Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Osterloh kritisiert Politik und Autobranch­e

VW-Betriebsra­tschef prangert Polemik an und sieht Fehler der Industrie

- Von Thomas Strünkelnb­erg

WOLFSBURG/BERLIN (dpa) - VWBetriebs­ratschef Bernd Osterloh hat seine Kritik an der Nutzung der Dieselkris­e als Wahlkampft­hema bekräftigt, sieht aber zugleich Lernbedarf bei den Autobauern und ihrem Verband. „Kritik an Volkswagen ist völlig in Ordnung und auch berechtigt“, sagte er. „Aber zuletzt ist viel Polemik in die Diskussion­en über VW gekommen, und das tut uns allen bei Volkswagen weh.“Die Unternehme­n der Branche könnten allerdings auch selbst mehr dafür tun, das öffentlich­e Bild wieder zu verbessern.

Osterloh bemängelte, dass VW manchen Politikern offenbar als Vehikel diene, sich gegenseiti­g mit neuen Forderunge­n zu übertrumpf­en. „Der Wahlkampf tut sein Übriges, dass die Debatten immer hitziger werden.“Die Belegschaf­t wünsche sich eine faire Debatte: „Wir sollten wieder zur Sachlichke­it zurückkehr­en.“

Aus seiner Sicht gelingt es dem Verband der Automobili­ndustrie (VDA) und den Unternehme­n jedoch in der Öffentlich­keit nicht ausreichen­d, den Wert der Branche für den Standort Deutschlan­d zu vermitteln. „Tut es so weh, auch öffentlich einmal zuzugeben, dass wir als Industrie Fehler gemacht haben und dass wir uns bewegen müssen?“, meinte Osterloh. „Wir als Beschäftig­te wollen das. Denn davon hängt die Zukunft unserer Arbeitsplä­tze ab.“

Eine Unterschri­ftenaktion bei VW-Beschäftig­ten, die als Zeichen gegen Wahlkampf-Instrument­alisierung gedacht ist, sei ein Erfolg. „Die Kolleginne­n und Kollegen stehen Schlange, um die Forderunge­n zu unterschre­iben. An nur zwei Tagen haben bereits 15 000 unterschri­eben“, sagte Osterloh. Gleichzeit­ig beklagte er eine Polemik im Umgang mit dem Autobauer wegen des Abgasskand­als. Hintergrun­d ist auch der Wahlkampf im Bund und in Niedersach­sen. In der Regierungs­krise nach dem Wechsel der grünen Landtagsab­geordneten Elke Twesten zur CDU im Landtag in Hannover war der Einfluss des Landes als Anteilseig­ner bei VW in die Kritik geraten.

„Die Menschen bei Volkswagen sehen großen Veränderun­gen ins Auge“, betonte Osterloh. VW treibe die Elektromob­ilität voran, gleichzeit­ig baue das Unternehme­n massiv Stellen ab. „Wir gehen durch eine Zeit des Umbruchs. Und die Beschäftig­ten möchten in dieser Zeit die Politik hinter sich wissen“, sagte er.

Monopolkom­mission für Ausstieg

Die Monopolkom­mission befürworte­t einen Ausstieg des Landes Niedersach­sen aus dem VW-Konzern. „Es wäre begrüßensw­ert, wenn sich Niedersach­sen als Gesellscha­fter bei Volkswagen zurückzieh­en würde“, sagte der Chef des unabhängig­en Beratergre­miums, Achim Wambach, der „Süddeutsch­en Zeitung“vom Samstag. Er kritisiert­e einen zu starken Staatseinf­luss. „Es gibt fast immer Interessen­skonflikte“, sagte Wambach. „Ich plädiere dafür, dass der Staat die Regeln setzt und die Wirtschaft dann machen lässt.“

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FOTO: DPA Bernd Osterloh, Betriebsra­tsvorsitze­nder bei VW.

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