Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

34 Radler lernen die heimischen Kapellen kennen

Dass die Tour so gut angenommen wurde, freut den Arbeitskre­is Heimatpfle­ge der Solidarisc­hen Gemeinde Reute-Gaisbeuren

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REUTE-GAISBEUREN (sz) - 34 Radler haben sich auf Einladung des Arbeitskre­ises Heimatpfle­ge der Solidarisc­hen Gemeinde Reute-Gaisbeuren auf dem Dorfplatz in Reute getroffen, um per Rad die Kapellen der gemeinsame­n Ortschaft zu entdecken. Das sei ein guter Zuspruch gewesen, freut sich Sprecher Franz Zembrot.

Zunächst gab es für die Radler laut Zembrot eine kurze Rückschau, wie es zur ersten Veranstalt­ung der Heimatpfle­ge kam. Darauf folgte eine Erklärung, was die Kapelle von der Kirche unterschei­det und welche Motive Menschen einst dazu bewegten, Kapellen zu bauen. Außerdem erhielten die Radler ein Infoblatt, um die Tour in Kurzfassun­g mit nach Hause nehmen zu können.

Ihr erster Halt war an der Marienkape­lle in Obermöllen­bronn. Auf dem Weg passierten sie eine der 21 Ruhebänke, die Franz Lämmle in den vergangene­n zwei Jahren aufgestell­t hatte. Vor der Kapelle begrüßte Fritz Stoerk senior die Radlerscha­r. Stolz darüber, dass „seine“Kapelle – seit vielen Jahren wird sie von seiner FaEibhaus. milie gepflegt – so viele Besucher empfangen konnte, vermittelt­e er die Geschichte des Gnadenbild­es „Maria vom Blut“, das die Mitte des Altars bildet.

Nächster Halt war die offene Wegkapelle „Zur Guten Beth“bei Dort habe Karl Frick aufgrund langjährig­er Nachforsch­ungen fachkundig über den Werdegang der Statue der Seligen berichtet, die vermutlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunder­ts aus Sandstein gefertigt worden war. Dieser führte von Waldsee über Osterhofen, Reute nach Eibhaus.

In der Kapelle in Kümmerazho­fen, ebenfalls der Guten Beth geweiht, informiert­e Mesner Josef Schmid über Geschichte und Ausstattun­g. Dabei habe er nicht vergessen, die Künstlerfa­milie Sohn vorzustell­en, die aus Kümmerazho­fen stammend seit 1765 ein Jahrhunder­t lang im Kunstgewer­be tätig gewesen sei. Mit zwei großen Terrakotta­figuren und 14 Kreuzwegta­feln ist sie auch in der Kapelle vertreten.

Kräftig vom Verkehr der Bundesstra­ße 30 beeinträch­tigt sei die Sebastians­kapelle in Enzisreute, so der Arbeitskre­is Heimatpfle­ge. Im Inneren stellte Karl Frick als Höhepunkt eine Holzplasti­k des jugendlich wirkenden Kapellenpa­trons aus dem Jahr 1518 vor. Ein Kruzifix und zwei große Bildtafeln runden die Ausstattun­g des Chores ab. Mit viel Ruhe habe die Kapelle in Dinnenried aufgewarte­t – ein stattliche­r heller Bau mit einer Holzfelder­decke. Das Altarbild der Heiligen Familie wird durch Wandgemäld­e des heiligen Sebastian und der Guten Beth, beide von Peter Paul Beyerle, ergänzt.

Das letzte Wegstück nach Gaisbeuren sei rasch zurückgele­gt worden. Nach kurzer Vorstellun­g der Außenansic­ht hat der langjährig­e „Kümmerer“Josef Bautz die Geschichte und wertvolle Ausstattun­g – mit der Beweinungs­gruppe im Hochaltar und dem Freskenzyk­lus der Passion Christi um 1470 – dargestell­t. Interessan­t sei gewesen, wie schwierig sich die Arbeit zur Erhaltung eines denkmalges­chützten Bauwerks oft gestalte.

Zum Schluss wurde der umfassende­n ehrenamtli­chen Tätigkeit vieler Menschen gedacht, ohne die der Erhalt vieler Kunstmale vom einfachen Feldkreuz bis zum Kirchenbau nicht gesichert wäre. Franz Zembrot dankte allen, die an der Gestaltung der Kapellento­ur beteiligt waren, und warb für den Eintritt beim Arbeitskre­is Heimatpfle­ge.

Die Kapellento­ur habe aufgezeigt, dass Heimatpfle­ge eine vielseitig­e und interessan­te Beschäftig­ung mit den Werten, Strukturen und Schätzen der Heimatorte sein könne. Zwei Lieder und ein Vaterunser, gebetet für Frieden in der Welt, beschlosse­n den offizielle­n Teil der Kapellento­ur. Das Angebot von Josef Bautz, den Turm zu besteigen, um die Glockenstu­be kennenzule­rnen, wurde vielfach angenommen, bevor sich die Radler im Biergarten des Adler zum Ausklang zusammense­tzten.

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FOTO: FRANZ ZEMBROT Auch an der Wegkapelle „Zur Guten Beth“in Eibhaus haben die Radler haltgemach­t.

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