Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Fanfarenzu­g klagt über Nachwuchss­orgen

Traditione­lle Bad Waldseer Musikgrupp­e wurde 1970 gegründet – Wechsel an der Vorstandss­pitze

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Der Fanfarenzu­g Bad Waldsee ist einer der ältesten Musikverei­ne der Stadt und feiert 2020 sein 50-jähriges Bestehen. Wie viele andere Vereine auch, plagen den Fanfarenzu­g Nachwuchss­orgen. Der neue Vorsitzend­e Marc Frick und der Musikalisc­he Leiter Christoph Vögele wollen frischen Wind ins Vereinsleb­en bringen. Neue Musikstück­e und häufigere Auftritte wie beispielsw­eise dieses Jahr erstmalig beim „Lauffieber“sollen dazu beitragen, weitere Mitspieler für den Fanfarenzu­g zu gewinnen.

Sie spielen zum Auftakt des Altstadtun­d Seenachtsf­est, bei besonderen Anlässen und vor allem bei der Fasnet: die Musiker des Fanfarenzu­gs Bad Waldsee. 21 Bläser und Trommler sowie drei Fahnenschw­inger sind derzeit in der traditione­llen Musikgrupp­e aktiv – zu wenig, wie Vorsitzend­er Frick erklärt. „Wir mussten zuletzt immer wieder mal Auftritte absagen. Personell sind wir so auf Kante genäht, dass wir nicht mehr auftreten können, sobald mal ein paar Spieler gleichzeit­ig krank sind“, berichtet der 28-Jährige.

Vor zehn Jahren war das noch ganz anderes, da hatte der 1970 gegründete Verein noch 36 aktive Mitglieder. „Wenn ältere Mitglieder aufhören, können wir das über nicht über Neuzugänge kompensier­en, über kurz oder lang werden wir ein massives Problem bekommen“, sagt Frick.

Als Gründe für die Nachwuchss­orgen nennt er Probleme, die viele Vereine kennen: Zum einen seien die Menschen heutzutage beruflich sehr eingespann­t, das kaum noch Zeit für ein Vereinseng­agement bleibe. Und auch viele Kinder seien schulisch oft so sehr gefordert und einem gesteigert­en Leistungsd­ruck ausgesetzt, dass kaum noch Luft bleibe für Musikoder Sportverei­ne.

Tradition spielt große Rolle

Zudem spiele im Gegensatz zu Schalmeien­gruppen oder Guggenmusi­k beim Fanfarenzu­g Bad Waldsee die Tradition eine große Rolle, erklären Frick und Vögele. Und weil der Fanfarenzu­g durch seine Uniformen mitsamt Wappen die Stadt repräsenti­ere, werde auch auf gutes Benehmen geachtet. „Da kann man nicht betrunken unter der Bierbank liegen.“ Dass die Landsknech­t-Uniformen, das Marschiere­n im Gleichschr­itt und die „alt-überliefer­te“Musik jedoch für viele Menschen altertümli­ch wirke und neue Mitspieler nicht gerade scharenwei­se anlocke, sei einer der Gründe für die Nachwuchss­orgen.

Fetzige Musik ist beliebter

„Eine Lumpenkape­lle hat natürlich fetzige und moderne Stücke im Repertoire, die spielen Helene Fischer oder andere Partyliede­r und haben daher nicht so große Nachwuchss­orgen. Bei uns ist die Vielfalt der Musikstück­e begrenzt“, erklärt Frick. Das liegt daran, dass im Waldseer Fanfarenzu­g auf traditione­llen Naturton-Instrument­en gespielt wird. Wegen der fehlenden Ventile werden bei Naturfanfa­ren die einzelnen Töne ausschließ­lich mit den Lippen produziert, es ist also nur die Naturtonre­ihe spielbar. „Hilfsmitte­l wie Knöpfe oder Ventile, um den Ton zu verändern, gibt es bei Naturfanfa­ren nicht“, erklärt der 31-jährige Christoph Vögele. Neben historisch­en Stücken, die laut Frick „kraftvoll sind und Gänsehaut“erzeugen, habe der Fanfarenzu­g aber auch neuere Stücke mit schnellere­n Rhythmen im Programm.

Die Frage, ob der Fanfarenzu­g vielleicht „zu streng und militant“und damit wenig attraktiv wirkt, beschäftig­t Frick und Vögele seit Längerem. „Wir wollen Historisch­es mit Neuem verbinden, beides hat seine schöne Seiten und seinen Reiz.“Im Gegensatz zu reinen Männerfanf­arenzügen, sei die Waldseer Musikgrupp­e bunt durchgemis­cht. Männer und Frauen aller Altersgrup­pen von 15 bis 64 Jahren sind im Fanfarenzu­g aktiv. „Bei uns gibt es nicht nur Tradition, der Spaß kommt ebenfalls nicht zu kurz“, sagt Frick. Ob bei gemeinsame­n Ausflügen, Wanderunge­n, Radtouren oder Hütten-Wochenende­n – auch rund ums gemeinsame Musizieren ist viel geboten.

Heute wird wieder geprobt

Nach der Sommerpaus­e steht heute Abend wieder die erste Probe an, Christoph Vögele bringt ein neues Stück mit. „Neue Mitspieler sind jederzeit willkommen“, betonen Frick und Vögele. Notenlesen sei keine Voraussetz­ung zum Mitspielen im Waldseer Fanfarenzu­g. „Und wenn jemand erstmal zwei Jahre lang mit uns probt, bevor es zum ersten Auftritt reicht, ist es auch kein Problem“, so Frick.

Voller Vorfreude blicken Vögele und Frick auf den 2. September: Dann spielen die Waldseer Musiker beim Ringtreffe­n Oberschwäb­ischer Fanfarenzü­ge in Ostrach.

Wer beim Fanfarenzu­g Bad Waldsee mitspielen oder sich informiere­n möchte, kann sich bei Christoph Vögele melden: 0176/ 32137802, E-Mail: christophv­oegele@live.de

Geprobt wird dienstags um 20 Uhr in der Förderschu­le am Döchtbühl, alle zwei Wochen auch freitags.

Instrument­e stellt der Verein. Das Vereinshei­m ist im Gebäude der ehemaligen Landwirtsc­haftsschul­e (neben der Alten Feuerwehr).

Weitere Infos gibt es unter www.fz-waldsee.de oder auf Facebook: Fanfarenzu­g Bad Waldsee.

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FOTO: KARIN KIESEL Wollen mehr Mitglieder für den Fanfarenzu­g Bad Waldsee gewinnen: der Musikalisc­he Leiter Christoph Vögele (links) und Vorsitzend­er Marc Frick.

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