Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Nachfrage nach Wohnraum bleibt hoch
130 Interessenten hoffen auf einen Bauplatz im neuen Baugebiet St. Martinsesch in Bad Schussenried
BAD SCHUSSENRIED - Vier Baugebiete hat die Stadt Bad Schussenried in den vergangenen zwei Jahren erschlossen und vermarktet. Von den rund 100 Bauplätzen beziehungsweise Wohnungen sind mittlerweile noch fünf oder sechs übrig. Diese stehen allerdings nur noch zur Verfügung, weil der Ortschaftsrat Steinhausen diese für Einheimische zurückhalten will.
Die Nachfrage nach Wohnraum ist in Bad Schussenried also weiterhin hoch. Das zeigt auch ein Blick auf die Warteliste für das letzte Baugebiet, das die Stadt derzeit noch plant. Für das Gebiet St. Martinsesch gebe es etwa 130 Interessenten, teilte die Verwaltung diese Woche mit. Da der Gemeinderat die Vergabekriterien noch nicht festgelegt hat, ist noch offen, wer hier den Zuschlag erhält.
Weitere Baugebiete sollen folgen
Klar scheint jedoch schon jetzt: St. Martinsesch wird nicht das letzte Baugebiet sein, das in naher Zukunft in Bad Schussenried entsteht. „Intern laufen erste Beratungen, wo weitere Baugebiete entstehen könnten“, bestätigte Bürgermeister Achim Deinet der SZ.
„In Biberach und Ravensburg gibt es kaum noch oder sogar gar keine Bauplätze mehr, daher kommen die Menschen nun zu uns“, ist seine Vermutung. Eine Rolle spielt sicher auch der Umstand, dass Bad Schussenried eine der wenigen Kommunen in der Region ist, die Bauplätze meistens nach dem Windhund-Prinzip vergibt. Bis auf Steinhausen gingen die Bauplätze in Roppertsweiler, Otterswang und Schussenried-Stadt an diejenigen, die zuerst Interesse bekundet hatten. In vielen anderen Kommunen im Landkreis Biberach werden dagegen Einheimische bevorzugt.
Große Unterschiede gibt es im Landkreis mittlerweile auch bei den Bauplatzpreisen. Während dieser in Biberach im Schnitt bei etwa 200 Euro pro Quadratmeter liegt, schwankt er im Speckgürtel zwischen 140 und 190 Euro/m2. In Bad Schussenried setzte der Gemeinderat die Bauplatzpreise in der Vergangenheit sehr unterschiedlich an: In Steinhausen betrug der Quadratmeterpreis 95 Euro, in Otterswang 105 Euro, im zentral gelegenen Kurpark 150 und in Roppertsweiler 150 Euro.
Bereits im Voraus habe sich abgezeichnet, dass die Bauplatzpreise teilweise zu niedrig gewesen seien, urteilt Deinet. „Die Verwaltung konnte sich im Vorfeld jedoch mit ihren Vorschlägen nicht durchsetzen, die Bauplatzpreise höher anzusetzen“, sagt er. Die Konsequenz sei, dass die Erschließungskosten nicht in jedem Fall zu einhundert Prozent durch den Verkauf der Bauplätze abgedeckt seien.
Noch seien nicht alle vier Baugebiete abgerechnet. Doch schon jetzt zeichne sich ab, dass die Kommune auf einem – wenn auch geringen – Teil der Kosten sitzen bleibe. Für das Gebiet St. Martinsesch hat der Gemeinderat noch keinen Quadratmeterpreis festgelegt. Da ein Großteil des Geländes jedoch noch dem Land Baden-Württemberg gehört, hat es sich in diesem Punkt ein Mitspracherecht erbeten.
Bauplatz wird teurer
Etliche Punkte im Kaufvertrag sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. „Was wir jedoch schon jetzt sagen können, ist, dass die Flächen im St. Martinsesch nicht unter 170 Euro den Quadratmeter verkauft werden“, so Deinet. Derzeit würden erste Gespräche mit möglichen Investoren laufen, bei denen es um die Entwicklung der vier Mehrfamilienblocks direkt an der Biberacher Straße gehe. Mit diesem Thema wird sich der Technische Ausschuss nach den Sommerferien beschäftigen. „Da sich dieses Areal direkt am Eingang unserer Stadt befindet, wollen wir, dass dort etwas architektonisch ansprechendes entsteht.“
Höhere Einnahmen sind wichtig
Und bei zukünftigen Baugebieten erhoffe er sich, dass der Gemeinderat berücksichtige, dass die Liquidität der Stadt auch stark davon abhänge, nicht nur die Ausgaben zu regulieren. Sondern eben auch zu schauen, wo die Kommune mehr Geld einnehmen kann. Bereits im Jahr 2016 sagte die IHK Ulm für Bad Schussenried einen Wohnraumbedarf von rund 400 Wohnungen bis 2030 voraus. Diese Prognose dürfte inzwischen jedoch bereits überholt sein. „Es gilt daher, dranzubleiben. Im Gegensatz zu anderen Dörfern und Städten gibt es bei uns noch weitere potenzielle Flächen. Die gilt es nun, auch im Hinblick auf die Novelle im Baugesetzbuch, auszunutzen“, so Deinet.