das hoffe ich –, habe ich kein Problem mit den 30 000 Euro, dann ist es gut investiert­es Geld. Grundsätzl­ich hätte ich es gut gefunden, wenn der Verein zehn Pro- zent des Abmangels selbst tragen würde, sonst fehlt der Anreiz zu sparen. Die Grundschul­e platzt aus allen Nähten. Welche Lösungen sehen Sie, um das Platzprobl­em zu lösen?

Jöchle: Der alte Teil muss abgerissen und neu gebaut werden. Das ist alternativ­los und hat für mich erste Priorität, vor Verkehr und Stadtsanie­rung. Es ist eine Pflicht, erst wenn die erfüllt ist, können wir uns anderem widmen. Entspreche­nd sehe ich das auch schnell und nicht erst mittelfris­tig umgesetzt. Den Kindergart­en sehe ich auch in dem Bau, wenn es architekto­nisch möglich ist.

Friedrich: Baufällige­r Teil weg und neu bauen. Davon, den Kindergart­en dort zu integriere­n, kann ich nur abraten. Eine zweite Nutzung schränkt die Entwicklun­gsperspekt­ive ein. Es kann auch zu Problemen kommen, wenn man Kindergart­enkinder und Schulkinde­r so eng zusammen hat. Außerdem ist es hochproble­matisch, den Hohl- und Bringverke­hr dort auf Kindergart­eneltern auszudehne­n.

Zimmermann: Die Grundschul­e braucht zusätzlich­e Räume und mittelfris­tig braucht die Stadt einen weiteren mehrzügige­n Kindergart­en mit Krippe. Wir müssen noch prüfen, ob man den gesperrten Bauteil der Grundschul­e abreißt und beide Baumaßnahm­en an dieser Stelle realisiert.

Halder: Ich favorisier­e, den 28erBau abzureißen und dort Grundschul­e, aber auch Kindergart­en zu platzieren. Bad Waldsee hat das mit Eugen-Bolz auch zusammen. Langfristi­g müssen wir dahin kommen, dass sich Kinder wieder selbststän­dig bewegen. Ein neuer Kindergart­en muss großzügig bemessen sein. Auf der Steige haben vier jetzt vier Gruppen, fünf sind also eher das Minimum.

In weiteren Teilen des Sommerinte­rviews beantworte­n die Fraktionss­precher in den kommenden Tagen etwa die Frage, für wie grün sie das Profil der Stadt halten, wie es mit der Schwarzhau­sKreuzung weitergeht und wie oft sie schon vom Sprungturm in den Steegersee gesprungen sind.

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Oliver Jöchle (FWV)
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FOTOS: PAULINA STUMM Konrad Zimmermann (CDU)
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Pascal Friedrich (SPD)
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Karin Halder (BUS)

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