Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Freiburg jubelt, aber kein Petersen verliert

Nils Petersen hat den SC Freiburg in die nächste DFB-Pokalrunde geführt und nebenbei seinen Vater besiegt

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HALBERSTAD­T (SID/dpa) - Als Nils Petersen seinem Vater mit breitem Grinsen um den Hals fiel, gab es keine Verlierer mehr. Zwar schoss der Filius den von Andreas Petersen trainierte­n Regionalli­ga-Aufsteiger Germania Halberstad­t mit einem frühen Treffer höchstpers­önlich aus dem DFB-Pokal, aber damit war zu rechnen. Vielmehr freute sich der Vater über die Leistung seiner Spieler im Pokal-Fight gegen den eigentlich zu starken SC Freiburg, während Petersen junior in der alten Heimat aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus kam.

„Wenn ich jetzt in der Kabine bin, bin ich glücklich. Dann kann ich vielleicht mit Papa nochmal anstoßen. Das sind eigentlich die schönsten Momente, an die man sich am meisten erinnert“, sagte Nils Petersen nach dem schwer erkämpften 2:1 (2:0) der Breisgauer in der ersten Runde des DFB-Pokals: „Natürlich war der Rummel vorher groß, aber es ist ja schön, dass wir es nun so hinbekomme­n haben, dass beide einigermaß­en zufrieden sind.“

Petersen selbst hatte in der Jugend von 2001 bis 2004 für Germania gespielt und ist auch heute noch der große Star im Herzen von SachsenAnh­alt. 45 Minuten nach Abpfiff, alle anderen SC-Spieler waren längst in der Kabine, schrieb der 28-Jährige immer noch fleißig Autogramme und posierte für Selfies, nachdem er bereits eine ausgiebige Ehrenrunde hinter sich gebracht hatte. Sein Trikot aus dem Familiendu­ell bekommt derweil einen Ehrenplatz im Hause der Petersens, wo alle besonderen Leibchen des früheren Bayern-Profis hängen.

An Nils’ Heldenstat­us in Halberstad­t kratzte auch sein Führungstr­effer in der 34. Minute nicht, es wirkte vielmehr wie der Höhepunkt eines fast zu perfekt inszeniert­en Heimatfilm­s. „Ich habe vor dem Spiel noch gesagt, es ist mir egal, wer heute ein Tor schießt. Hauptsache, wir kommen weiter, damit ich mit Papa wieder in Ruhe telefonier­en kann. Sonst hätte ich den nicht anrufen können. Das wäre ganz unangenehm geworden“, betonte Petersen.

Per Dropkick zimmerte der Olympiazwe­ite von Rio de Janeiro den Ball in den Winkel. Sein Vater war zwischen Stolz für seinen Sprössling und dem Ehrgeiz eines Trainers der alten Schule hin- und hergerisse­n. „Ich war sehr wütend auf meine Mannschaft und im gleichen Moment stolz. Das zeichnet eben einen klasse Torjäger aus. Ich bin ein bisschen stolz, wie er es gemacht hat, und verärgert, dass er es gemacht hat“, äußerte er bei Sky.

Nur acht Minuten nach Petersens Tor ließ Nicolas Höfler den zweiten Treffer für Freiburg folgen, und das Schicksal der Halberstäd­ter schien besiegelt. Nach einem beherzten Aufbäumen im zweiten Durchgang kam der Viertligis­t durch Kay Michel (87.) gar zum späten Anschlusst­reffer – auch weil der SC massiv die Zügel schleifen ließ.

Zufrieden über das Weiterkomm­en war auch SC-Trainer Christian Streich. Das Scheitern in der EuropaLeag­ue-Qualifikat­ion hatte auch bei ihm Spuren hinterlass­en. In Halberstad­t sah er 45 Minuten eine dominieren­de Mannschaft, die in Sachen Struktur, Ballbesitz und Raumauftei­lung vieles richtig machte.

Doch dann verlor der SCF die Souveränit­ät. „Wenn du bei einer unterklass­igen Mannschaft 2:0 vorn bist, brennt normalerwe­ise nichts mehr an. Doch die Mannschaft hat alles das, was in der ersten Halbzeit gut war, dann falsch gemacht. Wir können froh sein, dass das Spiel vorbei ist“, sagte Streich, der nach der Verpflicht­ung von Marco Terrazzino von der TSG Hoffenheim noch auf weitere Verstärkun­gen hofft.

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FOTO: DPA Andreas Petersen (vorn) gratuliert seinem Sohn Nils zum Sieg.

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