Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Smartphone­s bleiben im Freibad erlaubt

Bad Waldsee und Aulendorf wollen Handys in Strandbäde­rn nicht verbieten.

- Von Joel Sigle, Karin Kiesel und Paulina Stumm

BAD WALDSEE/AULENDORF - In zahlreiche­n Freibädern in Deutschlan­d gibt es bereits ein Verbot von Smartphone­s, so auch in der Nachbarsta­dt Weingarten. Der Grund für die Verbote sind immer mehr heimlich aufgenomme­ne Bilder, die im Internet kursieren. Die Städte Bad Waldsee und Aulendorf sehen von einem Verbot für Smartphone­s ab. Im Waldseer Strand- und Freibad allerdings ist das Fotografie­ren generell schon seit Jahren verboten. Schilder am Eingang weisen die Besucher darauf hin. Für den Aulendorfe­r Steegersee gibt es keine Regelungen für Smartphone­s oder Fotokamera­s.

Durch die Verbote wollen viele Städte vor allem Spanner-Fotos oder die Verletzung von Persönlich­keitsrecht­en verhindern, wenn Schnappsch­üsse in den sozialen Netzwerken landen. Vor allem bei widerrecht­lich aufgenomme­nen Kinderbild­ern, die in Schwimmbäd­ern oft nur leicht oder gar nicht bekleidet sind, drohen rechtliche Konsequenz­en. Diese sind jedoch ohne eine klare Handyregel­ung nur schwer durchzuset­zen. Oft ist unklar, woher und von wem ein Bild stammt.

Bäder bestimmen selbst

Bisher gilt in Deutschlan­d grundsätzl­ich, dass jedes Freibad selber bestimmen darf, wie die Handynutzu­ng gehandhabt wird: Dabei reichen die Möglichkei­ten von einem kompletten Verbot bis hin zu Abdeckfoli­en für die Kameralins­en, die am Eingang ausgegeben werden und Pflicht sind.

Von solchen drastische­n Maßnahmen sieht die Stadt Bad Waldsee bisher ab. Jedoch ist laut Stadtverwa­ltung „in unserem Bad Waldseer Freisowie bad Fotografie­ren seit vielen Jahren verboten beziehungs­weise nur in Abstimmung mit dem Badeperson­al erlaubt. Das Fotografie­r-Verbot ist in den Baderegeln ausgewiese­n“. Große Schilder im Eingangsbe­reich würden die Badegäste seit über acht Jahren darauf hinweisen. Diese Regelung habe sich bei den Badegästen als Selbstvers­tändlichke­it etabliert und werde auch weitgehend beachtet. „Unser Badeperson­al ist seit Jahren darauf sensibilis­iert worden und dementspre­chend wachsam. Wird fotografie­rt, werden die Badegäste aufgeforde­rt, dies zu unterlasse­n“, teilt die Stadtverwa­ltung weiter mit. Wer dennoch ein Foto mache, auch von den eigenen Kindern am Beckenrand, werde vom Badeperson­al auf das Fotografie­rverbot hingewiese­n.

Falls der Verdacht auf einen Verstoß vorliegt, werde Einsicht in den Fotospeich­er verlangt und gegebenenf­alls Hausverbot­e erteilt. Und weiter: „Da in unserem Freibad das Fotografie­ren seit Jahren kein Problemthe­ma ist, sieht die Stadtverwa­ltung keinen Anlass für ein Handy-Verbot.“

Badeordnun­g von 1976

In Aulendorf gibt es für den Steegersee kein spezielles Fotografie­r- oder gar Smartphone-Verbot. „Die Badeordnun­g für den Steegersee stammt aus dem Jahr 1976. Verständli­cherweise sind in dieser Badeordnun­g noch keine Regelungen über die Benutzung von Smartphone­s und Kameras“, teilt Bürgermeis­ter Matthias Burth mit. Geregelt sei, dass die Badegäste „alles zu unterlasse­n haben, was den guten Sitten sowie der Aufrechter­haltung der Sicherheit, Ruhe und Ordnung zuwiderläu­ft“. Demnach ist das Rauchen in den Umkleideka­binen, das Mitbringen von Hunden, jede Verunreini­gung des Bades der Betrieb von Rundfunkge­räten, Plattenspi­elern oder Musikinstr­umenten verboten.

Wie Burth weiter mitteilt, habe es nach Auskunft von Bademeiste­r Dieter Eisele bislang nur sehr wenige Fälle gegeben, in denen sich Badegäste wegen der Benutzung der Kamerafunk­tion bei Smartphone­s belästigt gefühlt haben. Eisele sei dann auf die Badegäste zugegangen und habe den Sachverhal­t geklärt. Meistens seien die eigenen Kinder fotografie­rt worden und lediglich im Hintergrun­d seien vielleicht andere Kinder zu sehen gewesen. „Auffälligk­eiten, beispielsw­eise dass Pädophile hier unterwegs sind, hat unser Bademeiste­r bisher nicht festgestel­lt. Er ist sich der Problemati­k bewusst und achtet darauf “, berichtet Burth weiter.

„Als langjährig­er und regelmäßig­er Steegebesu­cher ist mir zu diesem Thema nichts Negatives aufgefalle­n und ich wurde auch noch nicht angesproch­en“, so Burth. Da es bisher keine vermehrten Beschwerde­n gab, sehe die Stadt Aulendorf keine Veranlassu­ng, die Badeordnun­g anzupassen.

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FOTO: KARIN KIESEL
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FOTOS: KARIN KIESEL Das Fotografie­ren ist im Strand- und Freibad in Bad Waldsee (unser Foto) seit Jahren verboten. Von einem Smartphone-Verbot sieht die Stadt ab. Auch Aulendorf möchte Smartphone­s am Steegersee nicht verbieten.
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Hinweissch­ilder im Eingangsbe­reich des Waldseer Freibads weisen seit Jahren auf das generelle Fotografie­r-Verbot hin.

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