Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Müllsünder bekommen die gelbe Karte
Landratsamt Bodenseekreis kontrolliert Biotonnen derzeit verstärkt auf „Fehlwürfe“
FRIEDRICHSHAFEN - Plastik, Glas, Batterien und Textilien haben im Biomüll nichts verloren. Doch viele Haushalte nehmen es mit der Mülltrennung nicht besonders genau, und so landen regelmäßig große Mengen dieser Stoffe in der braunen Tonne. Seit Mitte Juli ahndet das Landratsamt falsch befüllte Biotonnen nach dem Vorbild des FußballVerwarnsystems.
Plastik, Tetrapaks, Windeln
Es muss schnell gehen, nur wenige Sekunden haben die Mitarbeiter der Abfallwirtschaft Bodensee für jede Mülltonne Zeit, um sie zu leeren. Einmal in den Greifarm des Müllfahrzeugs eingehängt, geht alles vollautomatisch. Mit einem Ruck dreht die Maschine die Biomülltonnen um und kippt den übelriechenden Inhalt in den Laderaum. Zuvor heben die Mitarbeiter einmal kurz den Deckel an und werfen einen schnellen Blick auf den Inhalt.
Tonnen, die Störstoffe wie Plastik, Tetrapaks, Metalle oder Windeln enthalten, bekommen die gelbe Karte. Geleert werden Tonnen mit einem solchen Aufkleber zwar trotzdem, sollten die Mitarbeiter der Abfallwirtschaft bei der nächsten Kontrolle jedoch erneut eine falsche Befüllung feststellen, gibt’s die rote Karte. Dann bleibt die Tonne stehen und der Besitzer muss sich selbst um die Entsorgung der Abfälle kümmern – entweder, in dem er die Fremdstoffe heraussammelt oder indem er die Tonne gegen eine Gebühr als Restmüll extra leeren lässt oder beim Entsorgungszentrum anliefert.
Rund 17 000 Tonnen Biomüll fallen im Bodenseekreis jährlich an. Zwischen vier und acht Prozent beziehungsweise etwa 800 Tonnen davon sind sogenannte Fehlwürfe. Selbst Autobatterien seien schon im Biomüll gelandet, berichtet Robert Schwarz, der Pressesprecher des Landratsamts. Auch in solchen Fällen werde die rote Karte verteilt. „Alles, was man nicht im Blumen- oder Gemüsebeet haben möchte, sollte auch nicht in die Biotonne“, umschreibt Schwarz die Faustregel.
Bereits vor einigen Jahren habe man mit dem Kartensystem gute Erfahrungen gemacht, sagt Schwarz. Ziel der Kartenaktion sei, dass die Leute mitdenken und mitmachen. „Wir spüren bereits, dass die Fehlwurfquote geringer geworden ist“, sagt Robert Schwarz. Noch bis Ende des Jahres will das Landratsamt mit den Karten das Bewusstsein der Bürger schärfen und sie zu einer sorgfältigeren der Zersetzungsvorgang dauert jedoch deutlich länger als etwa bei Küchenabfällen. In der Vergärungsanlage Amtzell werden die Bioabfälle weiterverarbeitet. Dabei entsteht Biogas, woraus wiederum Energie gewonnen wird. Was übrig bleibt, wird zu Flüssigdünger und Kompost, der zur Bodenverbesserung in der Landwirtschaft und im Blumenbeet zum Einsatz kommt. (lieg) Mülltrennung bewegen, um einen Biomüll im Bodenseekreis zu erreichen. Der Grund: Anfang des Jahres ist eine neue Düngemittelverordnung in Kraft getreten.
Dadurch haben sich die Grenzwerte verschärft, die eingehalten werden müssen, damit der Biomüll als Kompost verkauft werden darf. Denn dafür ist ein Gütesiegel notwendig, das die sogenannte Gütegemeinschaft Kompost vergibt. „Wenn zu viel Dreck, der nicht reingehört, in die Biotonne kommt, kostet uns das alle viel mehr“, erklärt Robert Schwarz. Denn wenn der Landkreis durch den Verkauf von Kompost Geld verdienen könne, senke das letztlich auch die Abfallgebühren.