Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Aulendorfer entdeckt „Urform des Radfahrens“
Günther Messerer sucht Mitstreiter für sein Laufrad-Hobby – Parcours am Schlossfest geplant
AULENDORF - Laufräder sind auch etwas für Jugendliche und Erwachsene, findet Günther Messerer. Der Aulendorfer hat zwei Fahrräder umgebaut – oder besser gesagt, rückgebaut: Kette, Schaltung und Pedale sucht man an den farbenfrohen Gefährten vergebens. Beim Schlossund Kinderfest will der die so entstandenen Laufräder vorstellen und lädt zu einen Laufrad-Parcours ein.
„Sie müssen mit den Füßen ganz auf dem Boden stehen, die Beine leicht angewinkelt“, erklärt Messerer beim SZ-Besuch die Haltung auf dem Fahrrad, das keines mehr ist, öffnet den Schnellspannverschluss am Sattel und setzt ihn etwas tiefer. Laufräder, das sind doch eigentlich die kleinen, meist aus Holz gefertigten Spielzeuge, auf denen Zweijährige sich an das Radfahrern herantasten. Zum Zeitpunkt seiner Erfindung allerdings war das Laufrad alles andere als ein Kinderspielzeug. Vor 200 Jahren, am 12. Juni 1817, brach Karl Freiherr von Drais mit seiner einspurigen Laufmaschine zur Jungfernfahrt auf – und brachte damit den Vorläufer des heutigen Fahrrads auf den Weg.
Die „Urform des Radfahrens“hat es Messerer angetan. „Ich bin allgemein ein Fahrrad-Fan“, berichtet er, bevor er auf das Laufrad steigt und in großen Schritten aus der Garage fährt. In der Nachbarschaft habe er
eines Tages Kinder mit Laufrädern gesehen. „Da kam mir die Idee, so etwas kann man doch auch für Jugendliche und Erwachsene machen.“Vor zwei Jahren machte er sich daher auf die Suche nach Laufrädern. Historische Laufräder auf Holz seien teuer und technisch nicht einfach nachzubauen. „Meine Idee war, sie selber zu machen, ohne, dass es viel Geld kostet.“
26-Zoll-Räder umgebaut
Mittlerweile hat Messerer zwei gebrauchte 26-Zoll-Fahrräder umgebaut. Kette, Pedale und Schaltung sind verschwunden, lediglich die Vorderbremse ist aus Sicherheitsgründen am Laufrad geblieben. Hinzugekommen sind ein paar Verschönerungen: die Speichen der Räder zieren selbstgebastelte Delfine und
Seepferdchen. Wichtig sei die Rahmenhöhe, erklärt Messerer. 40 bis 44 Zentimeter habe sich für Erwachsene als optimal herausgestellt, höher dürfe es nicht sein, um den Sattel in der Höhe noch verstellen zu können. Schließlich sollen die Füße komplett den Boden berühren. „Ist das Rad zu hoch, berühren nur noch die Zehenspitzen den Boden. Da fehlt dann der Schub und es ist auch viel anstrengender“, erklärt der 64-Jährige.
Gleichgewichtssinn schulen
„Viel Schmunzeln, aber auch Neugierde“, sei ihm begegnet, als das Laufrad neu auf Aulendorfs Straßen aufgetaucht sei. Manch einer habe auch gleich selbst testen wollen. „Mich haben auch Frauen angesprochen, die auf normalen Rädern ein Gleichgewichtsproblem haben“, berichtet Messerer. Beim Laufradeln habe man eigentlich immer einen Fuß auf dem Boden. Natürlich hat das Laufrad Grenzen. „Für Langstrecken ist es zu anstrengend.“Aber Messerer schwebt ohnehin eine andere Art Laufradsport vor.
Laufradwettbewerbe für Jugendliche etwa. „Die 400-Meter-Laufbahn im Stadion eignet sich super dafür“, berichtet er. „Ich sehe den Spaß bei meinen Enkeln, wenn wir Wettkampftouren machen, dann kommen sie auch mal weg von Computer und Handy.“Messerer würde sein Hobby gerne mit anderen teilen und das Laufradeln als Sportart in der Region zu etablieren. Bei hiesigen Sportvereinen sei aber noch niemand darauf angesprungen, bedauert er. Beim Schloss- und Kinderfest will er deshalb die Gelegenheit nutzen, seine Laufräder vorzustellen.