Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zersplitte­rt, fanatisch, gefährlich

Amerikas rechte Szene bildet keinen geschlosse­nen Block

- Von Martin Bialecki

WASHINGTON (dpa) - Wohl nie zuvor waren Gruppierun­gen der extremen Rechten in den USA prominente­r als in der Ära Donald Trumps. Amerikanis­che „White Power“Gruppierun­gen durchdring­en und berühren sich, bilden aber keinen insgesamt geschlosse­nen Block einer „Weißen Macht“. Die rechte Szene ist zerfasert, ideologieg­etränkt, unübersich­tlich und gefährlich.

Weiße Suprematis­ten sind überzeugt, dass es so etwas wie eine weiße Rasse gibt. Sie verwenden diesen Begriff synonym für Menschengr­uppen bestimmter Hautfarbe, Abstammung oder Zugehörigk­eit. Suprematis­ten wie die „Aryan Nations“glauben fanatisch an die biologisch­e Überlegenh­eit von Menschen europäisch­en Ursprungs. In multiethni­schen Ländern wie den USA sind sie von einer natürliche­n Hierarchie überzeugt, an deren Spitze die Weißen stehen. In Charlottes­ville waren auch Suprematis­ten der Gruppierun­g „Vanguard America“(Avantgarde, Vorreiter) vertreten, sie trugen schwarze Schilde mit weißem Kreuz. Amerikanis­che Nationalis­ten denken ähnlich und stehen den Suprematis­ten nahe, unterschei­den sich aber in einer wichtigen ideologisc­hen Komponente. Sie lehnen die Idee einer multiethni­schen Gesellscha­ft ab, ihr Ziel ist ein rein weißer Staat.

Amerikanis­che Neonazis haben Ideologie und Symbolik der Nationalso­zialisten übernommen. Sie hetzen gegen Juden, Nicht-Weiße, Homosexuel­le oder Behinderte. Ende der 1960er-Jahre wurde eine amerikanis­che Nazipartei gegründet, sie hatte aber keinen rechten Erfolg. „Heute agieren Hass-Webseiten wie „Stormfront“als ein dezentrali­sierter Hub für neonazisti­sche Ideen und Debatten“, schreibt „The Atlantic“. Das National Socialist Movement NSM ist eine der größten Neonaziver­einigungen. In Charlottes­ville marodierte­n auch Anhänger des Ku-Klux-Klan. In einer Art dritter Auflage entstand der KKK in den 1960er-Jahren aufs Neue als Reaktion auf die Bürgerrech­tsbewegung der Afroamerik­aner. Auf das Konto des Klans gehen zahlreiche Morde. Ein bekannter Führer war David Duke. Im Wahlkampf 2016 widerstreb­te es Donald Trump, sich klar von dem rechtsradi­kalen Hetzer zu distanzier­en. Der KKK wird auf 5000 bis 8000 Mitglieder geschätzt.

Den Begriff Alt-Right prägte Richard Spencer 2008. Er verbrämt als so etwas wie „Alternativ­e Rechte“das neonazisti­sche, rechtsradi­kale und rassistisc­he Gedankengu­t der Bewegung – so redete Spencer einer „friedliche­n ethnischen Säuberung“der USA das Wort. Die „Alt Right“ist eng verzahnt mit Suprematis­ten und Nationalis­ten, agiert aber oft verdeckter. Die Bürgerrech­tsorganisa­tion Southern Poverty Law Center SPLC verweist auf zahlreiche junge und etablierte Mitglieder der Bewegung. Sie versuche, offen im rechtskons­ervativen Spektrum zu fischen.

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