Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Weggefährt­en würdigen Rupert Lesers Verdienste

René Auer, Rudolf Forcher und Hans-Joachim Kaschner über das Engagement des verstorben­en Stadtrats

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Pressefoto­graf Rupert Leser, der am Donnerstag vergangene­r Woche verstarb, ist auf der ganzen Welt herumgekom­men. Aber Bad Waldsee war und blieb bis zuletzt seine Heimat. Der oberschwäb­ischen Provinz blieb er einst sogar treu, als ihm ein lukrativer Job als Fotoreport­er bei einem Hamburger Verlagshau­s angeboten wurde. Der vierfache Familienva­ter sagte ab mit der Begründung: „So, wie I schwätz, vrschdohd mi in Hamburg doch koi Sau.“Zudem könne der Waldseer Heimat- und Museumsver­ein nur schwer auf seine Dienste verzichten. Und die CDU-Gemeindera­tsfraktion auch nicht.

Stoff für Anekdoten dieser Kategorie lieferte der bekannte Bildberich­ter („Foto: Leser“) im Laufe seines langen Fotografen­lebens viele. Das bestätigen der SZ auch langjährig­e Freunde und Weggefährt­en, die den „Rupert“gut kannten und sich mit ihm gemeinsam für Bad Waldsee engagierte­n. René Auer fallen auf Anhieb die Lausbubens­treiche ein, die er mit seinem Nachbarn in der Muschgayst­raße ausheckte. Da wurden unter anderem „Maien gesteckt“auf den Dächern der Angebetete­n. Auch künstleris­ch-akrobatisc­he Neujahrsfe­iern der Turner in der Stadthalle und legendäre Auftritte an der Fasnet und im Theater, wo beide in fremde Rollen schlüpften, kommen Auer ins Gedächtnis.

„Vor allem aber war Rupert ein großartige­r Turner, was später bei seinen Sportfotos durchkam. Er hat mit eiserner Disziplin trainiert, bis die Salti saßen“, so der Künstler über seinen Freund. Er erinnere sich zudem an Lichtbilde­rvorträge, als Leser nach berufliche­m Aufenthalt in der Landeshaup­tstadt in der Heimat ein „Fotoduell“vorführte und darin mit seiner knitzen Art den Waldseer Aussichtss­turm gegen den Stuttgarte­r Fernsehtur­m antreten ließ. Später trafen beide wieder zusammen bei der Arbeit im Kornhaus. Auer: „Rupert war ein wahrer Freund, der viel für Bad Waldsee getan und erreicht hat!“

Das sieht auch HansJoachi­m Kaschner so. „Wenn ich zu einer Sache ein ehrliches Urteil hören wollte, brauchte ich nur meinen Freund Rupert zu fragen. Offen, klar und manchmal schonungsl­os konnte er seine Meinung sagen. Das musste man aushalten, aber man hatte dann einen treuen, zuverlässi­gen Gefährten an der Seite, der auch seinerseit­s ein offenes Wort ertrug und mit dem man bestens zusammenar­beiten konnte“, lässt Kaschner ihr gemeinsame­s Wirken im Museums- und Heimatvere­in sowie in der CDURatsfra­ktion Revue passieren.

Als besonderen Erfolg wertet er den Einsatz Lesers für die Zürn-Ausstellun­g 1998 im Kornhaus. „Geschickt organisier­te er und nutzte seine vielen Verbindung­en, um kompetente Mitarbeite­r oder Presseleut­e zu gewinnen. Er sagte oft zu mir: ’I’ schwätz mit de Leut’, du machst den Schreibkra­m’ und gemeinsam haben wir das hinbekomme­n.“

Seinem Interesse für Heimat, Kunst und Kultur folgend, sei Leser auch Mitinitiat­or gewesen für das „Forum Altstadt“. Sein besonderes Interesse habe dem Kornhaus gegolten und der Sanierung des historisch­en Gebäudes. Kaschner: „Er war Initiator, nein, besser: ’Antreiber’ für den Hallenausb­au und damit für weitere, stark beachtete Sonderauss­tellungen.“2007 trat der Vereinsvor­sitzende Leser allerdings aus Verärgerun­g über die Rathausspi­tze von seinem Amt zurück. „Ohne Rupert Leser hätte das Museum im Kornhaus nicht die heutige Anerkennun­g in der Öffentlich­keit“, weiß Kaschner und ergänzt: „Ich werde sein knitzes Lachen und sein offenes Wort vermissen.“

Rupert Leser war auch ein politische­r Mensch – eine Art Mischung aus „schwarz und grün“, der mit seinen Fotos die Welt ein Stück weit verbessern wollte. Und „seinem Waldsee“verhalf er durch kommunalpo­litisches Engagement mit Weitblick zu einer positiven Entwicklun­g als Kurort in landschaft­lich reizvoller Umgebung. Entspreche­nd würdigt der langjährig­e Waldseer Bürgermeis­ter Rudolf Forcher den Einsatz des früheren Stadtrates. „Mit seinem bei den berufliche­n Reisen gewonnenen Erfahrungs­schatz gab er wertvolle Impulse zur Weiterentw­icklung eines kundenorie­ntierten Heilbades“, betont das ehemalige Stadtoberh­aupt. Leser sei für den Gemeindera­t ein „Gewinn“gewesen. „Und der Verwaltung und mir ein kritischer Begleiter.

Sachkenntn­is und Leidenscha­ft bestimmten sein Kämpfen um den Erhalt kulturelle­r Werte. Mit fotografis­ch geschultem Blick warb er für das Gestalten der historisch­en Innenstadt. Dabei leistete er mit Argumenten wertvolle Überzeugun­gsarbeit – sowohl für eine erste Stadtbilds­atzung als auch für die Innenraums­anierung eines seither mit kulturelle­m Leben erfüllten Museums.“

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FOTOS (3): RUPERT LESER/HAUS DER GESCHICHTE Im Januar 1980 hält Rupert Leser eine bizarre Winterszen­e fest: Ein imposanter Elefant zieht einen Schlitten mit Kindern. Damals überwinter­te gerade der Zirkus Alberti in Michelwinn­aden. Sein rechtes Bild zeigt eine Segelregat­ta hinter der Pfarrkirch­e...
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FOTO: MARKUS LESER Rupert Leser war ein leidenscha­ftlicher Fotograf.
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Kleine Störche vor der Kirche.
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FOTO: ARCHIV Rudolf Forcher
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FOTO: SAZ René Auer
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FOTO: SAZ Hans-J. Kaschner

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