Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Sepp Mahlers vielseitige Bilder begeistern
Kunstfreunde feiern das alljährliche Sommerfest des Förderkreises Sepp-Mahler-Haus in Bad Wurzach
BAD WURZACH (les) - Unter dem Motto „Mensch Mahler!“hat der Förderkreis des Sepp-Mahler-Hauses Bad Wurzach am Sonntag zum Sommerfest eingeladen.
Es war eine Annäherung an den Künstler Sepp Mahler durch den Schriftsteller Peter Renz, mit Texten von Manfred Bosch (der wegen Krankheit absagen musste), gelesen von Alfred Buschle, und den alteingesessenen Wurzacher und früheren Stadtarchivar Otto Frisch. Schauspieler Walter Frei las zudem Texte von Sepp Mahler selbst. Das kam gut an: An die 100 Gäste fanden sich in der Ravensburger Straße ein.
„Wir machen das Fest nun schon viele Jahre“, erklärt Adelgund Mahler, Tochter des verstorbenen Künstlers und Vorsitzende des Förderkreises, bei der Begrüßung, während sie noch eine Bowle aus Limetten, Ingwer, selbsthergestelltem Holunderblütenund Zitronensirup sowie Ananassalbei vorbereitet. „Das ist eine mediterrane Salbeiart, die ich aber jeden Winter rein holen muss.“Danach werde noch Sprudel dazu gefügt, um ein erfrischendes Getränk zu erhalten.
„Bei uns ist heute alles alkoholfrei und ohne tierisches Eiweiß“, erläutert die Gastgeberin mit Blick auf die kleinen Kärtchen neben ihren Leckereien, auf denen Dinge wie „Moormuffins, vegan“zu lesen ist. Kaum ist dies geschafft, erscheinen auch schon die ersten Gäste, die mit kurzem Halt im wunderschön geschmückten Wintergarten Platz nehmen. Dort sind unter Sonnenschirmen schon im Vintage-Stil Tische und Stühle mit Blick auf einen größeren Tisch mit Mikrofonen aufgestellt.
„Unsere Idee war, Gespräche mit Gästen zu machen, anstatt einen Vortrag, da es offener und flexibler ist“, erzählt Uwe Gorzalka, stellvertretender Vorsitzender des Förderkreises. Das sei inspirierend und jeder könne etwas beitragen. Ihm selber habe der Künstler die Gegend um Bad Wurzach erst verständlich gemacht. „Ich bin erst vor 36 Jahren hierhin gekommen“, berichtet Gorzalka. „Die außergewöhnliche künstlerische Kraft der Bilder hat mich begeistert. Und für den Erhalt dieser Werte engagiere ich mich.“
Und diese Begeisterung für die Werke von Sepp Mahler verbinden ihn auch mit Peter Renz. Der Schriftsteller aus Waldburg war Zeitgenosse von Mahler. „Wir waren damals zusammen im literarischen Forum Oberschwaben“, erzählt Renz rückblickend. „Danach haben wir uns oft getroffen und ich habe auch viele Ausstellungen von ihm eröffnet.“Wichtig sei, die Erinnerungen an Mahler aufrecht zu halten und zu teilen, sagt Renz. Deshalb finde er es auch wichtig, dass sich Adelgund Mahler so für den Erhalt der Werke ihres Vaters einbringt.
„Die außergewöhnliche künstlerische Kraft der Bilder hat mich begeistert.“
Uwe Gorzalka, stellvertretender Vorsitzender des Förderkreises
Mal düster, mal heiter
Aber auch Kaan Kara, der Sepp Mahler nie kennen gelernt hatte, ist begeistert von dessen Werke. „Ich komme seit circa zehn Jahren immer wieder her, da ich ein Nachbar von Adelgund Mahler bin“, sagt er. „Ich bin quasi in diesem Haus groß geworden.“Die Kunst von Sepp Mahler sei so vielseitig, dass er gar nicht klar sagen könne, was ihn speziell begeistere. „Man findet in seinen Werken einfach alles. Das Düstere seiner schweren Zeit, aber auch das Heitere ist da.“
Besonderen Gefallen habe Kara aber an dem Bild „Sichenberg“gefunden, das um 1926/27 entstanden ist. „Die Linde an sich ist toll“, erklärt er begeistert. Und Adelgund Mahler fügt noch hinzu, dass ein Baum ja sehr viel symbolisiere. „Die Verwurzelung ist wichtig, aber auch die oben offene Krone“, die ihre Zweige in alle Richtungen strecke. So ist es auch kein Wunder, dass Adelgund Mahler den jungen Kara gebeten hat, ein Lied zu spielen, das sich um das Thema Menschlichkeit dreht. „Das ist passend und immer ein Thema“, erklärt der junge Musiker, der das Lied selbst komponiert hat.
Für den vertsorbenen Rupert Leser gab es eine Schweigeminute.