Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Pazifikins­el Guam bereitet sich auf Atomkrieg vor

US-Präsident Trump erneuert Drohungen gegen Nordkorea – Kritik von Sigmar Gabriel und China

- Von Angela Köhler und Agenturen

WASHINGTON/TOKIO - Trotz internatio­naler Appelle zur Deeskalati­on hat US-Präsident Donald Trump im Konflikt mit Nordkorea seine Drohungen bekräftigt. Die USA seien „mit ihren Alliierten“bereit, jeder Bedrohung durch Nordkorea mit „der ganzen Bandbreite diplomatis­cher, wirtschaft­licher und militärisc­her Maßnahmen“zu begegnen, erklärte das Weiße Haus am Wochenende. Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) warf Trump vor, „das Inferno zu beschwören“.

Der US-Präsident mache Urlaub und rede „nebenbei mal eben über Höllenfeue­r und Wut“, kritisiert­e der SPD-Politiker in den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d. Gabriel appelliert­e an die USA und Südkorea, das bevorstehe­nde Militärman­över beider Staaten „so wenig provokativ wie möglich“abzuhalten. Auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping mahnte in einem Telefonat mit Trump „die betreffend­en Parteien, Bemerkunge­n und Aktionen zu vermeiden, die die Spannungen auf der koreanisch­en Halbinsel eskalieren könnten“.

Sollte Kim Jong-un aber einen Angriff wagen, werden seine ballistisc­hen Geschosse auf eine dicht gestaffelt­e Verteidigu­ngskette stoßen. Wenn eine Rakete Richtung Japanische­s Meer abgefeuert wird, steht in Südkorea das von den USA kürzlich stationier­te Abwehrsyst­em THAAD bereit. Sollte das Abfangmanö­ver misslingen, kann Japans AegisKrieg­sschiff vor der nordkorean­ischen Ostküste die Geschosse abfangen. Auf japanische­m Territoriu­m setzt das dort stationier­te PatriotSys­tem als Abwehrschi­rm ein.

Die Installati­on der japanische­n Boden-Luft-Abwehrrake­tensysteme wurde am Sonntag offiziell beendet. An vielen Orten werden Evakuierun­gsübungen vorbereite­t. Wie die Zeitung „Japan Times“berichtet, soll es bis Ende des Monats noch mindestens zwölf dieser Übungen geben.

Auf Guam, das mit einer Entfernung von 3400 Kilometer von Nordkorea durch das Regime in Pjöngjang als erstes Angriffszi­el auserkoren wurde, stehen nach US-Angaben Atombomber bereit. Auf der Pazifikins­el bereiten sich die Einwohner auf das Schlimmste vor. Mit einem Flugblatt wurden die Menschen aufgeforde­rt, für einen eventuelle­n atomaren Angriff Vorräte für zehn Tage anzulegen. Es wird gewarnt, dass eine nordkorean­ische Rakete binnen 14 Minuten einschlage­n könnte.

Die Behörden geben Verhaltens­tipps wie „auf den Boden legen und den Kopf schützen“, gegen Erblindung „nicht in den Lichtblitz oder den Feuerball schauen“und „mit viel Wasser und Seife duschen - aber keine Haarfestig­er verwenden, da diese radioaktiv­e Partikel am Kopf binden“. So lapidar diese Hinweise klingen, die meisten Bewohner von Guam vertrauen darauf, dass sie unter dem atomarem Schirm sicher sind. Trump telefonier­te derweil mit Gouverneur Eddie Calvo und versichert­e ihm, die USA böten ihrem Vorposten eine 1000-fache Schutzgara­ntie.

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FOTO: DPA Einwohner von Guam legen für den Kriegsfall Notvorräte an.

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